Anzeige
Anzeige
Anzeige

ESA-Wissenschaftler erzeugen Sauerstoff und Metalle aus Mondstaub

Grafische Simulation einer zukünftigen Mondbasis. Copyright: ESA - P. Carril
Grafische Simulation einer zukünftigen Mondbasis.
Copyright: ESA – P. Carril

Noordwijk (Niederlande) – Im Labor für Werkstoffe und elektrische Komponenten des Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrums (ESTEC) haben Wissenschaftler den Prototyp einer Anlage konzipiert, die aus Mondboden, dem sogenannten Regolith, Sauerstoff und Metalle erzeugt.

Grundlage des Prozesses ist simulierter Mondboden, aus dem Sauerstoff gewonnen wird, der mit einem Massenspektrometer identifiziert werden kann, berichten Beth Lomax von der University of Glasgow und Kollegen aktuell im Fachjournal „Planetary and Space Science“ (DOI: 10.1016/j.pss.2019.104748). Auf diese Weise soll die Anlage zukünftige Missionen und Mondstationen in die Lage versetzten, Sauerstoff direkt auf dem Mond selbst, aus den vor Ort vorhandenen Ressourcen zu gewinnen. „Sowohl für zukünftige Mondbewohner als Atemluft wie auch für die Treibstoffproduktion, wäre eine solche Technologie von großem Nutzen.“

ESA-Forschungskollege Alexandre Meurisse fügt hinzu: „Jetzt haben wir die Anlage in Betrieb, bei der wir uns um die Feinabstimmung kümmern können, indem wir beispielsweise die Betriebstemperatur senken, um schließlich eine Version dieses Systems konzipieren, die eines Tages zum Mond operieren könnte.“

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Tatsächlich zeigten Analysen von Mondproben, dass der Regolith des Mondes zu 40 bis 45 Gewichtsprozent aus Sauerstoff besteht. Dieser Sauerstoff ist jedoch chemisch als Oxide in Form von Mineralien oder Glas gebunden und steht dadurch für den unmittelbaren Gebrauch nicht zur Verfügung.

Die Sauerstoffextraktion des ESTEC erfolgt nach der Methode der Salzschmelze-Elektrolyse, bei der der Regolith als Elektrolyt in einen Metallkorb mit geschmolzenem Calciumchloridsalz gegeben und auf 950°C erhitzt wird. Bei dieser Temperatur bleibt der Regolith fest. Wird nun Strom durchgeleitet, wird dem Regolith der Sauerstoff entzogen, der über das Salz wandert und sich an einer Anode sammelt. Als Bonus wandelt dieser Prozess auch den Regolith in verwendbare Metalllegierungen um.

Das Bild zeigt die Ausgangsprobe simulierten Mondbodens, sog. Regolith (l.), und die gleiche Probe nachdem jeglicher Sauerstoff daraus extrahiert wurde, wodurch ein Gemisch aus Metalllegierungen zurückbleibt (r.). Sowohl der Sauerstoff als auch die Metalle können von zukünftigen Mondbewohner genutzt werden. Copyright: Beth Lomax - University of Glasgow
Das Bild zeigt die Ausgangsprobe simulierten Mondbodens, sog. Regolith (l.), und die gleiche Probe nachdem jeglicher Sauerstoff daraus extrahiert wurde, wodurch ein Gemisch aus Metalllegierungen zurückbleibt (r.). Sowohl der Sauerstoff als auch die Metalle können von zukünftigen Mondbewohner genutzt werden.
Copyright: Beth Lomax – University of Glasgow

Ursprünglich wurde dieses Salzschmelze-Elektrolyse-Verfahren von der britischen Firma Metalysis für die kommerzielle Metall- und Legierungsherstellung entwickelt. Lomax promovierte im Unternehmen, um den Prozess zu studieren, bevor sie ihn bei ESTEC neu aufbaute.

„Bei Metalysis ist der durch den Prozess erzeugte Sauerstoff ein unerwünschtes Nebenprodukt und wird stattdessen als Kohlendioxid und Kohlenmonoxid freigesetzt, was bedeutet, dass die Reaktoren nicht dafür ausgelegt sind, Sauerstoffgas selbst zu widerstehen“, erklärt Lomax. „Daher mussten wir die ESTEC-Version neugestalten, um den Sauerstoff zur Verfügung zu haben, der gemessen werden kann.“

„Der Produktionsprozess hinterlässt ein Gemisch verschiedener Metalle“, fügt Alexandre Meurisse hinzu. „Dies ist eine weitere nützliche Forschungsrichtung, um herauszufinden, welche Legierungen am nützlichsten und für welche Anwendungen sie geeignet sind. Könnten sie zum Beispiel direkt in 3D gedruckt werden, oder müssten sie zuvor verfeinert werden?“ Die genaue Kombination der Metalle hänge davon ab, woher der Regolith auf dem Mond stammt, da es erhebliche regionale Unterschiede in der Zusammensetzung des Mondbodens geben.“

Laut den ESA-Wissenschaftlern sei nun das ultimative Ziel, eine „Pilotanlage“ zu entwerfen, die nachhaltig auf dem Mond betrieben werden kann. Die erste Technologie-Demonstration soll Mitte der 2020er Jahre stattfinden.

„Die ESA und die NASA kehren mit bemannten Missionen zum Mond zurück, diesmal mit der Absicht, dort auch zu bleiben“, erläutert Tommaso Ghidini, Leiter der Abteilung Strukturen, Mechanismen und Materialien bei der ESA. „Dementsprechend verlagern wir unseren technischen Ansatz auf eine systematische Nutzung der Mondressourcen vor Ort. Wir arbeiten mit unseren Kollegen in der europäischen Industrie und Wissenschaft zusammen, um erstklassige wissenschaftliche Ansätze und Schlüsseltechnologien wie diese bereitzustellen. Zunächst mit dem Ziel einer dauerhaften menschlichen Präsenz auf dem Mond und vielleicht eines Tages auch auf dem Mars.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
China veröffentlicht Nahaufnahme von mysteriösem Material auf der Rückseite des Mondes 16. Oktober 2019
Auf dem Mond gibt es vermutlich viel mehr Wasser als bislang gedacht 24. Juli 2019
Erster direkter Nachweis: NASA bestätigt Wassereis-Lager auf dem Mond 21. August 2018
Studie findet Hinweise für lebensfreundlichen frühen Mond 24. Juli 2018
Noch mehr Mondwasser: Wasser überall im Mondboden – nicht nur an den Polen – vorhanden 26. Februar 2018
Weitere Hinweise auf gewaltige Wassermengen im Innern des Mondes entdeckt 25. Jui 2017
NASA-Studie: Der Mond hatte einst eine dichte Atmosphäre 9. Oktober 2017
Mond hatte deutlich länger ein eigenes Magnetfeld als bislang gedacht 12. August 2017

Quelle: ESA

© grenzwissenschaft-aktuell.de

Anzeige
Artikeln teilen
Andreas Müller
Autor und Publizist
Unterstützen Sie die tagliche journalistische Arbeit an GreWi

Wenn Sie GreWi unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einem freiwiliigen GreWi-Unterstützer-Abo tun – und erhalten dafür auch noch themenbezogenen Gegenleistungen und nehmen an allen unseren Buch- und Filmverlosungen teil.

Bücher von GreWi-Hrsg. Andreas Müller

Andreas Müller
(Kornkreisforscher)

ein deutscher UFO-Forscher, Autor und Publizist

Mehr auf Wikipedia

Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland …

Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung

Phänomen Kornkreise: Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

Deutschlands historische UFO-Akten: Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in…

Hol Dir Deine
GreWi-App!
app-store play.google.com
..zeig, dass Du
ein GreWi bist!
Shop