Flagstaff (USA) – 2018 entdeckten US-Astronomen das von der Sonne am entfernteste Objekt unseres Sonnensystems. Jetzt ist es gelungen, auch die Umlaufbahn des vorläufig als „Farfarout“ bezeichneten Objekts zu bestimmen.
Wie das Astronomen-Team, darunter auch einer der ursprünglichen Mitentdecker, Professor Chad Trujillo vom Department of Astronomy and Planetary Science der Northern Arizona University aktuell berichtet, kann das Objekt somit als eindeutig als Planetoid bestätigt werden, der die Sonne fast viermal weiter entfernt umkreist als der Zwerglanet Pluto. „Damit ist es das entfernteste Objekt, das jemals in unserem Sonnensystem beobachtet wurde“, so die Astronomen.
Der Planetoid, der bislang den Spitznamen „Farfarout“ (ganz weit draußen) trägt, wurde erstmals 2018 entdeckt (…GreWi berichtete). Sein Spitzname unterschied es von dem früheren Rekordhalter „Farout“, der von demselben Astronomenteam gefunden wurde (…GreWi berichtete).
Anhand der nun ausreichenden Beobachtungsdaten konnte die Umlaufbahn des Körpers bestimmt werden. Infolge dessen hat nun auch das „Minor Planet Center“ dem Objekt die offizielle Bezeichnung „2018 AG37“ gegeben.
Neben Trujillo gehören auch Scott S. Sheppard von der Carnegie Institution for Science und David Tholen von der University of Hawaii zum Entdeckungsteam, das eine laufende Beobachtung zur Kartierung des äußeren Sonnensystems jenseits von Pluto durchführt.
Neben der nominalen Bezeichnung „2018 AG37“ soll „Farfarout“ bald auch einen offiziellen wirklichen Namen erhalten – vergleichbar wie der Zwergplanet Sedna und andere ähnliche Objekte.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen und kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Entdeckt wurde der Planetoid am 8-Meter-Teleskop Subaru auf Maunakea in Hawaii und wurde in den vergangenen Jahren mithilfe der Teleskope Gemini North und Magellan verfolgt, um seine Umlaufbahn zu bestimmen. Farfarouts durchschnittliche Entfernung von der Sonne beträgt 132 astronomische Einheiten (AU/AE = Abstand zw. Erde und Sonne). Zum Vergleich: Pluto ist gerade einmal 39 AE von der Sonne entfernt. Farfarout hat eine sehr langgestreckte Umlaufbahn, die ihn auf 175 AE am weitesten Punkt entfernt und das Objekt innerhalb der Umlaufbahn von Neptun auf etwa 27 AE führt, wenn es sich in der Nähe der Sonne befindet.
Farfarouts Reise um die Sonne dauert ungefähr tausend Jahre und kreuzt dabei jedes Mal die Umlaufbahn des Planeten Neptun. Das bedeutet, dass Farfarout einst starke Gravitationswechselwirkungen mit Neptun erfahren hat und dies der Grund dafür ist, dass das Objekt eine so große und längliche Umlaufbahn hat. „Eine einzige Umlaufbahn von Farfarout um die Sonne dauert rund 1000 Jahre“, erläutert Tholen. „Aufgrund dieses langen Orbitals bewegt es sich sehr langsam über den Himmel und erfordert mehrere Jahre Beobachtungen, um seine Flugbahn genau zu bestimmen.“
Farfarout ist sehr lichtschwach und aufgrund seiner Helligkeit und Entfernung von der Sonne schätzt das Team seine Größe auf etwa 400 Kilometer Durchmesser. Sofern das Objekt eisenreich ist, würde es sich also um einen Zwergplaneten.
„Die Entdeckung von Farfarout zeigt unsere zunehmende Fähigkeit, das äußere Sonnensystem abzubilden und immer weiter in Richtung Rand unseres Sonnensystems zu blicken“, erklärt Sheppard. „Nur mit den Fortschritten großer Digitalkameras auf sehr großen Teleskopen in den letzten Jahren war es möglich, derart entfernte Objekte wie Farfarout effizient zu entdecken. Obwohl einige dieser entfernten Objekte ziemlich groß sind und sogar Größen erreichen , sind sie wegen ihrer extremen Entfernung von der Sonne auch sehr lichtschwach. Farfarout ist nur die Spitze des Eisbergs von Objekten im fernen Sonnensystem.“
Da Neptuns Gravitation stark mit Farfarout wechselwirkt, können Farfarouts Umlaufbahn und Bewegung allerdings nicht verwendet werden, um festzustellen, ob es im äußeren Sonnensystem einen noch unbekannten Planeten (Planet Nine) gibt. Hierzu sind nur jene Objekte hilfreich, deren Umlaufbahnen im weit entfernten Sonnensystem verbleiben, weit über Neptuns Gravitationseinfluss hinaus. Zu diesen Objekten gehören Sedna und „2012 VP113“, die sich zwar näher an der Sonne befinden als Farfarout (bei etwa 80 AE), sich aber niemals dem Neptun nähern und daher stark vom möglichen Planet Neun beeinflusst würden.
„Da Farfarout wahrscheinlich einst in das äußere Sonnensystem geschleudert wurde, als er in ferner Vergangenheit Neptun zu nahe kam, kann die Orbitaldynamik von Farfarout dabei helfen zu verstehen, wie sich Neptun gebildet und entwickelt hat“, erläutert sagte Trujillo abschließend. „Farfarout wird wahrscheinlich wieder stark mit Neptun interagieren, da sich ihre Umlaufbahnen weiterhin kreuzen.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
FarFarOut: Astronomen entdecken entferntestes Objekt im Sonnensystem 23. Februar 2019
Astronomen entdecken Zwergplaneten im äußersten Sonnensystem 17. Dezemebr 2018
Hinweis auf Planet Nine: Kleinplanet im äußeren Sonnensystem entdeckt 3. Oktober 2018
Quelle: Northern Arizona University
© grenzwissenschaft-aktuell.de