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Ein Signal von Proxima Centauri? – Ein GreWi-Gastbeitrag von Seth Shostak

Das Parkes-Teleskop Copyright: Parkes Telcope
Das Parkes-Teleskop
Copyright: Parkes Telcope

Nun, es könnten durchaus Außerirdische sein. Andererseits könnte auch sein, dass uns unsere eigene Technologie einen Streich spielt und in die Irre führt. Der britische „The Guardian“ vom 18. Dezember berichtete erstmals, dass Astronomen des „Breakthrough Listen“-Projekts – der umfassenden Radio-Suche nach außerirdischen Intelligenzen, die von der University of California in Berkeley durchgeführt wird – ein Funksignal aus Richtung Proxima Centauri entdeckt haben. Dies ist das uns am nächsten gelegene Sternensystem, nur 4,2 Lichtjahre entfernt, und es ist bekannt, dass es von mindestens zwei Planeten umkreist wird. Das Signal wurde vom Parkes-Radioteleskop rund 190 Meilen landeinwärts von Sydney in Australien empfangen. Da Proxima Centauri nur am südlichen Himmel sichtbar ist, braucht es ein Teleskop in „Down Under“, um unser nächstes Nachbarsystem zu beobachten.

– Bei diesem Artikel handelt es sich um einen GreWi-Gastbeitrag des Astronomen Dr. Seth Shostak vom SETI Institute. Die deutschsprachige Übersetzung wurde mit Genehmigung Shostaks durch Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) erstellt. Der Originalartikel erschien erstmals am 19. Dezember 2020 auf der Webseite des SETI Institute.

Bedeutet dies nun aber, dass SETI-Astronomen endlich ihren heiligen Gral gefunden haben, ein Funksignal, das nur von einem absichtlich konstruierten Sender auf einer anderen Welt ausgehen konnte?

Tatsächlich wäre genau das möglich. Aber die Forscher von „Breakthrough Listen“ achten sorgfältig darauf, dass sie sich keinem Wunschdenken hingeben, bis das Signal zusätzlichen Beobachtungen unterzogen wurde.

Was sind also die möglichen Auswirkungen dieses Befundes? Schauen wir uns einmal die möglichen Deutungswege an:

Zunächst einmal scheint es so, als variiere das Signal geringfügig in der Frequenz, es wackelt also leicht auf und ab. Das bedeutet: Es kommt also nicht von einer Antenne, die hier auf der Erde mit dem Boden verankert ist. Das macht es per Definition zwar umgehend zu einem nicht irdischen Signal, zertifiziert es aber immer noch nicht per se als von fremder Herkunft.

In der Tat könnte es sich um ein Telemetriesignal eines umlaufenden Satelliten handeln. Die Orbitalbewegung dieser Satelliten führt schließlich dazu, dass ihre Übertragungen in der Frequenz steigen und fallen.

Wer nun denkt, dass die Chancen, versehentlich einen Satelliten einzufangen, nicht groß sind, der sollte nochmals über diese Wahrscheinlichkeit nachdenken: Tatsächlich gibt mehr als 2.700 funktionierende Satelliten rund um unserem Planeten, die Informationen über das Wetter, Bilder für Google Earth, GPS-Signale für die Navigation und hochauflösende Fotos für das Militär liefern, um nur einige zu nennen. Diese Informationsflut ist zwar für unseren High-Tech-Lebensstil sehr wichtig, sie beeinflusst aber auch einen Großteil des Funkspektrums. SETI-Astronomen versuchen von je her, in diesem Funkheuhaufen eine Nadel zu finden.

Wenn es aber kein Satellitensignal ist, was könnte es sonst sein? Nun, es ist möglich, dass das Signal tatsächlich von etwas stammt, dass sich hinter Proxima Centauri befindet, also zufällig mit dessen Position und Richtung übereinstimmt. Ein Beispiel für eine solche Situation ist die aktuelle Konjunktion von Jupiter und Saturn: Für uns sieht es so aus, als ob Jupiter in den Raum des Saturn einzudringen scheint, wenn sich die beiden Planeten am Abendhimmel nähern. Am 21. Dezember betrug ihr Abstand nur 6 Bogenminuten. Aber natürlich werden Jupiter und Saturn sich nicht wirklich derart nahekommen. Tatsächlich trennen die beiden Planeten weiterhin rund 800 Millionen Kilometer leeren Raumes. Es hat also nur den Anschein, dass sie in einer Reihe stehen.

Vielleicht ist es also genau das, was gerade passiert: Das Signal käme dann nicht von Proxima Centauri, sondern von etwas anderem, das sehr viel weiter hinter dem Zwergstern liegt. Doch selbst wenn dem so wäre, so wäre das Signal weiterhin äußerst interessant, da natürliche Funksignale – wie sie etwa von Quasaren, Pulsaren und vielen anderen Mitgliedern des kosmischen Bestiariums erzeugt werden – nicht schmalbandig sind. Sie sind nicht auf einen derart kleinen Frequenzbereich beschränkt und konzentriert, wie dieses Signal es zu sein scheint.

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Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es sich lediglich um natürliche Funkemissionen eines Planeten mit einem starken Magnetfeld handelt. In unserem eigenen Sonnensystem werden Jupiters laute Funkstöße seit vielen Jahrzehnten untersucht. Vielleicht gibt es also einen derart gewaltigen, magnetisch aktiven Planeten, der Proxima Centauri umkreist?

Möglich wäre das, aber wenn wir Jupiter ins System um Proxima transportieren würden, wären seine kakophonen Ausbrüche ungefähr tausendmal schwächer als das schwächste Signal, das unsere derzeitigen Radioteleskope erkennen können. Mit anderen Worten: diese Erklärung für die Erkennung hängt davon ab, dass es eine außerordentlich laute und noch nicht entdeckte Welt gibt, die Proxima Centauri umkreist. Nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich.

Natürlich besteht immer die Möglichkeit, dass das Signal auch sehr lokalen Ursprungs ist. Ein Mikrowellenherd im Pausenraum des Parkes-Radioteleskops sorgte vor fünf Jahren für erhebliche Bestürzung, als er Signale erzeugte, die zunächst darauf hindeuteten, dass im fernen Kosmos etwas Bemerkenswertes geschah. In Wirklichkeit war es aber nur jemand, der sich gerade das Mittagessen aufwärmte…

Selbst angesichts der hier diskutierten kurzen Liste an Möglichkeiten sehen wir, dass es derzeit noch mehrere mögliche Erklärungen für das Signal gibt, die leider eher prosaisch sind.

Solange wir es noch nicht besser wissen, sollten wir die Alien-Hypothese weiterhin als Möglichkeit diskutieren. Schließlich wird jede SETI-Entdeckung schwierig zu deuten sein, wenn wir sie zum ersten Mal machen.

Es wird viele Aufrufe zur Zurückhaltung geben, um die allzu Eifrigen etwas zu beruhigen. Es ist jedoch zu erwarten, dass eines Tages eines dieser verdächtigen Signale tatsächlich jener Beweis für eine ferne Intelligenz sein wird, den wir schon so lange suchen.

Vorsicht und Sorgfalt sind immer ein guter Ratgeber. Aber wir müssen auch vorsichtig sein, dass wir dabei das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Denn schlussendlich könnte genau dieses Kind unsere Vorstellungen vom Kosmos für immer verändern.




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Quelle: SETI Institute

© Seth Shostak / SETI.org (dt. Übersetzung: grenzwissenschaft-aktuell.de)

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Andreas Müller
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