Esna: Restaurierungen offenbaren bislang unbekannte altägyptische Sternbilder

Darstellung eines Sternbilds Form einer Mumie im Innern des Tempels von Esta Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen
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Darstellung eines Sternbilds Form einer Mumie im Innern des Tempels von Esta Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Darstellung eines Sternbilds Form einer Mumie im Innern des Tempels von Esna
Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Tübingen (Deutschland) – Über 200 Jahre nach der Wiederentdeckung hat ein deutsch-ägyptisches Forschungsprojekt im Innern der Tempelanlage von Esna die Originalfarben rund 2.000 Jahre alter Inschriften freigelegt. Durch die Arbeiten sind erstmals bislang unbekannte Namen altägyptische Sternbilder zutage getreten.

„Von dicken Schichten aus Ruß und Schmutz befreit, sind Reliefszenen und Inschriften nun wieder in bunten Farben zu bestaunen“, berichtet die Presseinformation der Universität Tübingen. Das von dem Tübinger Ägyptologen Professor Christian Leitz geleitete Projekt stieß zudem auf bislang unbekannte Inschriften, die unter anderem erstmals die Namen altägyptischer Sternbilder offenbaren.

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Die Restaurationsarbeiten finden in einer Kooperation des Instituts für die Kulturen des Alten Orients (IANES) an der Universität Tübingen und des ägyptischen Ministeriums für Tourismus und Altertümer statt.

Der Tempel von Esta, von Osten aus gesehen (Frühjahr 2019). Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Der Tempel von Esna, von Osten aus gesehen (Frühjahr 2019).
Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Von dem rund 60 Kilometer südlich von Luxor gelegenen Tempel in Esta ist heute nur noch der sogenannte Pronaos, also die 37 Meter lange, 20 Meter breite und 15 Meter hohe Vorhalle vollständig erhalten. Der Sandsteinbau wurde unter dem römischen Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) vor das eigentliche Tempelgebäude gesetzt und dürfte dieses in den Schatten gestellt haben. Das Dach wird von 24 Säulen getragen, die Abschlüsse der 18 frei stehenden Säulen sind mit unterschiedlichen Pflanzenmotiven gestaltet. „In der ägyptischen Tempelarchitektur ist dies eine absolute Ausnahme“, sagt der Tübinger Wissenschaftler Daniel von Recklinghausen.

Das Sternbild Orion als Osiris (links) und Sothis als Isis (rechts). Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Das Sternbild Orion als Osiris (links) und Sothis als Isis (rechts).
Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Archäologen vermuten, dass die Arbeit an den aufwendigen Dekorationen bis zu 200 Jahre dauerte: Neben den floralen Darstellungen ist der Tempel von Esta für seine astronomische Decke und besonders für die hieroglyphischen Inschriften berühmt, die als das jüngste heute noch erhaltene zusammenhängende hieroglyphische Textkorpus gelten. Die Abbildungen und Texte erzählen von damaligen religiösen Vorstellungen und dem Kultgeschehen vor Ort.

Hintergrund
Die Lage mitten im Stadtzentrum hat wohl dazu beigetragen, dass die Vorhalle erhalten blieb und nicht wie andere Gebäude während der Industrialisierung Ägyptens als Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurde. Vielmehr war der Tempel mit der Stadt verwachsen: Häuser und Hütten waren teilweise direkt an seine Mauern gebaut, an anderen Stellen ragte er aus einem Schuttberg, wie unter anderem auf Postkarten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zu sehen ist. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente die Halle zeitweise als Lager für Baumwolle. Schon zu Napoleons Zeiten erregte der Tempel in Fachkreisen große Aufmerksamkeit, da man ihn als Idealbeispiel altägyptischer Tempelarchitektur betrachtete. Den eigentlichen Reichtum, die Inschriften erkannte der französische Ägyptologe Serge Sauneron (1927–1976), der die Freilegung des Tempels vorantrieb und die Inschriften vollständig publizierte. Allerdings ohne die Originalfarben: Die konnte Sauneron unter den Schichten aus Ruß und Vogelexkrementen nicht erkennen.

Nach der Entfernung dieser Spuren zeigt sich der Tempel nun erstmals wieder so, wie er vor rund 2.000 Jahren auf Betrachter wirkte. Zudem bietet er nun neue Ansätze für die ägyptologische Forschung, sagt Christian Leitz: „Die Hieroglyphen, die Sauneron erforschte, wurden oft nur sehr grob ausgemeißelt, die Details erst durch die farbige Bemalung angebracht. Das heißt, bisher sind oft nur vorläufige Versionen der Inschriften erforscht. Erst jetzt erhalten wir ein Bild der finalen Textfassung.“

Das Zirkumpolar-Sternbild „Großer Wagen“ in Form eines Stierschenkels. Es besteht aus sieben Sternen und ist von einer Göttin in Nilpferd-Gestalt an einen Pflock gebunden. Der Große Wagen gilt als Verkörperung des feindlichen Gottes Seth, der seinen Bruder Osiris ermordete. Die Göttin verhindert, dass Seth nun zu seinem Bruder Osiris in die Unterwelt gelangt. Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Das Zirkumpolar-Sternbild „Großer Wagen“ in Form eines Stierschenkels. Es besteht aus sieben Sternen und ist von einer Göttin in Nilpferd-Gestalt an einen Pflock gebunden. Der Große Wagen gilt als Verkörperung des feindlichen Gottes Seth, der seinen Bruder Osiris ermordete. Die Göttin verhindert, dass Seth nun zu seinem Bruder Osiris in die Unterwelt gelangt.
Copyright/Quelle: Ahmed Amin / Universität Tübingen

Im Bereich der astronomischen Decke seien zudem viele Inschriften nicht im Relief ausgeführt worden, sondern nur in Tinte aufgemalt. „Sie waren bisher unter der Rußschicht unerkannt und werden jetzt Stück für Stück freigelegt. Hier haben wir etwa die Namen altägyptischen Sternbilder gefunden, die bisher noch völlig unbekannt waren.“

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie HIER




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Quelle: Universität Tübingen

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