Erstmals Planet in lebensfreundlicher Zone um einen toten Stern entdeckt
London (Großbritannien) – Britische Astronomen und Astronominnen haben Hinweise auf einen Planeten gefunden, der einen sogenannten Weißen Zwerg und damit die toten Reste eines einstigen sonnenähnlichen Sterns in jener Abstandsregion umrundet, die auf dem Planeten selbst flüssiges Wasser an der Oberfläche – und damit die Grundlage zumindest des irdischen Lebens – ermöglich könnte.
Wie das Team um Professor Jay Farihi vom University College in London aktuell im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” (DOI: 10.1093/mnras/stab3475) berichtet, handelt es sich zunächst um etwa Mond-große Strukturen innerhalb einer Trümmerscheibe um den rund 117 Lichtjahre entfernten Weißen Zwerg mit der Bezeichnung „WD1054–226“. Es sind diese Körper, die auch auf die Anwesenheit eines Planeten hindeuten, der den Sternenrest innerhalb dessen „habitabler Zone“ umkreist.
Hintergrund
Wenn Sternen der Wasserstofftreibstoff ausgeht, dehnen sie sich aus, kühlen ab und werden zu Roten Riesen. Unsere eigene Sonne wird in etwa fünf Milliarden Jahren in diesen Prozesse inneren und dabei die inneren Planeten Merkur und Venus, vermutlich auch die Erde verschlingen. Wenn dann auch noch die aufgeblähte äußere Hülle abgestoßen wird, wenn der Wasserstoff vollkommen aufgebraucht ist, bleibt nur noch der heiße Kern des Sterns übrig und kühlt über einen Zeitraum von mehreren Milliarden Jahren ab Weißer Zwerg ab.
Bei ihren Beobachtungen entdeckten die Forschenden 65 Anhäufungen kometenartige planetarer Trümmer, die den Stern einmal alle 25 Stunden umkreisen. „Die präzise Anordnung dieser Strukturen, durch die das Sternenlicht alle 23 Minuten abgedimmt wird, legt nahe, dass es in der Nähe auch einen Planeten geben muss, der diese Haufen derart ordnet“, so Farihi. „Das ist das erste Mal, dass ein planetarer Körper entdeckt wird, der einen Weißen Zwerg innerhalb dessen lebensfreundlicher Zone umkreist.“
Tatsächlich sei die absolute Regelmäßigkeit der 65 Strukturen astrophysikalisch nur durch einen anwesenden Planeten zu erklären. Ohne die Schwerkraftführung eines solchen Planeten, würde es in dem System zu Reibung und Kollisionen kommen, die die beobachtete Regelmäßigkeit schnell auflösen würden.
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„Die Möglichkeit eines Planeten innerhalb der lebensfreundlichen Zone um einen Weißen Zwerg ist ebenso faszinierend wie unerwartet“, führt Farihi weiter aus. „Zugleich müssen wir aber weiterhin offen für bislang unbekannte Alternativen sein und weiter nach noch mehr Hin- und beweisen für die Vorstellung eines Planeten suchen.“ Der Planet selbst konnte bislang nicht direkt beobachtet und damit als solcher bestätigt werden.
Die Autoren und Autorinnen der Studie vermuten, dass die Umlaufbahn des Planeten im Zuge des Todeskampfes des einstigen Sterns eigentlich geräumt wurde. „Wenn wir hier nun also einen Planeten finden, muss es sich um einen Körper handelt, der nach dieser Phase entstanden ist. Die Umlaufbahn selbst könnte laut den Berechnungen mindestens zwei Milliarden Jahren lebensfreundlich sein – inklusive mindestens einer Milliarden Jahre in die Zukunft hinein.
„Mehr als 95 Prozent aller Sterne wird einmal als Weißer Zwerg enden. Ausnahmen bilden nur Riesensterne, die explodieren und entweder zu Schwarzen Löchern und Neutronensternen werden. Da auch unsere Sonne in einigen Milliarden Jahren zu einem Weißen Zwerg werden wird, liefert uns die aktuelle auch einen Blick in unsere eigene Zukunft“, so Farihi abschließend.
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Recherchequelle: University College
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