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Dossier: Was bislang über das interstellare Objekt „C/2019 Q4 (Borisov)“ bekannt ist

Künstlerische Darstellung eines ausgasenden, interstellaren Kometen im Sonnensystem (Illu.). Copyright: NASA/ESA/STScI
Künstlerische Darstellung eines ausgasenden, interstellaren Kometen im Sonnensystem (Illu.).
Copyright: NASA/ESA/STScI

Cambridge (USA) – Seit einigen Tagen sorgt ein Objekt nicht nur innerhalb der astronomischen Gemeinschaft für Aufsehen, dass derzeit unser Sonnensystem durchfliegt, seinen Ursprung aber offenbar außerhalb des Sonnensystems hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich damit also um das erst zweite interstellare Objekt, das – nach ‚Oumuamua – im Sonnensystem als solches erkannt und entdeckt wurde. Schon jetzt zeigen sich aber deutliche Unterschiede zu ‚Oumuamua. Doch gerade das, macht die Situation noch interessanter. GreWi hat zusammengetragen, was bislang über das Objekt „C/2019 Q4 (Borisov)“ bekannt ist…

Auch wenn seine interstellare Herkunft noch nicht offiziell bestätigt wurde, so sprechen doch alle mittlerweile vorliegenden Beobachtungsdaten dafür, dass „C/2019 Q4 (Borisov)“ nicht aus unserem eigenen Sonnensystem stammt.

Entdeckt wurde es erstmals bereits am 30. August 2019 von Gennadij Borisov am MARGO-Observatorium auf der Krim. Nachdem es zunächst vom „Center für Near Earth Objects Studies“ (CNEOS) der NASA mit der Vorabkennung „gb00234“ geführt wurde, wurde das Objekt vom „Minor Planet Center” (MPC) der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als „Komet“ anerkannt und nach seinem Entdecker auf die offizielle Bezeichnung „C/2019 Q4 (Borisov)“ getauft (…GreWi berichtete).

Sollte sich seine interstellare Herkunft bestätigen, so wäre es erst das zweite nicht aus unserem eigenen Sonnensystem stammende Objekt, das entdeckt und als solches erkannt wurde. Zuvor wurde im Oktober 2017 mit dem Objekt “’Oumuamua” über dessen herkunft und Natur Astronomen bis heute uneins sind.

Die erste, mit dem Gemini-Observatorium gelungene Zweifarb-Spektral-Aufnahme von „C/2019 Q4 (Borisov)“. Copyright: Gemini Observatory/NSF/AURA
Die erste, mit dem Gemini-Observatorium gelungene Zweifarb-Spektral-Aufnahme von „C/2019 Q4 (Borisov)“.
Copyright: Gemini Observatory/NSF/AURA

Tatsächlich scheint es sich angesichts „C/2019 Q4” zumindest bezüglich der Natur des Objekts jedoch anders zu verhalten – zeigt das Objekt doch schon jetzt alle Merkmale eines Kometen.

Auch der Harvard-Astrophysiker Prof. Avi Loeb, der sich zuvor wiederholt für die Möglichkeit ausgesprochen hatte, dass es sich bei ‚Oumuamua nicht um einen interstellaren Kometen oder Asteroiden sondern auch um ein Fragment eines außerirdischen Raumschiffs handeln könnte (und damit in weiten Kreisen der Wissenschaftsgemeinde Empörung hervorgerufen hatte …GreWi berichtete), sieht angesichts von C/2019 Q4 keine Hinweise dafür, derartiges auch hier zu vermuten.

Gegenüber Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erläutert Loeb:

“Mit bis zu 10 Kilometern scheint dieses Objekt sehr viel größer als Oumuamua zu sein. Zudem zeigt es recht eindeutige kometenartige Ausgasungen und das schon auf einer zehnfach größeren Distanz zur Sonne.

Der Umstand, dass Oumuamua keine solchen Ausgasungen zeigte, obwohl es dem bis zu 100fachen Sonneneinfluss (als derzeit C/2019 Q4) ausgesetzt war, macht Oumuamua nun nur noch rätselhafter.

Im Vergleich zu anderen Kometen des Sonnensystems sieht dieses Objekt (C/2019 Q4) auch nicht besonders merkwürdig aus – auch das unterscheidet es von Oumuamua. Dennoch wird es sehr viel genauer untersucht werden können, weil es sehr viel heller ist und länger beobachtet werden kann – nicht zuletzt aber eben auch wegen der zahlreichen Fragen, die angesichts von Oumuamua unbeantwortet blieben.“

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„C/2019 Q4” bewegt sich derzeit in Richtung Sonne und damit auch in Richtung des inneren Sonnensystems. Hier wird es der Erde und Sonne jedoch vermutlich nicht näher als 300 Millionen Kilometer kommen und die Sonne also noch jenseits der Marsumlaufbahn passieren.

Derzeit ist der Komet 420 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Am 26. Oktober wird er die Bahnebene des Sonnensystems, die sog. Ekliptikebene, von oben in einem Winkel von ca. 40 Grad durchqueren und seinen sonnennächsten Punkt, das sog. Perihelion, wird er erst am 8. Dezember 2019 erreichen.

https://www.jpl.nasa.gov/images/asteroid/20190912/interstellar-object-16.gif
Animation der bislang bekannten Flugbahn von C/2019 Q4 durch unser Sonnensystem.

Quelle: NASA/JPL-Caltech

Die derzeitige Geschwindigkeit des Objekts ist mit 150.000 Kilometern pro Stunde im Vergleich zu anderen die Sonne umkreisenden Objekten vergleichsweise hoch. Dieser Umstand spricht laut NASA nicht nur ebenfalls für die interstellare Herkunft von “C/2019 Q4”, sondern auch dafür, dass der Komet unser Sonnensystem auch wieder verlassen wird.

Aufnahme des Kometen “C/2019 Q4” vom 10. September 2019 mit dem Canada-France-Hawaii Telescope. Schon jetzt ist bei genauem Hinsehen der Schweif (nach oben rechts) zu erkennen. Copyright: Canada-France-Hawaii Telescope
Aufnahme des Kometen “C/2019 Q4” vom 10. September 2019 mit dem Canada-France-Hawaii Telescope. Schon jetzt ist bei genauem Hinsehen der Schweif (nach oben rechts) zu erkennen. Copyright: Canada-France-Hawaii Telescope

Schon jetzt zeigt “C/2019 Q4” eine nebelhafte Erscheinung, was für die von Loeb beschriebenen Ausgasungen eines Kometen und dafür spricht, dass es einen eisigen Kern besitzt, der eine sich mit zunehmender Sonnenannäherung diesen umgebende Wolke aus Gasen und Staub speist. Erste Beobachtungen durch Astronomen um Karen Meech von der University of Hawaii legen nahe dass der Kometenkern zwischen 2 und 16 Kilometern groß ist.

Diese Sonnennähe am Himmel ist es auch, die eine Entdeckung und Beobachtung mit erdgestützten Teleskopen oder mit dem Asteroiden-Weltraumteleskop NEOWISE erschwert. In den kommenden Monaten wird “C/2019 Q4” dann aber schon mit semi-professionelen Teleskopen am Nachthimmel zu sehen sein und seine größte Helligkeit Mitte Dezember  2019 bis April 2020 entfalten. Danach wird er dann bis Oktober 2020 nur noch mit professionellen Teleskopen beobachtet und verfolgt werden können.

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Quelle: NASA, Gemini Observatory

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Autor und Publizist
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(Kornkreisforscher)

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