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Deutlich mehr mittelalterliche Schreiberinnen als bislang bekannt

Selbstporträt und Signatur der mittelalterlichen Buchmalerin Guda.Copyright/Quelle: Ommundsen et al., Humanities and Social Sciences Communications“  2025 / Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt, Ms. Barth. 42, fol. 110 v
Selbstporträt und Signatur der mittelalterlichen Buchmalerin Guda.
Copyright/Quelle: Ommundsen et al., Humanities and Social Sciences Communications“  2025 / Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt, Ms. Barth. 42, fol. 110 v

Bergen (Norwegen) – Ein internationales Forschungsteam hat erstmals eine groß angelegte Analyse zur Beteiligung von Frauen an der mittelalterlichen Manuskriptproduktion durchgeführt. Das Ergebnis: Es gab deutlich mehr Schreiberinnen als bislang vermutet.

Wie das Team um Åslaug Ommundsen von der Universität Bergen aktuell im Nature-Fachjournal „Humanities and Social Sciences Communications“ (DOI: 10.1057/s41599-025-04666-6) berichtet, zeigt ihre Auswertung der bekannten und erhaltenen, zwischen 800 und 1626 n. Chr. entstandenen Handschriften, dass davon mindestens 1,1 Prozent von Buchmalerinnen und Schreiberinnen erstellt, bzw. kopiert. Insgesamt gehen die Forschenden über 110.000 Manuskripten aus, von denen heute etwa 8.000 noch existieren.

Die Studie basiert auf der Untersuchung von 23.774 sogenannten Kolophonen – kurzen Vermerken am Ende mittelalterlicher Handschriften, die Informationen über den Schreiber, den Entstehungsort und manchmal auch persönliche Anmerkungen enthalten. Dabei identifizierten die Wissenschaftler 254 eindeutig weiblichen Schreiberinnen zugeordnete Kolophone. Fälle mit unsicherer oder nur wahrscheinlicher weiblicher Autorschaft wurden nicht berücksichtigt, um eine konservative Schätzung zu gewährleisten.

Die Analyse zeigte, dass der Anteil weiblicher Schreiberinnen und Buchmalerinnen über Jahrhunderte hinweg relativ konstant blieb. „Nach 1400 nahm jedoch die Zahl der von Frauen verfassten Manuskripte in lokalen Sprachen deutlich zu, was auf eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz hindeutet. Interessanterweise entstammt nur ein kleiner Teil dieser Manuskripte bekannten weiblichen Schreibwerkstätten in Klöstern.“ Dies deute darauf hin, dass es weitere, bislang unbekannte Netzwerke von Frauen gab, die somit aktiv zur Schriftkultur beitrugen.

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Die Ergebnisse werfen neue Fragen über die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf, die die weibliche Manuskriptproduktion beeinflussten. Zukünftige Forschungen sollen die geografische und zeitliche Verteilung weiblicher Kolophone detaillierter kartieren sowie Hinweise auf bislang unerkannte Buchnetzwerke und Bildungseinrichtungen untersuchen.

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Studie: Warum mehr Frauen als Männer der Hexerei verdächtigt wurden 20. November 2023

Recherchequelle: Humanities and Social Sciences Communications

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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