Burning Man & Co: Festivals verstärken transformative Erfahrungen

Besucher auf dem Burning Man 2016 Copyright/Quelle: Carnaval.com (via WikimediaComons) / CC BY-SA 2.0
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Sonnenaufgang über dem Festivalgelände am Cirque Gitane des „Burning Man“ in Nevada, 2017. Copyright/Quelle: Steve Jurvetson (via WikimediaComons) / CC BY-SA 2.0

Sonnenaufgang über dem Festivalgelände am Cirque Gitane des „Burning Man“ in Nevada, 2017.
Copyright/Quelle: Steve Jurvetson (via WikimediaComons) / CC BY-SA 2.0

New Haven (USA) – Dass Massenversammlungen wie kollektive Rituale, Zeremonien und Pilgerfahrten starke soziale Bande unter den Teilnehmer knüpfen und Gefühle von Einheit und Zusammengehörigkeit in diesen Gemeinschaften hervorrufen können, war bereits bekannt. Eine aktuelle Studie nun moderne Massenzusammenkünfte in Form von Kreativ-Festivals wie das „Burning Man“-Festival auf ihre psychologischen Wirkungen hin untersucht.

Wie das Team um Daniel Yudkin und Professor M.J. Crockett von der Yale University aktuell im Fachjournal “Nature Communications” (DOI: 10.1038/s41467-022-29600-1) berichtet, haben sie auf verschiedenen mehrtätigen Kreativ-Festivals in den USA und Großbritannien (Burning Man, Burning Nest, Lightning in a Bottle, Dirty Bird und Latitude) mehr als 1.2000 Besucher nach ihren subjektiven Eindrücken und Auswirkungen ihrer Teilnahme an den Massenversammlungen befragt.

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Das Ergebnis dieser Umfrage zeigt, dass jene Menschen, die auf diesen Veranstaltungen transformative Erfahrungen gemacht haben, sich meistens danach auf aufgeschlossen für die Vorstellung einer Verbundenheit mit der Menschheit im Allgemeinen wie auch willens zeigten, Fremden zu helfen.

„Wir wissen schon lange, dass Festivals, Pilgerschaften und Zeremonien dazu führen, dass sich diese Menschen sich noch mehr mit dieser Gruppe verbunden fühlen“, so Yudkin und führt dazu weiter aus: „In unserer Arbeit können wir nun zeigen, dass es solche Erfahrungen und Erlebnisse auch säkularen Zusammenkünften gibt, wie sie das Potenzial haben, die Grenzen von Moralvorstellungen auch jenseits der eigenen gewohnten Gruppe zu erweitern.“

Anblick des gewaltigen Lagerfeuers am Burning man 2016. Copyright/Quelle: Beth Scupham (via WikimediaCommons) CC BY-SA 2.0

Anblick des gewaltigen Lagerfeuers am Burning man 2016.
Copyright/Quelle: Beth Scupham (via WikimediaCommons) CC BY-SA 2.0

Insgesamt erklärte 63.2 Prozent der Befragte, auf ihrem Festival derart tiefgreifende transformative Erfahrungen gemacht zu haben, dass sie die Veranstaltung verlassen haben, und sich selbst radikal verändert fühlten. Zahlreiche Menschen, die diese Aussage machten, erklärten zudem, dass die zuvor eigentlich nicht das Bedürfnis hatten, eine solche Transformation durchzumachen. Nur 28 Prozent dieser Gruppe gaben zudem an, auf den Festivals psychedelische Substanzen konsumiert zu haben. Es war zugleich genau diese Gruppe, die von den intensivsten Transformationserfahrungen berichtete.

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Die Mehrheit jener Menschen, die von transformativen Erlebnissen berichtete, erklärte zudem, dass sie sich dabei zugleich verstärkte Gefühle der Verbundenheit mit allen Menschen erlebt hätten. Zudem hätte sich mit jedem weiteren Tag der Veranstaltung ihre Großzügigkeiten auch über die eigenen familiäre und Freundesgruppe hinaus erweitert und dabei auch zuvor gänzlich Fremde miteingeschlossen.

Auch nach den Festivals haben die Forschenden später nochmals Kontakt zu einigen der Befragten aufgenommen und zudem rund 2.000 andere Teilnehmer der Veranstaltungen kontaktiert, die sie zuvor nicht interviewt hatten. Als Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte sich, dass die transformativen Erfahrungen und die damit einhergehenden prosozialen Empfindungen mindestens sechs Monate über das Event hinaus anhielten.

Besucher auf dem Burning Man 2016 Copyright/Quelle: Carnaval.com (via WikimediaComons) / CC BY-SA 2.0

Besucher auf dem Burning Man 2016
Copyright/Quelle: Carnaval.com (via WikimediaComons) / CC BY-SA 2.0

“Unsere Ergebnisse erinnern uns in wichtiger Weise daran, was wir in den Jahren der pandemischen Isolation alles vermisst haben können – und die Rede ist hier nicht nur von Festivals wie dem Burning Man“, so Yudkin abschließend. „Die rede ist eben auch und gerade von starken sozialen Erfahrungen, die der Soziologe Emile Durkheim als ‚kollektives Aufbrausen‘ bezeichnet.“ Crockett bemerkt abschließend: „Transformative Erfahrungen helfen uns dabei, Menschen von den Grenzen ihres Selbst zu transzendieren und sie mit dem Rest der Menschheit zu verbinden. Das sind äußerst wichtige Qualitäten, die es zu kultivieren gilt, um das Ende dieser Pandemie zu erreichen und zukünftige zu vermeiden.“




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Recherchequelle: Yale University

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