Entschließungsantrag auf Einrichtung einer zivilen UFO-Untersuchungsstelle beim EU-Parlament eingereicht

Der Entschließungsantrag zur Einrichtung einer EU-Untersuchungsstelle für UAP/UFOs. Copyright/Quelle: F. Guerreiro/Europarl.Europa.eu
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Der Entschließungsantrag zur Einrichtung einer EU-Untersuchungsstelle für UAP/UFOs.Copyright/Quelle: F. Guerreiro/Europarl.Europa.eu

Der Entschließungsantrag zur Einrichtung einer EU-Untersuchungsstelle für UAP/UFOs.
Copyright/Quelle: F. Guerreiro/Europarl.Europa.eu

Straßburg (Frankreich) – Nachdem der Grüne EU-Parlamentsabgeordnete Francisco Guerreiro ein europaweit koordiniertes Meldeverfahren und Untersuchungen von unidentifizierten anomalen Objekten im Luftraum (UAP/früher UFOs) gefordert hatte, hat der Politiker nun auch schriftlich einen Entschließungsantrag zur Meldung, Sammlung und Bewertung von UAP-Sichtungen eingereicht.

Unter dem Aktenzeichen „B9-0194/2024“ des Europäischen Parlaments heißt es nun in dem von Guerreiro am 11. März eingereichten Antrag an das Europäische Parlament (s. Titelabbildung):

Francisco Guerreiro Copyright: Green European Foundation & Heinrich-Böll-Stiftung European Union (viaWikimedaCommons) / CC BY-SA 4.0

Francisco Guerreiro
Copyright: Green European Foundation & Heinrich-Böll-Stiftung European Union (viaWikimedaCommons) / CC BY-SA 4.0

ENTWURF EINER ENTSCHLIESSUNG
gemäß Artikel 143 der Geschäftsordnung zur Aktualisierung der EU-Verordnung über die Meldung, Analyse und Nachverfolgung von Vorfällen im Zivilluftverkehr zur Einbeziehung der Meldung von UAP.

Entwurf einer Entschließung des Europäischen Parlaments zur Aktualisierung der EU-Verordnung über die Meldung, Analyse und Nachverfolgung von Vorfällen im Zivilluftverkehr zur Einbeziehung der Meldung von UAP

Das Europäische Parlament,
– unter Hinweis auf Artikel 143 seiner Geschäftsordnung,

    1. in der Erwägung, dass unidentifizierte anomale Phänomene (UAPs) ein stigmatisiertes Thema bleiben, was oft die methodische Datensammlung und -analyse durch die wissenschaftliche Gemeinschaft hemmt;
    2. in der Erwägung, dass eine bedeutende Anzahl von UAP-Vorfällen, einschließlich vieler Augenzeugenberichte von Flugzeugpiloten und ihren Besatzungen, unerklärt oder nicht gemeldet bleibt;
    3. in der Erwägung, dass die Verordnung (EU) 376/2014 es nur Luftfahrtfachleuten erlaubt, über sicherheitsrelevante Angelegenheiten zu berichten;
    4. in der Erwägung, dass parteiübergreifende Gesetzgeber in den Vereinigten Staaten einen neuen Gesetzentwurf (Bill HR6967, das Safe Airspace for Americans Act) vorgeschlagen haben, um zivile Piloten und Luftfahrtmitarbeiter zu schützen, die UAP-Sichtungen melden; 


      A.
      ist der Ansicht, dass die EU Richtlinien für eine gemeinsame Methodik zur Meldung und Analyse von UAP-Sichtungen vorschlagen sollte, was zu einer harmonisierten EU-Datenbank und einem Repositorium führen könnte und somit einen technischen Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten ermöglichen würde;

      B. fordert die Kommission auf, eine Aktualisierung der geltenden Gesetzgebung, insbesondere der Verordnung (EU) 376/2014, vorzuschlagen, um einen Mechanismus für eine konsistente, transparente und stigmafreie Berichterstattung und Datenanalyse zu UAPs im Luftraum der EU einzubeziehen, auch wenn solche Vorfälle keine offensichtliche und unmittelbare Sicherheitsgefahr für das betroffene Flugzeug darstellen.

Nach einem ähnlichen, jedoch erfolglosen „Entschließungsantrag zur Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für „UFOs“ vom 26. November 1990 (B3 – 1990/90) ist der aktuelle Anlauf nun also schon der zweite Anlauf mit diesem Anliegen.

Wann hierzu mit einer Debatte oder gar einer Abstimmung zu rechnen ist, ist derzeit noch nicht bekannt.

…GreWi wird weiterhin berichten.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
EU-Abgeordneter fordert EU-Meldeverfahren und Untersuchungsstelle für UFOs/UAP 14. Februar 2024

Hintergrund: Der Umgang mit UFOs & UAP in Europa

– Spätestens seit es in BELGIEN von Herbst 1989 bis Mai 1990 zu einer Sichtungswelle meist dreieckiger unidentifizierter Flugkörper kam, kooperierte die belgische Luftwaffe mit der zivilen belgischen UFO-Forschungsorganisation SOPBEPS (heute COBEPS), bekannte sich sogar nicht zuletzt in Person des Luftwaffen-Stabschefs Generalmajor Wilfried De Brouwer zu dieser Forschung und kam nach eingehender Untersuchungen der Vorfälle zu dem Schluss, dass die berichteten und teilweise dokumentierten Vorfälle keine rationale Erklärung finden. Die Untersuchungsergebnisse wurden dann in 700-seitigen Abschlussbericht in Buchform veröffentlicht. Die „UFO-Welle über Belgien“ gilt seither als Standardwerk der wissenschaftlichen UFO-Forschung und zur Kooperation ziviler und militärischer UFO-Untersucher. Bis heute untersucht die COBEPS UFO-Vorfälle in Belgien – teilweise mit Unterstützung der Behörden und Militärs.

– In DÄNEMARK veröffentlichte 2009 die Luftwaffe 300 Seiten bis dahin geheimer UFO-Akten aus den Jahren 1978 bis 2002 und erklärte zukünftige Meldungen gemeinsam mit der zivilen dänischen UFO-Forschungsorganisation SUFOI zu bearbeiten (…GreWi berichtete).

– In FINNLAND veröffentlichte das Militär ebenfalls im Jahr 2009 300 UFO-Akten aus den Jahren von 1933 bis 1979. Der Umgang mit den seitherigen Akten ist unklar.

– In FRANKREICH existiert sogar bis heute eine größtenteils staatliche UFO-Forschungseinrichtung, die der militärisch-zivile Raumfahrtagentur CNES untersteht. Seit 2007 hat die Groupe d’Études et d’Informations sur les Phénomènes Aérospatiaux Non Identifiés (GEIPAN)“ über 2500 UFO-Sichtungen in Frankreich veröffentlicht, teilweise untersucht und bewertet. Dabei kommt die französische UFO-Behörde zu dem Ergebnis, dass 3,3 Prozent der Sichtungen nicht identifiziert werden können.

– Auch in GROSSBRITANNIEN existierte bis 2009 ein offizielles „UFO-Büro“ des Verteidigungsministeriums (Ministry of Defence, MoD). Zur Schließung des Büros im Dezember 2009 erklärte eine MoD-Sprecher, man sehe keinen Nutzen mehr in der Untersuchung von UFO-Meldungen. Laut offiziellen Angaben diente das UFO-Büro hauptsächlich dazu, mögliche Bedrohungen britischer Hoheitsgebiete durch in diese eindringende unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) zu untersuchen und nicht, um deren vermeintlich außerirdische Herkunft zu studieren (…GreWi berichtete).

IRLAND: 37 Jahre lang erforschte auch die irische Armee seit 1947 im Geheimen UFO-Erscheinungen über dem Inselstaat und dokumentierte jeden einzelnen Fall bis ins Detail. Bekannt wurden die Unterlagen 2007 durch den „Freedom of Information Act“ zur Veröffentlichung bislang geheimer Regierungsdokumente (…GreWi berichtete).

– In ITALIEN ist seit 1978 die „Abteilung Allgemeine Sicherheit“ der italienischen Luftwaffe für die Dokumentation und Untersuchung von UFO-Sichtungen zuständig und veröffentlicht nach und nach ihre Berichte auch online (https://www.aeronautica.difesa.it/ovni/).

SCHWEDEN: Schon 1987 machte das schwedische Militär seine UFO-Forschung öffentlich und übergab den bis dato nicht klassifizierten Teil seiner Akten an das Archiv der zivilen UFO-Forschungsorganisation UFO-Svenska. Seither trägt das schwedische Militär immer wieder neue UFO-Sichtungen in die Datenbank ein. Im Frühjahr 2016 veröffentlichten die mit dem Militär zusammenarbeitenden schwedischen UFO-Forscher um Clas Svahn tausende bislang unveröffentlichter Akten des schwedischen Militär-Archiv der Swedish Defence Research Agency (FOI) über die sogenannten „Geister-Raketen“ (…GreWi berichtete).

– In SPANIEN wurden in den Jahren 1992-1999 ebenfalls mehr als 80 Akten mit über 1000 Seiten zu UFO-Sichtungen ziviler wie militärischer UFO-Sichtungen veröffentlicht und können seither über die Internetseite des spanischen Verteidigungsministeriums eingesehen und heruntergeladen werden. https://bibliotecavirtual.defensa.gob.es/BVMDefensa/es/consulta/resultados_busqueda_restringida.do?idOrigen=101381&tipoResultados=BIB&busq_objetosmultimediafaceta=S%C3%AD&descrip_objetosmultimediafaceta=S%C3%AD

GreWi-Dossier:
Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland

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EU-Abgeordneter fordert EU-Meldeverfahren und Untersuchungsstelle für UFOs/UAP 14. Februar 2024

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Neue Informationen zu UFO-Untersuchungen und Positionen deutscher Ministerien und Behörden 7. März 2023

Nun Offiziell: Deutschland steht bei der Untersuchung von unidentifizierten Flugobjekten im „engen vertraulichen Austausch mit seinen Bündnispartnern“ 15. Februar 2023

Bundesverteidigungsministerin und Kollegen wurden offiziell nicht zu UFOs gebrieft 12. Januar 2023

Erste Schritte auf dem Weg zu Einrichtung einer offiziellen deutschen UAP-Forschungsstelle 13. Oktober 2022

GreWi EXKLUSIV: Deutsche Luftwaffe betätigt sich offiziell nicht an UAP-Untersuchungen des Pentagon 23. Oktober 2022

Nicht nur in Deutschland: Militär- und Zivilradar „blind“ für UFOs und UAP 31. Januar 2022

GreWi nachgefragt: Neue Bundesregierung – neue Position zu UFOs und UAP? 11. Januar 2022

Recherchequelle: EU Parlament, eigenen Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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