Hinweise auf DNA einer unbekannten Art im Erbgut südpazifischer Inselbewohner
Ureinwohner auf Papua Neuguinea.
Copyright: Lae (WikimediaCommons), CC BY-SA 2.0
Austin (USA) – Die heutigen Bewohner der südpazifischen Inseln Neuguinea, Neukaledoniens und der Salomonen – die sogenannten Melanesier – tragen offenbar DNA einer bislang unbekannten Menschenart in sich. Die Entdeckung von US-Wissenschaftlern könnte damit die einstige Existenz einer dritten, bislang unbekannten mit dem modernen Menschen verwandten Art belegen.
Wie das Team um Ryan Bohlender von der University of Texas auf dem Jahrestreffen der American Society of Human Genetics berichtet, zeige eine genetische Analyse dieser Menschengruppe, dass sie auch heute noch DNA einer frühen Menschenart in sich trage, bei der es sich weder um Neandertaler noch um Denisova-Menschen, sondern um eine bislang unbekannte Art handelt.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen GreWi-Newsletter bestellen +
Nach bisherigen Vorstellungen wanderten unsere frühen Vorfahren vor 100.000 bis 60.000 von Afrika nach Eurasien aus, wo sie auf andere frühe Menschenarten trafen. Dieser Kontakt mit Neandertalern und sogenannten Denisova-Menschen, lässt sich noch heute in der DNA moderner Europäer und Asiaten nachweisen. Während Neandertaler mittlerweile gut durch fossile Funde in Asien und Europa bekannt und erforscht sind, liegen zu den Denisova bislang nur ein kleiner Fingerknochen und einige Zähne in fossiler Form vor.
In einer neuen Untersuchung stellte das Team um Bohlender nun fest, dass Europäer wie Chinesen etwa den gleichen Anteil an Neandertaler-DNA von rund 2,8 Prozent in sich tragen und stimmt damit mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen überein, die einen Anteil von 1,5 bis 4 Prozent fanden.
Als sich die Forscher jedoch der Denisova-DNA annahmen, zeigte sich, dass diese in der DNA von Europäern keinerlei Spuren hinterlassen haben. Lediglich in China findet sich Denisova-DNA zu knapp 0,1 Prozent. Allerdings beinhaltet die DNA der Menschen auf Papua Neuguinea rund 2,74 Prozent Denisova. Den Denisova-Anteil bei Melanesiern schätzt das Forscherteam hingegen auf 1,11 Prozent – und damit deutlich niedriger als die 3 bis 6 Prozent früherer Studien.
Statt dessen sehen die Wissenschaftler um Bohlender Belege für eine dritte, bislang noch unbekannte Gruppe von Hominiden, die sich mit den Vorfahren der heutigen Melanesiern vermischt hatte.
Tatsächlich gleiche besagte DNA zunächst zwar jener der Denisova, doch unterscheide sie sich zugleich auch stark genug von dieser, um davon ausgehen zu können, dass sie von einer weiteren Hominidenart stammen könnte.
Bis jedoch tatsächlich auch fossile Funde dieser „unbekannten Art“ vorliegen, braucht es noch weitere Beweise, um die Theorie der Forscher zu stützen.
GreWi-Kurzgefaßt
– Die heutigen Bewohner der südpazifischen Inseln Neuguinea, Neukaledoniens und der Salomonen – die sogenannten Melanesier – tragen offenbar DNA einer bislang unbekannten Menschenart in sich. Darauf deuten neue DNA-Analysen und Modellberechnungen hin.
– Weitere Untersuchungen und fossile Funde müssen diese Theorie jedoch noch weitergehens bestätigen.
© grenzwissenschaft-aktuell.de