Dunkler Fleck auf Neptun ändert seinen Kurs
Berkeley (USA) – Gewaltige Sturmwirbel in Form großer dunkler Flecken, die sich auflösen und erneut entstehen, sind bereits seit dem Vorbeiflug der Sonde „Voyager 2“ 1989 bekannt. Während Astronomen erwartet hatten, dass der derzeitige „Great Dark Spot“ auf der Nordhalbkugel sich auf seinem Weg in Richtung des Äquators ebenfalls auflösen würde, hat der Fleck seine Südwärtsbewegung eingestellt und bewegt sich wieder nordwärts. Zugleich zeigte sich für kurze Zeit ein kleiner Begleiter.
„Die Beobachtungen mit Hubble zeigen einen abrupten Stopp der Südwärtsbewegung des rätselhaften, im September 2018 erstmals entdeckten Wirbels, durch die sich der Sturm vermutlich aufgelöst hätte“, berichtet der Michael H. Wong von der University of California in Berkeley. Im August 2020 stellten die Astronomen dann fest, dass der Sturm wieder gen Norden zu driften begann. „Obwohl Hubble derartige Flecken bereits seit drei Jahrzehnten auf Neptun beobachtet, haben wir ein solches Verhalten bislang noch nie gesehen.“
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Auch der Umstand, dass sich neben dem großen Fleck zeitweise ein kleiner Begleiter entwickelt hatte, sei bislang einzigartig. „Es könnte sein, dass es sich bei diesem im Januar entdeckten Fleck um einen Teil des großen Wirbels handelte, der sich von seinem größeren Cousin abgespalten und sich dann nach und nach aufgelöst hatte“, spekuliert Wong weiter.
Die Beobachtungen seien deshalb so interessant, weil es sich möglicherweise um den bislang unbeobachteten Auflösungsprozess der großen Flecken gehandelt hatte, wie sie selbst in bisherigen Simulationen der Neptunstürme nicht vorhergesagt worden waren. „Ob es eine direkte Verbindung zwischen den beiden Flecken gibt, kann bislang nur vermutet, aber nicht bewiesen werden.“
Der große Sturm hat einen Durchmesser von rund 7.402 Kilometern und ist seit 1993 der vierte auf Neptun beobachtete dunkle Fleck. Der Durchmesser des kleineren Flecks betrug maximal 6.276 Kilometer. Bei den dunklen Flecken handelt es sich um Hochdruckgebiete, die meist in mittleren Breiten entstehen und sich dann Richtung Äquator bewegen. Die von der Corioliskraft aufrechterhaltenen Stürme rotieren – entgegen der irdischen tiefdruckbedingten Hurrikane – in der Nordhemisphäre im Uhrzeigersinn. Je weiter sie sich in Richtung des Äquators bewegen, desto mehr schwächen sich die Stürme bis zur Auflösung ab. „Es ist ebenso faszinierend wie überraschend zu sehen, dass dieser Sturm nicht in die Todeszone wandert und sich stattdessen rückwärts bewegt.“
Wie genau die Stürme auf Neptun entstehen, ist für Astronomen und Planetenwissenschaftler immer noch ein Rätsel. Forscher vermuten, dass die dunkle Färbung der Wirbelflecken durch tieferliegende, dunklere Wolkenschichten verursacht wird. Das würde dann wiederum Rückschlüsse auf den inneren Aufbau und vertikalen Strukturen der Wirbelsysteme zulassen.
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Quelle: HubbleSite.org
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