Der Chemiker Robert M. Powell gehört zu den meist respektierten wissenschaftlich-arbeitenden UFO-Forschern. In einem aktuellen Essay hat sich Powell nun zum sogenannten „Disclosure“-Prozess, also der Offenlegung von bislang geheimem UFO-Wissen vornehmlich der US-Regierung geäußert. Darin zeigt sich Powell kritisch gegenüber den Hoffnungen, die viele UFO-Interessierte mit diesem Prozess verbinden. Ein Plädoyer für die Wissenschaft.
– Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine deutschsprachige Übersetzung eines von Robert M. Powell ursprünglich am 25. Oktober 2024 via „X“ veröffentlichten Artikels. Die Übersetzung wurde mit freundlicher genehmigung des Autors erstellt. Die darin geäußerten Meinungen sind die des Autors.
Ich hatte Schwierigkeiten, mich dem „Disclosure-Trend“ anzuschließen, und das aus verschiedenen Gründen. Vielleicht stimmen Sie mir ja zu.
Zunächst, was genau ist mit „Disclosure“ (Offenlegung) gemeint? Manche unterscheiden hier zwischen einem großen „D“ und einem kleinen „d“ für „Disclosure“. Man könnte die Regierung beispielsweise darum bitten, alle Informationen zu einem bestimmten Ereignis offenzulegen, etwa dem Roswell-Vorfall von 1947 oder man könnte fordern, dass die Regierung alle Informationen über unidentifizierte Phänomene in der Luft (UAPs) veröffentlicht. Um eventuelle Vorurteile zu minimieren, fragte ich ChatGPT nach einer Definition.
Hier ist die Antwort:
UAP-Offenlegung beinhaltet in der Regel die Veröffentlichung von offiziellen Berichten, Videos, Dokumenten oder Zeugenaussagen durch Regierungsbehörden, Militärpersonal oder Whistleblower über Begegnungen oder Beobachtungen von UAPs, die nicht leicht durch konventionelle Fluggeräte, Wetterphänomene oder andere bekannte Technologien erklärt werden können.
Dies beschreibt ein äußerst breites Informationsspektrum. Es ist fair zu sagen, dass das Thema UAP-Offenlegung komplex und vielschichtig ist und Implikationen für Wissenschaft, Technologie, nationale Sicherheit und möglicherweise unser Verständnis des Universums hat.
Doch abgesehen von der Bedeutung der Offenlegung: Wen in der Regierung bitten wir eigentlich, alles zu enthüllen, was man über UAPs weiß? Die Regierung ist kein Monolith, sondern besteht aus vielen Behörden und Abteilungen, die nicht immer kooperieren oder Informationen frei austauschen. Es gibt die CIA, NSA, AARO, USAF, Army, Navy, FBI, NGA, NRO, Heimatschutz (Homeland Security), FAA, das Energieministerium und viele mehr. So wie wir es verstehen, gibt es keine zentrale Datenbank oder eine Sammelstelle, in der alle UAP-bezogenen Informationen der letzten 75 Jahre zusammengetragen und katalogisiert wurden.
Wie kann man also sicherstellen, dass eine vollständige Offenlegung tatsächlich stattfindet?
Einige Informationen sind aus Sicherheitsgründen rechtmäßig klassifiziert, und es gibt durchaus Argumente dafür, bestimmte Details vertraulich zu halten. Gleichzeitig gibt es das weitverbreitete Gefühl, dass die Regierung Informationen übermäßig oft als „geheim“ einstuft, was Misstrauen schürt. Selbst wenn eine beträchtliche Offenlegung stattfindet, könnte die Öffentlichkeit stets glauben, dass es da noch mehr gibt, das verborgen bleibt.
Das Kernproblem besteht darin, dass wir von Geheimdiensten und Verteidigungsbehörden, die aus Notwendigkeit im Verborgenen operieren, Transparenz erwarten. Diese Organisationen sind darauf ausgelegt, sensible Informationen zu schützen, was eine wichtige Funktion darstellt, aber sie sind grundsätzlich eher weniger für die Art von umfassender Transparenz geeignet, die sich viele Menschen bei einer UAP-Offenlegung wünschen.
Wenn wir Disclosure wünschen, sollte dies durch die Wissenschaft geschehen. Wissenschaft funktioniert im offenen Austausch von Informationen, denn die Transparenz ist ein grundlegender Bestandteil des wissenschaftlichen Prozesses. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden fortlaufend veröffentlicht, von Kollegen geprüft und geteilt, um das vorhandene Wissen zu erweitern und eine Zusammenarbeit zu fördern. Eine wissenschaftlich geleitete Forschung könnte daher glaubwürdigere und zuverlässigere Informationen über UAPs liefern.
Damit dies [in den USA] geschieht, müsste der US-Kongress eine ernsthafte UAP-Forschungsinitiative ins Leben rufen und diese auch finanzieren. Wissenschaftler, nicht Geheimdienste, sollten die Untersuchungen dieser Phänomene leiten. Nur durch rigorose, offene wissenschaftliche Forschung haben wir eine deutlich größere Chance, die Erkenntnisse zu erlangen, nach denen die Menschen suchen.
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Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Wissenschaft die Untersuchung von UAPs anführen sollte: Wenn der Tag kommt, an dem die Menschheit auf eine fortschrittliche Intelligenz trifft, wäre es dann nicht besser, wenn dieser Kontakt transparent und für die Öffentlichkeit zugänglich über die wissenschaftliche Gemeinschaft vermittelt würde?
Robert Powell hat einen Bachelor-Abschluss in Chemie und ist ein ehemaliger Debattierer auf Hochschulebene. Er verfügt über 28 Jahre Erfahrung im Bereich Ingenieurmanagement in der Halbleiterindustrie. Während seiner Arbeit bei Advanced Micro Devices hat Robert zahlreiche interne Kurse zu Gerätephysik, Versuchsplanung und statistischer Analyse absolviert. Er hat Advanced Micro Devices dabei geholfen, seine erste Flash-Speichertechnologie zu entwickeln, die heute in Flash-Karten für Kameras, PCs, Videokameras und anderen Produkten verwendet wird. Robert’s Erfahrung umfasst die Leitung eines hochmodernen Chemielabors und die Leitung einer Forschungs- und Entwicklungsgruppe, die an Nanotechnologie mit Rasterkraftmikroskopen, Nahfeldoptikmikroskopen und anderen Techniken arbeitete. Robert ist auch Mitinhaber von vier Patenten im Bereich Nanotechnologie. Robert Powell war von 2007 bis 2017 Direktor für Forschung bei MUFON und gründete 2012 das Wissenschaftliche Beiratsgremium von MUFON. Er ist einer der beiden Autoren des ausführlichen Radar-/Zeugenberichts über die „Stephenville Lights“, sowie des SCU-Berichts „UAP: 2013 Aguadilla, Puerto Rico“. Robert ist Mitglied der Society for Scientific Exploration, des UFODATA-Projekts und der National Space Society. Er ist aktiv in Bezug auf FOIA-Anfragen an verschiedene Regierungsorganisationen, um Informationen über historische Fälle zu erhalten, und ist Mitautor des Buches ‚UFOs and Government: A Historical Inquiry‚, das 2012 veröffentlicht wurde.
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© Robert Powel (dt. Übers. grenzwissenschaft-aktuell.de)
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