Eingänge zu möglichen Eishöhlen auf dem Mond entdeckt
Erkundung einer Lavahöhle auf Lanzarote.
Copyright: ESA/L. Ricci
Mountain View (USA) – Auf Aufnahmen der NASA-Mondsonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“ (LRO) haben US-Forscher Eingänge zu möglichen Lavaröhren und -Höhlen entdeckt, in deren Innern sie zudem Wassereislager vermuten. Diese könnten zukünftigen bemannten Missionen als Wasser-Ressource und Schutz vor kosmischer Strahlung dienen.
Die Forscher um Pascal Lee vom „SETI Institute“ und dem „Mars Institute“ haben ihre Entdeckung aktuell auf dem „Lunar Science for Landed Missions Workshop“ der NASA vorgestellt und spekulieren sogar über ein ganzes unterirdisches Höhlennetzwerk unterhalb eines großen Kraters am Mond-Nordpol.
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„Sollte sich in diesen immerdunklen Höhlen auch Wassereis befinden, so wäre dieses sehr viel leichter zugänglich, als wenn dieses durch aufwändige Prozesse aus dem wasserreichen Mondboden selbst gewonnen werden müsste“, zeigen sich die Forscher zuversichtlich.
Drei Eingänge zu potentiell eisreichen Lavaröhren in der Nähe des Mondnordpols.
Copyright: NASA/Lunar Reconnaissance Orbiter/SETI Institute/Mars Institute/Pascal Lee
Die entdeckten Eingänge befinden sich im nordöstlichen Teil des 70 Kilometer durchmessenden Mondkraters Philolaus (72.1oN, 32.4oW), rund 550 Kilometer vom Mondnordpol entfernt auf der Tagesseite unseres Trabanten. „Zwar wirken diese Gruben vergleichsweise klein, haben aber dennoch Durchmesser von 15 bis 30 Metern und offenbaren einen ersten Einblick in das vollständig im Schatten liegende Innere“, berichten die Wissenschaftler.
Philolaus Traverse from SETI on Vimeo.
Auch die Umgebung der Gruben mit ihren charakteristischen Rillen verweist auf darunter liegende Lavaröhren, also unterirdische Tunnel- und Höhlensysteme, die einst von Lavaströmen gegraben wurden.
Schon zuvor hatten andere Wissenschaftler mehr als 200 derartige Gruben als potentielle Eingänge zu Lavahöhlen ausfindig gemacht. Die neuste Entdeckung stellt jedoch die erste derartiger Strukturen in der Nähe des Nordpols des Mondes dar, in dessen immerdunklen Kratern frühere Missionen bereits umfangreiche Wassereislager identifiziert hatten. Die Erforschung und Nutzung dieser Eislager könnte durch die neue Entdeckung aufgrund des vermutlich leichten direkten Zugangs erheblich vereinfacht werden, hoffen die Forscher.
Zudem erleichtere seine Position auf der erdzugewandten Seite die Kommunikation zukünftiger Missionen dorthin. Auch das vergleichsweise junge Alter des Philolaus-Kraters ist für die Erforschung der jüngeren Mondvergangenheit von Interesse. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Krater erst vor rund 1,1 Milliarden Jahren geschlagen wurde.
Polar Caves on the Moon? – Pascal Lee from SETI on Vimeo.
„Von hier aus hätten wir zudem eine wunderschöne Aussicht auf unsere Erde. Die Apollo-Landestellen befinden sich alle in der Nähe des Mondäquators, so dass die Erde fast immer direkt über den Astronauten stand. Aus dem Innern des Philolaus-Kraters betrachtet, würde die Erde über den Kraterrändern in der Nähe des südöstlichen Horizonts stehen“, erläutert Lee.
In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun zum einen bestätigen, ob bzw. dass es sich tatsächlich um Eingänge zu Lavahöhlen handelt und zum anderen, ob es darin auch tatsächlich Eis gibt. „Die Erforschung von Lavaröhren auf dem Mond wäre dann auch eine gute Vorbereitung auf die Erkundung derartiger Strukturen einst auf dem Mars (….GreWi berichtete), in denen – geschützt vor der schädlichen Strahlung – neben Wasser vielleicht sogar bis heute Leben gedeihen könnte“, so Lee abschließend.
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