Hanover (USA) – Aus Spalten und Rissen im kilometerdicken Eispanzer des Saturnmondes Enceladus treten immer wieder gewaltige geysirartige Fontänen aus und speien Wasserdampf und Eispartikel kilometerweit ins All. Bislang galt es als so gut wie gesichert, dass dieses Wasser aus einem unter der Eisdecke verborgenen, kilometertiefen und möglicherweise sogar lebensfreundlichen Ozean stammt. Neue Simulationen zeigen nun jedoch eine Alternative auf – mit Konsequenzen für jetzt schon geplante Missionen.
Zwar widersprechen die neuen Simulationen nicht grundsätzlich der Vorstellung von einem unter dem Eispanzer des Mondes verborgenen Wasserozean, doch könnte das durch die Geysirfontänen ins All gepresste Material auch aus im Eispanzer selbst gelegenen, mit stark salzhaltigem Schmelzwasser-Schlamm gefüllten Taschen stammen.
Wie das Team um den Planetenwissenschaftler Jacob Buffo vom Dartmouth College jüngst auf dem Herbsttreffen der American Geophysical Union (AGU) erläuterte, zeigen die Modellberechnungen, dass man bei einer Bewertung von Analysen von Proben aus diesen Geysiren – wie sie etwa bei Durchflügen von der NASA-Sonde „Cassini“ geschmeckt werden konnten – vorsichtig sein müsse und anhand dieser nicht per se auf die Zusammensetzung des darunter verborgenen Ozean schließen sollte.
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Tatsächlich gilt die Existenz des Salzwasserozeans unter dem Eispanzer des Enceladus selbst als nachgewiesen und schon jetzt arbeiten Raumfahrtagenturen an zukünftigen Missionen zur Erkundung des Saturnmondes und der Suche nach dortigem Leben. Bislang spielten die Fontänen hierbei eine Hauptrolle, galten diese doch als direkte Lieferanten für unkontaminierte Direktproben aus den verborgenen Ozean.
Schematische Darstellung des Inneren Aufbaus des Saturnmondes Enceladus (Illu.).
Copyright: NASA/JPL-Caltech (dt. Version: grewi.de)
Zwar könnten auch in den neuen Simulationen einige der Geysire Wasser aus dem Ozean beinhalten, „es könnte sich aber eben auch um Geysire handeln, die sich aus Schmelzwasser-Taschen aus der Mitte des Eispanzers speisen“, gibt Buffo zu bedenken. „Solche Proben wäre dann für Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung des Enceladus-Ozeans unbrauchbar.“ Dies hätte bedeutende Konsequenzen für die angedachten Missionen, mit denen das Geysirmaterial als Proben aus dem Ozean beprobt werden soll, die nun nochmals überdacht werden müssten.
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Recherchequelle: AGU
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