Dokumentarfilmer bietet dem British Museum 1 Mio. Dollar für beweiskräftige Replika des Turiner Grabtuchs
London (Großbritannien) – Für gläubige Christen ist es eine, wenn nicht sogar die heiligste Reliquie des Christentums – für Kritiker eine mittelalterliche Fälschung: das sogenannte Grabtuch von Turin. Auf dem Leinen ist das Körperbild eines Mannes mit Kreuzigungswunden zu erkennen. Eine 1988 unter Federführung des Britischen Museums durchgeführte C-14-Analyse datierte das Tuch allerdings ins Mittelalter. Allerdings mehren sich seither die Zweifel an der Korrektheit der damaligen Analysen und selbst beteiligte Wissenschaftler fordern eine neue Untersuchung. Ein von der Echtheit des Grabtuchs überzeugter Dokumentarfilmer hat nun das British Museum aufgefordert, eine alle Fragen rund um das Grabtuch beantwortende Reproduktion anzufertigen, die zeigen soll, wie die Reliquie mit den Mitteln des Mittelalters gefälscht wurde. Im Falle eines Erfolgs bietet David Rolfe dem Museum ein Preisgeld von einer Million Dollar.
Rolfes “Million Dollar Challenge” kommt passend zur Veröffentlichung seiner neusten Dokumentation über das Grabtuch, in dem der Filmemacher nach seiner ersten und preisgekrönten Dokumentation “The Silent Witness” (Der stumme Zeuge – Das wahre Bildnis Christi) nun unter dem Titel „Who Can He Be?“ die Frage danach stellt, wer der Mann auch dem Leinen sein könnte und zugleich alte und neue Beweise für die Echtheit des Turiner Grabtuchs erläutert.
Hintergrund
Schon seit Jahrhunderten stellt das sogenannte Turiner Grabtuch Wissenschaftler wie Laienforscher vor zahlreiche Rätsel. Während Skeptiker darin lediglich eine kunstvolle Fälschung des Spätmittelalters vermuten, sehen Gläubige in dem Leinen, auf dem das Körperbild eines gekreuzigten Mannes mit Wunden und Spuren einer Dornenkrone zu sehen ist, das Grabtuch Christi und verehren es als eine der heiligsten christlichen Reliquien.Während eine Radiokarbondatierung (C14) das Alter des Leinens zunächst ins Mittelalter datierte und somit eine Fälschung der Reliquie nahelegte, gibt es mittlerweile Zweifel an der Richtigkeit der Datierungen (…GreWi berichtete). Seither streiten sich Grabtuchforscher und deren Skeptiker über das Für und Wider angeblicher Beweise und Gegenbeweise für die Echtheit des Leinens im Sinne des Grabtuchs Jesu. Weiterführende Informationen finden Sie am Ende dieser Meldung unter „Weitere Meldungen zum Thema“.
Neben der Oxford University war damals das British Museum in London federführend verantwortlich für die C-14-Aanalyse von kleinsten Stoffproben vom Rand des Grabtuchs. Kritiker dieser Untersuchungen und des Ergebnisses, das das Leinen in Mittelalter datierte, bemängeln, dass keine Proben des eigentlichen Körperbildes untersucht wurden und vermuten, dass die untersuchten Stoffproben vom Rand durch spätere Ausbesserungsarbeiten – eben im Mittelalter – kontaminiert und damit für eine exakte Altersbestimmung verfälscht wurden.
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„Wenn das British Museum weiterhin glaubt, dass das Grabtuch eine mittelalterliche Fälschung ist, so fordere ich die Verantwortlichen heraus, diese Arbeit zu wiederholen und etwas auch nur annähernd Ähnliches heute herzustellen“, zitiert der „The Guardian“ den Filmemacher. „Nach allen Indizien und Beweisen, die ich bislang gesehen habe, müsste es sich um die genialste Fälschung aller Zeiten handeln, dennoch aber aus einer Zeit stammen, in der es nur sehr einfache Fälschungsmethoden gab. (…) Wenn sie das Grabtuch also befriedigend replizierend können, so biete ich eine Spende von einer Million Dollar für die Museumsstiftung.“
Auf seiner Webseite zu „Who Can He Be?“ beschreibt Rolfe sechs Eigenschaften, die die geforderte Reproduktion allerdings erfüllen müsse:
- Die Tiefe, mit der die das Abbild ausmachende Verfärbung in das Gewebe eindringe, darf nicht über 0,2 Mikrometer (und damit über die Hauptzellwand der Leinenfasern selbst) hinausreichen. Die Zellulose des Kerns ist farblos.
- Die Reproduktion muss den Halbton-Effekt, durch den die Schattierungen des Abbildes entstehen, nicht durch eine andere Färbung, einen anderen RGB-Farbwert, sondern – wie im Original – lediglich durch eine engere Dichte der Fasern entstehen lassen. Die Fasern selbst müssen alle die gleiche Färbung aufweisen.
- Die Fasern selbst müssen uniform rund um ihre zylindrische Oberfläche eingefärbt sein.
- Die Vorderseite des Körperabbildes muss (wie im Original) die gleiche Farbdichte aufweisen, wodurch man anhand dieses Merkmals alleine nicht entscheiden kann, welche Seite stärker kontrastiert ist.
- Die Körperbilder müssen dauerhaft – mindestens aber ein Jahr – auf dem Leinen zu sehen sein.
- Es dürfen nur Materialien, Substanzen und Techniken genutzt werden, die auch schon im Mittelalter hätten genutzt werden können.
Mit dem Ostersonntag 2022 habe das British Museum nun sechs Monate Zeit, die Herausforderung anzunehmen oder auch abzulehnen. Ein Nichtreagieren werde als Ablehnung gewertet.
Laut dem „Guardian“ hält sich das British Museum derzeit mit einer Reaktion auf Rolfes Herausforderung noch bedeckt: „Alle aktuellen Fragen rund um das Grabtuch sollten besser jenen gestellt werden, die derzeit für das Tuch in der Kathedrale von Turin verantwortlich sind“, zitiert die Zeitung einen Sprecher des Museums.
– Rolfes neuen Dokumentation „Who Can He Be?“ kann HIER kostenpflichtig gestreamt werden. (GreWi erhält für diesen Hinweis keine Tantiemen oder sonstige damit in Verbindung stehenden Werbeeinnahmen.)
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Recherchequellen: WhoCanHeBe.com, The Guardian, eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de
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