Antwort auf Fermi-Paradoxon? Erde könnte einer der frühesten lebensfreundlichen Planeten sein
Künstlerische Darstellung erdähnlicher lebensfreundlicher Planeten (Illu.)
Copyright: NASA / ESA / G. Bacon (STScI)
Baltimore (USA) – Seit den 1960er Jahren stellt das sogenannte Fermi-Paradoxon Astronomen vor ein Rätsel: Aufgrund des Alters des Universums und seiner hohen Anzahl an Sternen sollte Leben eigentlich auch außerhalb der Erde weit verbreitet sein. Eigentlich sollten wir also auch schon längst Signale und Hinweise auf außerirdische Intelligenzen gefunden haben. Offiziell ist dies bislang aber nicht der Fall. Eine aktuelle Studie wirft nun ein neues Licht auf die Frage und stellt fest, dass die Erde rein theoretisch zu den ältesten bzw. frühesten potentiell lebensfreundlichen Planeten im Universum zählen könnte.
Wie die Forscher um Peter Behroozi of the Space Telescope Science Institute (STScI) aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ (DOI: 10.1093/mnras/stv1817) berichten, gab es zur Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren erst 8 Prozent aller potentiell lebensfreundlichen Planeten, die jemals im Universum existieren werden. 92 Prozent aller Planeten, auf denen erdähnliches Leben entstehen kann, wären demnach heute noch nicht einmal „geboren“ – ein Umstand, der die „merkwürdige Stille“ im Universum um uns herum, und damit also auch das Fermi-Paradoxon erklären könnte.
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Zu ihrer theoretischen Schlussfolgerung kommen die Forscher auf der Grundlage der Beobachtungsdaten der Weltraumteleskope „Hubble“ und „Kepler“: „Unser Hauptziel war es, den Platz der Erde im Kontext des Rests unseres Universums besser zu verstehen“, erläutert Behroozi die Studie. „Im Vergleich zur Gesamtanzahl aller Planeten, die jemals im für uns vorstellbaren Universum existieren werden, ist unsere Erde ein regelrechter Frühentwickler.“
Die Hubble-Daten belegen, dass vor rund 10 Milliarden Jahren zwar sehr schnell, sehr viele Sterne entstanden, dass aber der daran beteiligte Anteil an Wasserstoff- und Heliumgas vergleichsweise niedrig war. Heute entstehen neuen Sterne in deutlich langsameren Raten, doch gibt es noch sehr viel überschüssiges Gasmaterial, aus dem auch in weit entfernter Zukunft noch unzählig viele Sterne (und damit auch dortige Planeten) entstehen können.
Die Kepler-Daten belegen wiederum, dass erdgroße Planeten, die ihren Stern innerhalb dessen habitabler(also lebensfreundlicher) Zone umkreisen, in unserer Galaxie allgegenwärtig sind. Astrophysiker schätzen, dass es alleine in der Milchstraße derzeit rund eine Milliarde erdgroßer Planeten gibt. Bei einer Vielzahl dieser Planeten handelt es sich wahrscheinlich im Felsplaneten, von denen wiederum ein großer Anteil ihren Stern innerhalb dessen „grüner Zone“ umrunden. Addiert man nun die unvorstellbare Anzahl der rund 100 Milliarden Galaxien alleine im von uns beobachtbaren Universum hinzu, ergibt sich eine nicht minder unvorstellbar gewaltige Anzahl potentiell lebensfreundlicher Planeten überhaupt.
Bis zum Ende des Universums – einige Astrophysiker vermuten dies in rund 100 Billionen Jahren – können also noch unzählige neue Sterne und Planeten entstehen. Die meisten der zukünftigen Erden werden voraussichtlich im Innern großer Galaxienhaufen entstehen, in denen noch gewaltige Gasmengen vorhanden sind. Im vergleich dazu hat etwa unsere Milchstraße einen Großteil des zukünftig zur Sternentstehung zur Verfügung stehenden Gases bereits aufgebraucht.
„Der Vorteil des relativ frühen Entstehens unserer Zivilisation ist unsere Fähigkeit, mit leistungsstarken Teleskopen unsere kosmische Herkunft und die Evolution von Galaxien in etwa vom Zeitpunkt des Urknalls an nachvollziehen zu können“, so die Autoren der Studie abschließend. „Schon in rund einer Billion Jahren werden die heute noch mess- und sichtbaren Hin- und Beweise für den Urknall und die kosmische Evolution, wie sie im Licht und anderer elektromagnetischer Strahlung enthalten sind, aufgrund der fortschreitenden Ausdehnung des Raumes nicht mehr vorhanden sein. Jede weit-entfert-zukünftige Zivilisation, die noch entstehen könnte, wird also keine überprüfbaren Hinweise darauf vorfinden, wie ihr Universum einst entstand und wie es sich entwickelt hatte.“
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