Cassinis letzter Blick auf die nördlichen Meere und Seen auf Titan
Pasadena (USA) – Vier Tage, bevor sie am 15. September 2017 absichtlich und gezielt in die Atmosphäre des Saturns gelenkt wurde, wo sie verglühte, nahm die NASA-Sonde „Cassini“ noch einmal den größten Saturnmond Titan ins Visier. Die jetzt veröffentlichten Aufnahmen zeigen den letzten Blick Cassinis auf die Landschaft der nördlichen Polarregion des Mondes mit seinen charakteristischen Meeren und Seen aus flüssigem Methan und Ethan, in denen Wissenschaftler auch Leben nicht ausschließen wollen.
Die Mosaikaufnahme zeigt unter anderem etwa im Zentrum das rund 390 Kilometer durchmessende Punga Mare, darunter das 500 Kilometer breite Ligeia Mare und in der linken Hälfte das rund 1.200 Kilometer ausgedehnte Kraken Mare. Die sich um diese Meere gruppierenden kleineren Seen sind in der rechten Bildhälfte zu sehen.
Die jetzt zum hier gezeigten Mosaik zusammengesetzten Bilder wurden mit der ISS-Engwinkelkamera an Bord der Sonde mit einem Spektralfilter für Licht im nahen Infrarotbereich (bei 938 Nanometer) aufgenommen. Sie zeigen die Oberflächenmerkmale in einer Distanz von ca. 140.000 Kilometern und damit in einer Auflösung von 800 Metern pro Pixel.
Das Mosaik stellt eine orthografische Projektion mit dem Mittelpunkt bei 67.19 Grad nördlicher Breite und 212.67 westlicher Länge dar. Es zeigt die Region also in etwa so, wie sie ein Betrachter mit einem Teleskop aus der Ferne sehen würde.
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Neben dem immer noch unbeantworteten Fragen darüber, wie die Seen einst entstanden, stellt auch das Titan-Wetter die Wissenschaftler noch immer vor viele Rätsel. Tatsächlich ist Titan mit seinem Kreislauf aus den flüssigen Kohlenwasserstoffen Methan und Ethan der einzige bekannte Himmelskörper neben der Erde, auf dem es in unserem Sonnensystem einen Flüssigkeitskreislauf von Verdunstung, Wolkenbildung, Regen und Schnee, Abfluss in Form von Flüssen und der erneuten Ansammlung der Flüssigkeiten in Seen und Meeres gibt.
Während des Titan-Sommers über der südlichen Hemisphäre, beobachtete Cassini bereits Wolkenaktivität über dem Südpol des Saturnmondes (siehe: PIA06112 und PIA06109). Dennoch zeigten die typischen Cassini-Aufnahmen während des nördlichen Titan-Frühlings und -Sommer nur wenige kleinere Wolken, die sich auf dem jetzt veröffentlichten Mosaik (s. Abb.) als helle Strukturen unterhalb der Mitte des Mosaik und über dem Ligeia Mare.
„Zuvor hatten wir eine größere Symmetrie zwischen dem nördlichen und südlichen Sommer erwartet“, berichtet Elizabeth Turtle vom Johns Hopkins Applied Physics Lab und dem Cassini Imaging Science Subsystem (ISS) der NASA und führt weiter aus: „Jetzt aber sehen wir nur weniger bis keine der vorhergesagten atmosphärischen Sommerwolken über den nördlichen Breiten und das schon seit Jahren. Der Umstand, dass diese bis zum Ende der Mission also immer noch nicht erschienen sind, liefert uns einige interessante Informationen über den Methan-Ethan-Kreislauf und das Wetter auf Titan.“
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