Washington (USA) – Die Veröffentlichung des neuen UAP-Reports der US-Geheimdienste über die Arbeit und Ergebnisse des UFO- bzw. UAP-Untersuchungsbüros „AARO“ wird von UFO-Enthusiasten, -Forschenden, -Skeptikern und Journalisten unterschiedlich gewertet und interpretiert. In einem weiteren GreWi-Gastbeitrag diskutiert einer der ehemals ranghöchsten US-Geheimdienstler, der ehemalige US-Ministerialdirektor für Verteidigung und Geheimdienste, Christopher Mellon, die wichtigsten Eckpunkte und Erkenntnisse des neuen UAP-Reports.
– Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine vom Autor ausdrücklich genehmigte deutschsprachige Übersetzung eines Originalartikels von Christopher Mellon durch grenzwissenschaft-aktuell.de (GreWi), der am 12.01.2023 auf www.chrstophermellon.net unter dem Titel“ Key Takeaways from 2023 ODNI UAP Report“ erschien. Die darin formulierten Meinungen und Ansichten sind die des Autoren.
- Wie der Krieg in der Ukraine und die jüngsten Konflikte in Armenien und im Jemen deutlich zeigen, spielen Drohnen zunehmend eine wachsende Rolle bei der Entscheidung über den Ausgang militärischer Konflikte. Daher ist jede Fähigkeit, die dazu beiträgt, Störungen zu reduzieren und echte Bedrohungen aus der Luft zu identifizieren, von großem Wert für das Militär und die nationale Sicherheit. In dieser Hinsicht zahlen sich Kongressinitiativen im Zusammenhang mit UAP bereits aus, indem sie unsere Fähigkeit verbessern, legitime Bedrohungen von harmlosen Ballons und anderen Störungen im Luftraum zu unterscheiden. Zu den ersten Fortschritten gehört die Identifizierung von 173 von 510 UAP. Wenn das stimmt, ist das eine große Errungenschaft mit weitreichenden Auswirkungen auf die Sicherheit im Indopazifik. Bemerkenswerterweise wurden diese beeindruckenden Fortschritte erzielt, ohne einen einzigen zusätzlichen Cent für die nationale Sicherheit bereitzustellen. Bravo an den Kongress für die Verfolgung des UAP-Problems!
- Trotz großer Durchbrüche bei der Identifizierung vieler UAP hat sich die Gesamtzahl der verbleibenden militärischen UAP-Vorfälle, die der AARO gemeldet wurden, von 143 im Juni 2021 auf 314 im August 2022 mehr als verdoppelt. Diese Zahl wird weiter zunehmen und damit auch die Bedeutung der Fortsetzung der UAP-Datensammlung und -Analyse.
- Zum Glück zeigt der Bericht große Fortschritte bei der Entwicklung einer effektiven Regierungskapazität zur Untersuchung des UAP-Rätsels und Willen, die die bisherige Unwissenheit zu durchbrechen, die viel zu lange Fortschritte beim Verständnis des Phänomens verhindert haben. Der Kongress hat dies ermöglicht, und die fortgesetzte Unterstützung durch den Kongress wird entscheidend bleiben, da die neue UAP-Organisation um den Zugang zu nachrichtendienstlichen Erfassungs- und Analysekapazitäten konkurriert. Bisher scheint AARO insgesamt gut darin zu sein, die Zusammenarbeit mit den Militär- und Geheimdiensten zu erreichen. Die größten offenen Fragen in dieser Hinsicht betreffen die Zusammenarbeit von USAF und CIA, etwas, das der Kongress genau überwachen muss. Hoffentlich nehmen die Bewilligungsausschüsse die gute Arbeit der Genehmigungsausschüsse zur Kenntnis und stellen der AARO die Ressourcen zur Verfügung, die sie für ein effektives Funktionieren in der Zukunft benötigt.
- Leider enthält der Bericht das absolute Minimum an Informationen, die erforderlich sind, um der Forderung des Kongresses nach einem nicht klassifizierten Bericht nachzukommen. In mancher Hinsicht ist der Bericht sogar noch weniger informativ als der erste „vorläufige Bericht“, der im Juni 2021 veröffentlicht wurde. Beispielsweise offenbarte der vorläufige Bericht die Anzahl der Vorfälle, die von mehreren Quellen (z. B. Radar, visuell und IR) bestätigt wurden.Darüber hinaus behauptet der Kolumnist der New York Times, Julian Barnes, unter Berufung auf ungenannte „amerikanische Beamte“, dass sich einige der Vorfälle mit US-Militärinventar oder als chinesische Drohnen erwiesen hätten. Diese Informationen könnten zwar tatsächlich in dem Verschlusssachenbericht enthalten sein, sind aber zumindest nicht Teil den nun veröffentlichten unklassifizierten Berichtes.Der Bericht enthält auch keinen Hinweis darauf, ob eines der 314 Ereignisse im Weltraum oder unter Wasser stattfand oder ausländischen Regierungen zuzuschreiben war. Unbeantwortete Fragen gibt es zuhauf.
- Die Regierung demonstrierte erneut ihre einzigartige und unheimliche Fähigkeit, ein an sich faszinierendes Thema in einen lästigen bürokratischen Jargon abzuhandeln. Wenn die Absicht darin bestand, den Bericht so harmlos, unauffällig und langweilig wie möglich zu gestalten, haben die Autoren das außergewöhnlich gut gemacht. Ich sage das teilweise im Scherz, aber in Wahrheit scheint es, als ob Anstrengungen unternommen wurden, um die Auswirkungen der Daten zu minimieren. Zum Beispiel gibt es einen unglaublich starken Kontrast zwischen den beeindruckenden Zeugnissen von UAP-Fähigkeiten, die von Navy-Piloten berichtet werden (z. B. „etwas nicht von dieser Erde“) und der schlaffen UAP-Berichtssprache, die im Gegensatz dazu behauptet: „Einige dieser nicht charakterisierten UAP scheinen ungewöhnliche Flugeigenschaften oder Leistungsfähigkeiten aufgezeigt zu haben und bedürfen weiterer Analyse“.
Hinweis GreWi: Einen ersten ausführlichen Hintergrundbericht von GreWi-Herausgeber Andreas Müller zum neuen UAP-Report von IDNI und AARO finden Sie HIER
Zusammenfassend ist die gute Nachricht, dass das UAP-Problem innerhalb der Regierung an Zugkraft und Akzeptanz gewinnt. Einige Vorfälle wurden bereits gelöst, und unsere Nation ist dadurch möglicherweise bereits sicherer. Wenn es beispielsweise stimmt, dass einige der Vorfälle vor der Küste Kaliforniens als chinesische Drohnen identifiziert wurden, ist das ein großer Durchbruch für den US-Geheimdienst, der ohne den neuen Fokus auf das Sammeln und Untersuchen von UAP-Berichten nicht stattgefunden hätte. Bei fortgesetzter Unterstützung durch den Kongress ist zu erwarten, dass wertvolle neue Erkenntnisse gewonnen werden.
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Nochmals, wie wir täglich in der Ukraine sehen, war eine effektive Luftraumüberwachung noch nie so herausfordernd oder wichtiger als heute. Die nationale Sicherheit wird also ganz sicher davon profitieren. Lassen Sie uns auch nicht aus den Augen verlieren, dass auch die Wissenschaft davon profitieren kann. Nachdem ich an Nachbesprechungen zahlreicher Militärflieger und Radarbetreiber teilgenommen habe, glaube ich, dass dies eine echte Option ist. Tatsächlich habe ich mit mehreren glaubwürdigen Personen gesprochen, die behaupten, die USA hätten Beweise für außerirdische Technologie in ihrem Besitz.
Dies sind in der Tat aufregende Zeiten!
Christopher Mellon war 20 Jahre lang in den US-Geheimdiensten tätig und diente unter anderem als Minderheitsdirektor des Senate Intelligence Committee (Minority Staff Director of the Senate Intelligence Committee) und als Ministerialdirektor für Verteidigung und Geheimdienste (Deputy Assistant Secretary of Defense for Intelligence). Im US-Senat war er als Berater des damaligen Senators William S. Cohen (R-ME) u. a. 1986 für Gesetzentwürfe für das “Special Operations Command“ mitverantwortlich.
Mellon lehrte an der Gerogetown University, schrieb zahlreiche Fachartikel zur Öffentlichkeitspolitik und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter die „National Reconnaissance Office Gold Medal“, die „DIA Director’s Medal“ und den “Secretary of Defense Public Service Award“. Zudem diente er als Vorsitzender des Wissenschaftskommitees am Carnegie Museum of Natural History.
Christopher Mellon erhielt seinen B.A. am Colby College und seinen M.A. an der Yale University. Seit seinem Ruhestand aus dem Bundesdienst ist Mellon als privater Anlageninvestor in Biotech und Informations-Technologie-Start-Ups. Er ist u. a. durch TV-Auftritte in der TV-Serie „Unidentified“ (History Channel) und dem Kinofilm „The Phenomenon“ bekannt.
Webseite: www.christophermellon.net
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