Washington (USA) – Am gestrigen Mittwoch stand der Direktor der neuen UFO/UAP-Untersuchungsbehörde „AARO“ (All-Domain Anomaly Resolution Office) in einer teils öffentlichen, teils klassifizierten Anhörung Mitgliedern des US-Senatsunterausschusses „United States Senate Committee on Armed Services” bzw. “Senate Armed Services Committee” (SASC) Rede und Antwort. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) trägt die wichtigsten neuen Erkenntnisse aus der öffentlichen Anhörung zusammen.
UPDATE 21.4.2023, 07:55h: Dieser Beitrag wurde um eine „GreWi-Anmerkung“ zur MQ-9 Reaper-Drohne aktualisiert.
Nach der Einführung durch die Ausschuss-Vorsitzende, der Senatorin von New York Kirsten Gillibrand, in der die Hintergründe von AARO und zu dessen Leiter Dr. Sean Kirkpatrick ausgeführt wurden, richtete dieser ebenfalls zusammenfassende Worte über die Arbeit von AARO an die Anwesenden.
In ihrer Ansprache nahm Gillibrand zunächst erneut Bezug zu den jüngsten Abschüssen unidentifizierter Flugobjekte über Nordamerika im Februar 2023 und unterstrich, dass im Zuge dieser Vorgänge offiziell bestätigt wurde, was UFO-Forscher bereits zuvor herausgefunden und veröffentlicht hatten: Dass weltweit die Filter von zivilen wie militärischen Radarsystemen derart eingestellt waren, dass Detektionen von Flugobjekten mit extremen Flugeigenschaften (darunter extrem hohe und extrem niedrige Geschwindigkeiten, bestimmte Größen und Flughöhen) automatisch aussortiert wurden. Als dieser Umstand abgeändert wurde, kam es auch zur vermehrten Detektion unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene im entsprechenden Luftraum (UFOs/UAP).
Anmerkung GreWi: Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) berichtete hierüber bereits ebenso wie GreWi-Herausgeber Andreas Müller in seinem Buch „Deutschlands UFO-Akten“. Aktuell wurde dieser Umstand auch vom Bundesverteidigungsministerium ebenso offiziell bestätigt wie die Tatsache, dass Deutschland seine Radarsysteme in Folge der UFO-Abschüsse über Nordamerika und der Neujustierung der US-Systeme nicht angepasst hat und dies auch nicht plane. Hierzulande wird es also weiterhin dabei bleiben, dass Objekte, die sich langsamer, schneller, höher und exotischer bewegen und verhalten, wie man dies von konventionellen Flugobjekten erwartet, tatsächlich nicht detektiert, bzw. entsprechende Detektionen aus den Systemen bereinigt werden (…GreWi berichtete).
Ebenso wurde von Anwesenden darauf hingewiesen, das AARO hauptsächlich das Ziel verfolgt, das Territorium der USA und die nationale Sicherheit vor feindlichen Handlungen und Aktivitäten dadurch zu schützen, dass man möglichst erkennt, was mit welchen Fähigkeiten sich im US-Luftraum und Einsatzgebieten des Militärs bewegt, ohne dass diese USA von den USA selbst kontrolliert werden.
In seiner einführenden Aussage, in der Kirkpatrick zunächst auf die bisherige Arbeit von AARO seit seiner Gründung im Juli 2022 (…GreWi berichtete) einging, nannte der AARO-Chef auch einige neue Informationen zu Struktur und Arbeit des UFO/UAP-Untersuchungsbüros.
Unter anderem benennt er die Anzahl der direkten AARO-Mitarbeiter mit „mehr als drei Dutzend Experten“. Diese seien im Rahmen von „vier operativen Gebieten“ tätig: „Operationen, wissenschaftliche Forschung, integrierte Analysen und strategische Kommunikation“.
In den vergangenen neun Monaten seit der Einrichtung von AARO, habe man wichtige Schritte zur Datensammlung zu UAP getan. Darüber hinaus habe man die internen UAP-Meldeprozedere innerhalb des Verteidigungsministeriums standardisiert und einen Rahmen für gründliche wissenschaftliche wie geheimdienstliche Analysen etabliert. Dies habe es der Einheit ermöglicht, „zahlreiche Fälle in einer systematischen und priorisierten Art und Weise aufzuklären.“
Darüber hinaus arbeite das AARO weiterhin intensiv an der vom Kongress geforderten, bis 1945 zurückreichenden Aufarbeitung der historischen Akten zu früheren UAP/UFO-bezogenen Projekten und Missionen (…GreWi berichtete).
Weiterhin sei das AARO zwar grundsätzlich einem besseren Verständnis von UAP verpflichtet, konzentriere sich dabei aber tatsächlich auf UAP-Berichte von Mitgliedern der US-Streitkräfte, des Verteidigungsministeriums sowie der Geheimdienste in und um Anlagen und Gebiete, die eine wichtige Rolle für die nationale Sicherheit der USA spielen (Anm. GreWi: gemeint sind damit also Einrichtungen des US-Militärs, Atomanlagen und Einsatzgebiete der US-Streitkräfte und Geheimdienste im In- und Ausland.)
Zwar sei man weiterhin dem Auftrag verpflichtet, „jede UAP-Begegnung weltweit zu untersuchen und aufzuklären“, doch könne man die Aufgabe einer sich auf vergangene Jahrzehnte beziehenden Aufarbeitung nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Weiterhin priorisiere man zudem UAP-Sichtungen durch US-Militärangehörige, speziell jene Berichte von Piloten von US Navy und Air Force. Der Grund hierfür sei, dass solche Sichtungen, besonders wenn sie von moderner Technologie dokumentiert werden können, auch die wertvollsten Daten zur Untersuchung und möglichen Aufklärung liefern können. An dieser Aufgabe sollen jedoch zunehmend auch zivile Organisationen beteiligt werden, um UAP möglichst umfassend erklären zu können.
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„Es wäre allerdings auch naiv zu glauben, dass sämtliche UAP-Sichtungen alleine durch die Anstrengungen des Verteidigungsministeriums und der Geheimdienste erklärt werden können. Hierzu müssen wir weiterhin die Datensammlung weiterer US-Behörden und Forschungsgebiete miteinbeziehen. Der schlussendliche Erfolg von AARO wird auch von der Zusammenarbeit mit anderen Behörden, Partnern in der Industrie, der akademischen und Wissenschaftsgemeinde sowie mit der Öffentlichkeit abhängen.“ Hierzu arbeite AARO bereits mit zahlreichen anderen Behörden und Einrichtungen zusammen.
„Die Herausforderung, vor der wir angesichts von UAP stehen, ist hauptsächlich wissenschaftlicher und weniger geheimdienstlicher Natur.“ Strenge Expertenbegutachtung (Peer Review), Expertisen und die Zusammenarbeit mit einer großen Bandbreite an Partnern werde die Untersuchung von UAP eine größere Objektivität fördern.
Zugleich unterstrich Kirkpatrick, dass „bis heute nur ein kleiner Anteil von UAP-Sichtungsberichten Signaturen beinhaltet, die tatsächlich auch als anormal bezeichnet werden können. Die Mehrheit der an AARO gemeldeten unidentifizierten Objekte zeigen gewöhnliche Eigenschaften etwa von Ballons, unbemannten Flugsystemen, Verunreinigungen des Luftraums (clutter), natürlichen oder anderweitig erklärbaren Phänomenen.“
„Während eine vergleichsweise große Anzahl unserer Fälle technisch als ‚unerklärt‘ eingestuft wurden, liegt dies jedoch meist aber daran, dass zu den meisten dieser Fälle keine ausreichenden Daten vorliegen. Ohne ausreichende Daten können wir auch zu keinen wissenschaftlich begründeten Schlussfolgerungen kommen. Und ich werde keinen Fall abschließen, dessen Schlussfolgerungen wir nicht vertreten können.“
Es sei ihm bewusst, dass diese Antwort für viele unbefriedigend sei. Besonders gelte dies für jene Zeugen, die mit bester Absicht annehmen, dass das, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen, mit Kameras gefilmt oder mit Radars detektiert haben, unumstößliche Beweise für außergewöhnliche Eigenschaften darstellen.
„Doch immer wieder lösen sich viele – aber nicht alle – Fälle gerade mit den Mitteln fortschrittlicher wissenschaftlicher Daten als erklärbare Quellen auf. Menschen können sich Irren oder getäuscht werden. Sensoren können unerwartete Reaktionen und Fehlfunktionen aufweisen und in einigen Fällen auch gezielter Fremdeinwirkung ausgesetzt sein.“
Es sei das Ziel von AARO, jene wenigen Fälle zu finden, auf die alle diese Erklärungen nicht zutreffen und die weiterhin rätselhaft bleiben.
Der Umstand, dass einige UAP erklärt werden können, bedeute aber nicht, dass diese Fälle dann nicht weiter von Bedeutung für die nationale Sicherheit seien. „Man muss sich dann weiterhin fragen, wer diese (wenn auch erklärbaren) Fluggeräte steuert und zu welchem Zweck.“ Doch sobald ein zuvor unidentifiziertes Objekt, identifiziert werden könne (etwa als ungemeldeter Höhenballon usw.), sei es die Aufgabe der AARO, diese Fälle dann den dafür zuständigen Behörden und Einrichtungen zu übergeben. „Mit anderen Worten: Es ist das Ziel von AARO, aus UAP SEP zu machen: ‚somebody else‘s problem‘ (das Problem eines anderen).“ Sobald ein Objekt also identifiziert werden kann, ist es nicht mehr das Problem der AARO und somit für uns auch nicht mehr von Interesse. Als Beispiel nennt Kirkpatrick wiederholt Höhenballone wie den „China-Ballon“.
„Identifizierbare Objekte sind nicht das Interesse von AARO. Das AARO gibt es, um in den wenigen Fällen aus allen Bereichen – Weltraum, Luftraum und Unterwasser – die anomale Eigenschaften aufzeigen, dem Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten dabei zu helfen, auch diese anomalen Fälle zu erklären. Um dies zu erreichen, nähert sich AARO diesen Fällen mit der größtmöglichen wissenschaftlichen und analytischen Sorgfalt. Hierzu gehören physikalische Untersuchungen, Modellierungen und Simulationen, um so unsere Analysen und die zugrunde liegenden Theorie zu validieren und die Ergebnisse innerhalb der US-Regierung gemeinsam mit Partner in der Industrie und entsprechend genehmigten akademischen Einrichtungen zu begutachten, bevor wir zu Schlussfolgerungen kommen.“
„Weiterhin möchte ich hier sehr deutlich und für die Akten erklären, dass AARO bislang keine glaubwürdigen Beweise für außerirdische Aktivitäten, Technologie oder für Objekte gefunden hat, die den bekannten Gesetzen der Physik widersprechen.“
„In jenen Fällen, in denen zu einem UAP ausreichend Daten erbracht werden könnten, die nur durch eine außerirdische Herkunft erklärt werden könnten, sind wir der innerbehördlichen Zusammenarbeit mit unseren Partnern bei der NASA verpflichtet, um sodann in angemessener Weise die Führung der US-Regierung über diese Entdeckungen zu informieren.“
„Zu den wenigen Fällen, die bislang bereits an die Öffentlichkeit gelangt sind und zu denen sich die US-Regierung bereits geäußert hat, ermuntere ich hiermit all jene, die alternative Theorien oder Ansichten dazu verfolgen, ihre Forschungsergebnisse an glaubhafte wissenschaftliche Journale zur Veröffentlichung einzureichen. AARO arbeitet hart daran, das Gleiche zu tun. So funktioniert Wissenschaft. Wissenschaft funktioniert nicht durch Blogeinträge oder soziale Medien.“
Man sei sich des enormen öffentlichen Interesses an UAP und dem Bedürfnis nach Antworten durch das AARO bewusst. „Durch ihre eigene Natur war die UAP-Herausforderung jahrzehntelang Rätseln, aber auch Sensationalismus und sogar Verschwörungsdenken ausgesetzt. AARO selbst hat sich der Transparenz, Verantwortung und dem Teilen von möglichst vielen Informationen mit der Öffentlichkeit verpflichtet. Doch muss das auch mit unserer Verantwortung für den Schutz nicht nur unserer geheimdienstlichen Quellen, sondern auch deren Methoden und den Fähigkeiten der USA und ihrer Alliierten einhergehen.“
„Wenn wir unsere Arbeit aber richtig machen wollen, so wird das seine angemessene Zeit brauchen. (…)“
Bevor sich Dr. Kirkpatrick den Fragen des Ausschusses stellte, präsentierte er in Form von Statistiken, Grafiken und zweier Beispielvideos untersuchte Fälle.
Als erstes erläuterte der AARO-Direktor zunächst eine Infografik, die die bislang extrahierten Analyse-Ergebnisse „aller UAP Fälle im AARO-Bestand“ (1996-2023) zusammenfasst (s. vorige und Titelabb.).
Zum einen werden hier (l.) sämtliche UAP-Sichtungsmeldungen mit Bezug zur Sichtungshöhe aufgeführt: „Die meisten unserer Sichtungen ereignen sich also bis zu einer Höhe von 15.000 bis 25.000 Fuß (4.500 bis 6.600 Meter. Anm. GreWi. Kurz später korrigiert sich Kirkpatrick selbst auf bis zu 30.000 Fuß, also rund 10.000 Meter). Das liegt natürlich auch daran, weil es sich dabei um jene Flughöhen handelt, innerhalb derer sich die meisten unserer Flugzeuge.“ bewegen.“
Ebenso statistisch aufgebrochen, präsentiert das Schaubild eine Kuchentorten-Grafik als Übersicht über die unterschiedlichen Erscheinungsformen bzw. Morphologie der gemeldeten UAP (o. r.): „Bei mehr als die Hälfte, etwa 52 Prozent, handelt es sich um runde Objekte, Kugeln bzw. Sphären. Der Rest verteilt sich auf alle möglichen Formen. Das graue Segment entspricht jenen Fällen, in denen keine ausreichen Daten über die Formen vorliegen. Entweder wurde darüber nichts berichtet oder Sensoren haben diese (Informationen) nicht aufgezeichnet.“
Bei der Weltkarte unten rechts handelt es sich um eine Abbildung jener weltweiten Regionen mit verstärkter UAP-Aktivität (Hotspots), zu denen dem AARO Daten zur Verfügung stehen: „Es fällt auf, dass es hier eine starke Sammlungsverzerrung (collection bias) sowohl (wie schon zuvor gezeigt) in den Höhenregionen als auch ortsbezogen gibt. Die hier abgebildeten Hotspots markieren also auch jene Orte, an denen unsere Sensoren (geballt) existieren. Hier finden sich unsere Übungs- und Einsatzgebiete und hier sind auch unsere (Beobachtungs-)Plattformen.“
Anmerkung GreWi: Gerade diese Karte ist auch aus europäischer Sicht interessant, zeigt sie doch einen der UAP-Hotspots über Mittel- und Osteuropa. Leider ist die Karte selbst sehr klein und entsprechend niedrig aufgelöst, um hier eine genaue geografische Zuordnung zu ermöglichen. Dennoch liegt der europäische UAP-Hotspot unmittelbar unterhalb Skandinaviens und damit in etwa über Polen, verläuft vielleicht sogar im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland? Warum die Karte nicht auch andere Orte mit US-Stützpunkten ausweist, wird leider nicht erläutert…
Der mittlere Teil der Grafik fasst dann die „typischsten Eigenschaften der gemeldeten UAP zusammen“. Demnach seien diese „meist rund; 1-4 Meter groß, weiß, silbrig oder eher durchsichtig, metallisch; bewegen sich auf bis zu 30.000 Fuß mit Geschwindigkeiten von stillstehend bis zu Mach 2 (rund 2.500 km/h); weisen keine thermalen Abgaben (Abgase usw.) auf; und es liegen typischerweise unterbrochene Radarechos, Radiosignale und thermale Signaturen dieser Objekte vor.“
„Nach solchen Objekten suchen wir also. Diese Objekte wollen wir verstehen.“
Im Anschluss stellte Kirkpatrick zwei Fälle vor, wie sie offenbar exemplarisch für die Falluntersuchungen und auch Ergebnisse der AARO stehen.
Zum einen eine Filmaufnahme, die mit „Middle East, 2022: MQ-9 observed apparent spherical UAP via elektro-optical sensors“ betitelt ist. Es handelt sich also um einen Fall, der sich 2022 im Nahen Osten (also entweder in einem arabischen Staaten Vorderasiens und Israel) ereignet hatte und in dem das unidentifizierte Flugobjekt von einer militärischen MQ-9 Drohne (Reaper) mittels einer elektro-optischen Kamera gefilmt wurde. „Die Eigenschaften und das Verhalten des Objekts stimmten mit denen anderer Beobachtungen „metallischer Kugeln“ in dieser Region überein.
Anmerkung GreWi: Bereits im vergangenen Januar (2023) hatte der UFO-Journalist Jeremy Corbell ähnliche Aufnahmen einer ähnlichen Kugel über Mossul im Nordirak veröffentlicht, die ebenfalls aus einer US-militärischen Quelle stammen sollen, deren Authentizität und Provenienz bislang von der US-Regierung jedoch noch nicht bestätigt wurde (…GreWi berichtete).
Das Objekt im nun von Kirkpatrick präsentierten zeige jedoch „keine Anzeichen für absonderliche technische Fähigkeiten“ und stellte offenbar „keine Bedrohung für die (lokale) Flugsicherheit“ dar. Im AARO-Archiv werde der Fall solange weiterhin als „aktiv“ geführt, bis zusätzliche Daten dazu vorliegen. Anhand solcher „aktiver“ Fälle könne man mit zunehmenden Fall- und Datenmengen auch Trends zum Verhalten dieser Objekte ableiten und vielleicht von anderen auch auf Einzelfälle schließen, so der AARO-Direktor weiter. Hierzu brauche es aber zusätzliche Daten weiterer Quellen, wie sie bislang historisch jedoch nicht zur Verfügung standen.
Anmerkung GreWi: Das Video selbst wird erwartungsgemäß von den unterschiedlichen Fraktionen unterschiedlich bewertet. Während die einen darin einen Beleg für ein gänzlich unkoventionelles Flugobjekt sehen, dem jegliche aerodynamischen Eigenschaften fehlen (Metallkugel ohne erkennbare Auf- und Antriebe), sehen Skeptiker darin lediglich einen Folienballon und schreiben die gezielt wirkende schnelle Flugbewegung dem perspektivischen Paralaxen-Effekt zu, der diese Eigenbewegung des Objekts vor dem Hinter- bzw. hier Untergrund nur vortäuscht. Unabhängig von dieser Diskussion zeigt das Video aber nicht nur, dass besagte Reaper-Drohnen (MQ-9) derartige Objekte offenbar immer wieder in dieser Region dokumentieren (siehe Kugel über Mossul) sondern auch, dass diese Drohnen diese Objekte offenbar auch gezielt detektieren und visuell verfolgen (können).
Ein zweites Video zeigte Kirkpatrick dann als Beispiel für eine ebenfalls von einer MQ-9-Drohne gefilmte Sichtung eines zunächst als unidentifiziert und vermeintlich sogar ungewöhnlichen Objekts, die sich bei genauerer Analyse dann aber sehr gut erklären ließ. Gefilmt wurde diese demnach 2023 im südasiatischen Raum.
Das Objekt, das ein eine zweite Drohne zu passieren scheint, schien zunächst eine Art Schweif hinter sich her zu ziehen und sehr schnell zu fliegen. Dieser „Schweif“ stellte sich jedoch sozusagen als Bild-Echo des Objekts selbst heraus – war also in Wirklichkeit nicht Teil der natürlichen Szenerie. In weiteren Analysen konnte das „Objekt“ selbst dann als Hitzesignatur eines konventionellen Flugzeugs herausstellte. „Wenn man genau hinschaut, die Augen leicht zukneift, kann man sogar die Flügel und Ruder des Zubringerflugzeugs erkennen (s. Abb.). Die Signatur selbst bildet die typische Hitzesignatur des Antriebs ab.“
„Das sind zwei Beispiele für die Daten, mit denen wir arbeiten müssen“, erläutert Kirkpatrick abschließend zur Videopräsentation, die von der Beantwortung der Fragen anwesender Senatorinnen gefolgt wurde.
– Auf die Nachfrage, wie viele UAP man bislang untersucht habe und wie viele erklärt werden konnten, führte Kirkpatrick aus: „Bis vergangene Woche lagen uns mehr als 650 Fälle vor. Unser letzter Bericht vom Januar dieses Jahres erklärte, dass es sich damals bei etwa der Hälfte der Fälle (damals rund 150) wahrscheinlich um Ballons oder um Ballon-artige Objekte oder etwas Ähnliches gehandelt habe. Das bedeutet aber nicht, dass alle diese Fälle damit auch erklärt wurden.“ Hierzu erläutert Kirkpatrick sodann den 5-stufigen Analyseprozess:
„Zunächst erhalten wir einen Fall mit allen dazugehörigen Daten und wir erstellen dazu einen Fall. Mein Team untersucht dann diesen und andere Fälle auf die Frage, ob wir bereits ähnliche Fälle vorliegen haben und ob es sich wahrscheinlich um dies oder das handeln könnte. Wenn wir das nicht sagen können, priorisieren wir diese Fälle auf der Grundlage von Fragen, ob diese Fälle in einem Zusammenhang mit einer sensiblen Einrichtung oder Gegend stehen? Zeigt das Objekt interessante anomale Eigenschaften? Wenn es sich nur um ein kugelförmiges Objekt handelt, das einfach nur im Wind treibt und keine Nutzlast mit sich führt, so ist das für uns von geringerem Interesse, wie etwas, das eine solche Zusatzlast mit sich trägt: Ein solches Objekt ist aber dann selbst wiederum weniger wichtig wie ein Objekt, das gezielt manövriert. Es gibt da also eine gewisse Hierarchie, weil wir uns nicht um alle Fälle zugleich kümmern können. Wenn wir das gemacht haben, nehmen sich zwei sich gegenseitig ergänzende und kontrollierende Teams dem Fall an: Ein geheimdienstlich verortetes und ein Wissenschafts-Team. (…) Beide Teams erhalten unsere Datenpakete und analysieren mit ihren Expertisen und Perspektiven. Beide Teams legen uns dann ihre Antworten zum Fall vor und wir gleichen diese miteinander ab. Wenn beide Teams übereinstimmen, dann ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass wir einen Fall abschließen. Stimmen sie nicht überein, dann werden beide Ergebnisse einander gegenübergestellt und versucht, sie in Übereinstimmung zu bringen. Dann kommen wir zu einer Empfehlung, die wir danach einer von den Teams unabhängigen technischen Beratergruppe vorlegen, die dann diese Ergebnisse begutachtet (peer review). Das Ergebnis dieser Arbeit ist dann die finale Beurteilung eines Falls. Wenn wir dann zukünftig ein Webportal haben werden, so werden diese Fälle, wenn möglich, deklassifiziert und über dieses Portal veröffentlicht. Bis dahin befinden sich diese Fälle auf unserem klassifizierten Webportal, wo sie von Personen mit Zugangsberechtigungen eingesehen werden können. (…) Das alles braucht aber seine Zeit. Von den genannten über 650 Fällen haben wir etwa die Hälfte als ‚von anomalem interessanten Wert‘ priorisiert. Jetzt müssen wir uns anschauen, zu vielen Fällen wir ausreichend Daten vorliegen haben. Denn zunächst liegen uns nur operative Berichte von Sichtungen vor und das ist zwar ein guter Anfang, aber wir brauchen dazu auch alle möglichen Daten. (…) Auf diese Daten müssen nun eine ganze Reihe neuer Analysetechnologien angewandt werden und die Fälle den einzelnen Gruppen zugeordnet werden. (…)“
Der nächste vierteljährliche Bericht, der bald erscheinen soll, und der nächste Jahresbericht, der im Sommer erscheinen muss, sollen dann laut Kirkpatrick erste Ergebnisse und Abschlussberichte dieser Analysen beinhalten.
– Auf die Frage, ob China oder Russland bereits technologische Fortschritte erlangt haben, die US-Interessen angreifen könnten, erklärte der AARO-Chef: „Es ist immer schwer, einen solchen Ursprung zu belegen, wenn die Objekte, die wir beobachten und untersuchen, keine chinesischen oder russischen Abzeichen tragen. Aber gerade bei jenen Fällen, die auf eine fortschrittliche Technologie-Signatur hinweisen – und dabei handelt es sich nur um eine sehr kleine Anzahl von Fällen im einstelligen Prozentbereich – wäre es wichtig, eine Zuordnung zu potenziell feindlichen Ursprüngen machen zu können. Ich selbst bin angesichts dieser Fälle über die Herkunft dieser Objekte besorgt, denn wir haben Hinweise dafür, dass einige dieser Fälle auf solche Fähigkeiten anderer Staaten hindeuten. Das sollten wir untersuchen. Wenn wir so etwas aber nachweisen können, geben wir den Fall an die für solche Ereignisse zuständigen Kollegen anderer Einheiten und Einrichtungen weiter, da dann aus einem UAP ein SEP wird.“
– Zur Frage, ob einige dieser Objekte dem US-Inventar überlegen sein könnten, erklärt Fitzpatrick, dass man hierzu genaue Einsichten zum Stand der möglichen Fähigkeiten ausländischer technologischer Errungenschaften und Entwicklungen benötige und auch Einsichten über den Stand fortschrittlicher Technologien im eigenen Land. „Mögliche Feinde warten aber nicht auf uns und sie schreiten schnell voran. Russland und insbesondere China haben ein geringeres Risiko-Empfinden bei der Entwicklung und Tests neuer Technologien als wir. Dort ist man willens, einfach auszuprobieren, ob etwas funktioniert. Und ja, es gibt Fähigkeiten, die gegen uns (USA) eingesetzt werden könnten. Bislang haben wir zwar noch keine Beweise dafür, dass dies der Fall ist, aber wir haben bestimmte Hinweise darauf.“
– Schon in der kommenden Woche soll den US-Streitkräften eine neue UAP-Meldevorlage vorleget werden, die die Melde- und Datensammlung und -Verarbeitung erleichtern und effektiver gestalten sollen. Hierzu sollen auch die Instrumente aufeinander abgestimmt werden. „Wenn ein Pilot eine Sichtung hat, soll es zukünftig möglich sein, dass er diese meldet und damit einhergehend entsprechende Sensorparameter freigeschaltet werden, um so viele und hochwertige Daten wie möglich zu erhalten.“
– Bislang arbeite das AARO noch unter „Title 10 Authoritiy“, es gebe aber gute Beziehungen innerhalb der Behörden und Einrichtungen.
Hintergrund
Die Informationsfreigabe-Stufe „Title 10 Authority“ besagt, dass die AARO nur bedingt und begrenzten Zugang zu bestimmt Informationen bestimmter Regierungsquellen hat. Ein vollständiger Informations- und Datenzugriff gilt erst ab Stufe „Title 50 Authority“. Wie der Militärjournalist Tim McMillan von DebriefMedia erläutert, bleiben dem AARO mit Stufe 10 zahlreiche Regierungsquellen, etwa zu Geheimoperationen und zahlreichen Geheimdienstquellen, verwehrt.
Es gebe also weiterhin Zugänge, die für eine noch bessere Arbeit erforderlich wären, wenn es etwa um Zugriffe auf Daten und Materialien bestimmter Behörden und Einheiten geht. Hierzu bat Senator Gillibrand den AARO-Leiter diese notwendigen Zugangsberechtigungen zusammenzustellen, damit diese mit dem nächsten Verteidigungshaushaltsgesetz für die Arbeit des AARO beantragt und gewährt werden könnten.
– Zum sicheren sog. Whistleblower-Programm, innerhalb dessen sich ehemalige oder auch aktive Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von US-UFO-Untersuchungsprogrammen an das AARO wenden und unbefangen von eventuell existierenden Verschwiegenheitsverpflichtungen über Ihre Tätigkeiten berichten können, erklärte Kirkpatrick, dass diese in Arbeit und eine öffentliche Kontaktwebseite in Arbeit und Planung seien. Einen genauen Termin, wann dieses Internetportal zur Verfügung stehen soll, nannte der AARO-Direktor hingegen nicht.
Zugleich verwies er aber auf bereits stattgefundene Treffen und Aussagen einiger dieser Whistleblower, von denen es bereits etwa zwei Dutzende solcher Treffen gegeben habe.
Anm. GreWi: Bekannt hiervon wurde bereits eine AARO-Anhörung des ehemaligen Air-Force-Offiziers Robert Salas, der bereits seit Jahren als Forscher entsprechende UFO-Sichtungen über Militär- und Nuklearanlagen untersucht. Er selbst hatte als leitender Kommandeur einer unterirdischen Nuklear-Raketenabschusseinrichtung der Malmstrom Air Force Base im US-Bundesstaat Montana Dienst, als im März 1967 am Himmel über dem Stützpunkt merkwürdige Lichter und später ein „großes und rot-glühendes Objekt über dem Haupttor“ beobachtet wurden. Kurz darauf, so Salas, wurden alle zehn Raketen nacheinander heruntergefahren, ohne dass er – ohne jedoch selbst das Objekt gesehen zu haben, – die Kontrolle über diesen Vorgang halten konnte (…GreWi berichtete).
Ebenfalls bereits vor AARO-Vertretern ausgesagt hat Dr. Robert Jacobs und darin die Untersucher über Filmmaterial informiert, das er 1964 für die Air Force aufgenommen hatte und das angeblich eine fliegende Untertasse zeigen soll, wie diese eine Testrakete vom Himmel schoss.
– Auf die Frage, ob es bereits Pläne für die ebenfalls vom US-Kongress geforderte Öffentlichkeitsarbeit der AARO gebe, erklärte Dr. Kirkpatrick, dass diese Pläne den Vorgesetzten Stellen (USD(I&S, Under Secretary of Defense for Intelligence & Security) bereits zur Abnahme und Bewilligung vorgelegt worden seien und man nun noch auf diese Freigabe warte.
– Ziel der derzeitigen AARO-Arbeit sei es eigentlich, „die AARO zukünftig überflüssig zu machen“, so Kirkpatrick und meint damit, dass die jetzt neu etablierten Untersuchungs- und Bewertungsprozesse der AARO irgendwann zum normalen Prozedere der betroffenen Einheiten und Institutionen (Militär, Geheimdienste, Behörden, Ministerien, Organisationen usw.) werden sollten. „Derzeit füllen wir noch eine neue Nische aus, die nach Unbekanntem sucht. Dies ist eine Mission auf der Suche danach, was andere vielleicht in unserem Hinterhof treiben, ohne dass wir es wissen. Irgendwann sollten wir diese Prozesse aber normalisieren und in bereits vorhandene Abläufe integrieren. (…) Nochmals: Sobald wir ein UAP identifizieren, wird der Fall an die zuständige Stelle geleitet, die sich dann damit beschäftigt und dafür verantwortlich ist. Ich selbst werde beispielsweise keine chinesischen Höhenballons verfolgen. Das ist nicht meine Aufgabe. Das sind keine Unbekannten und solche Ballons sind nicht anomal.“
– Auf die Frage nach der Einbeziehung der akademischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft erklärte Kirkpatrick: „1979 sagte Carl Sagan, dass außergewöhnliche Behauptungen auch außergewöhnliche Beweise brauchen. Ich würde da noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass es für außergewöhnliche Behauptungen nicht nur außergewöhnliche Beweise, sondern auch außergewöhnliche Wissenschaft braucht. Wie erreicht man das aber? Dazu braucht es die wissenschaftliche Methode. Während das AARO seinen Wissenschaftsplan entwickelt, muss es dies auf der Grundlage der Wissenschaft tun. Denn die gesamte Bandbreite von Hypothesen, die als Erklärung für UAP bereits vorgestellt wurden, verläuft über Ideen zu Technologiedurchbrüche durch unsere Gegner auf der einen Seite, bekannten Objekten in der Mitte bis hin zu extremen Theorien über Außerirdische. Aber alle diese Ansätze gehen einher mit physikalischen Signaturen, ganz gleich, ob es sich über theoriebasierte Ansätze aus der Wissenschaftsgemeinde, Ansätze zu gegnerischen Entwicklungen von Überschallantrieben oder um bekannte Objekte handelt, die wir messen sollten. Für alle braucht es eine begutachtete wissenschaftliche Grundlage. Die akademische Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle an einem Ende des Spektrums, die Geheimdienstgemeinde am anderen und in der Mitte befinden sich eben unsere Messungen. Wenn uns solche Signaturen vorliegen, wir diese identifiziert und bewertet haben, dann haben wir hier eine Grundlage, auf die wir unsere Daten beziehen können. Denn alle Daten werden entweder zu der einen oder anderen Signatur passen. Und erst dann können wir sagen, dass dieser Fall das eine und ein anderer Fall vielleicht etwas anderes war.“
Abschließend kommentierte Dr. Kirkpatrick dann auch noch die Rolle der NASA und deren eigener, derzeit laufender unabhängiger UFO-Studie:
„Die NASA und deren eigene unabhängige UAP-Studie (…GreWi berichtete, siehe folgender „Hintergrund“) kommt dann zum Zug, wenn es um die Frage der Untersuchung unklassifizierter Daten geht. Daten, die wir beispielsweise von zivilen Klima- und Erdbeobachtungssatelliten und deren Kameras erhalten können. Auch anhand dieser Daten können wir unsere klassifizierten Daten abgleichen und nach Übereinstimmungen suchen. Das Problem dieser Instrumente, dieser zivilen Satelliten etwa, liegt darin, dass deren Kameras eigentlich nicht zur Beobachtung und Dokumentation von Objekten ausgelegt sind, die so klein sind wie jene Objekte, die ich in der Infografik dargelegt habe (1-4 m). Die Auflösung der meisten unserer Klimasatelliten ist viel größer als diese Objekte selbst. Aber ich will nicht sagen, dass alle diese Instrumente für die Suche nach UAP ungeeignet sind. Aber hier kommt die NASA-Studie ins Spiel, die herausfindet, welche Systeme geeignet sind und welche Datenquellen wir für UAP nutzen können.“
Hintergrund: Die UFO-UAP-Studie der NASA
Offiziell: NASA plant unabhängige Studie zu unidentifizierten Phänomenen im Luftraum 9. Juni 2022
Rück- und Ausblick: Was ist von der UFO-Studie der NASA zu erwarten? 10. Juni 2022
NASA untersucht UFOs/UAP: Neue NASA-Webseite zur neuen „UAP Independent Study“ 19. Juni 2022
Zusammenarbeit zwischen NASA und US-UFO-Untersuchungsbüro 6. August 2022
NASA: “Das UFO-Thema ist uns wichtig und hat hohe Priorität” 19. August 2022
NASA-Chef: NASA wird klassifizierte Daten des Pentagon für eigen UFO-Studie nutzen 20. September 2022
NASA gibt Teammitglieder der eigenen UFO-Studie bekannt 21. Oktober 2022
NASA erläutert Positionen zur UFO-Studie 31. Oktober 2022
Treffen von UFO-Forschern bei der NASA 18. Januar 2023
– Den vollständigen Mitschnitt der Anhörung finden Sie auf der Webseite des „United State Senate Committee on Armed Services“ finden Sie HIER
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