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Feder- und Fellreste im Grab eines Steinzeit-Kindes

So stellt sich ein Künstler anhand der Grabfunde die Bestattungssituation des Steinzeit-Kindes von Majoonsuo vor (Illu.). Copyright: Tom Bjorklund
So stellt sich ein Künstler anhand der Grabfunde die Bestattungssituation des Steinzeit-Kindes von Majoonsuo vor (Illu.).
Copyright: Tom Bjorklund

Helsinki (Finnland) – Im Osten Finnlands haben Archäologinnen und Archäologen das Grab eines Kindes aus der Steinzeit entdeckt und darin Quarz-Pfeilspitzen, aber auch Reste von Vogelfedern, den Haaren von Hunden oder Wölfen, von weiteren Säugetieren und Pflanzen gefunden. Der Fund erlaubt Einblicke in die Vorstellungs- und Glaubenswelt der damaligen Menschen.

Wie das Team um die Archäologin Tuija Kirkinen von der Universität Helsinki aktuell im Fachjournal PLoS ONE“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0274849) berichtet, sie die Funde aufgrund des sauren Bodens stark zersetzt und organisches Material nur noch in Kleinstfragmenten vorhanden. Umso interessanter war für die Forschenden denn auch die Frage, ob die einzelnen stark degradierten Fragmente durch intensive Analysen heute noch zugeordnet werden können.

Schon zuvor war bekannt, dass Menschen während der Steinzeit in Finnland in Bodengruben bestattet wurden. In bisherigen Funden solcher Gräber haben sich kaum organisches Material oder gar menschengemachte Objekte erhalten. Anhand von Steinzeit-Funden aus anderen Regionen Skandinaviens war jedoch ebenfalls bekannt, dass den Toten Artefakte, Tierknochen- und Zähne sowie Federn und Felle beigegeben wurden. Auch im nun untersuchten Grab des Steinzeit-Kindes fanden die Archäologinnen und Archäologen zwei Pfeilspitzen aus Quarz und zwei weitere potenzielle Quarz-Objekte, anhand derer das Grab in die mesolithische Periode der Steinzeit vor rund 8000 Jahren datiert werden konnte.

Entdeckt wurde das Grab des Steinzeit-Kindes 2018 im Rahmen der Trial Excavation der Finnish Heritage Agency. Entdeckt wurden damals nur noch einige wenige Zähne des Kindes, dessen Alter so allerdings auf zwischen 3 und 10 Jahre eingegrenzt werden konnte. Trotz der starken Zersetzung des Körpers und anderer organischer Bestandteile stellte das Grab, das nahe Majoonsuo gefunden wurde, eine Ausnahme unter ähnlichen Funden dar, weil es sich in einer Bodenumgebung befand, die seit der Grablegung kaum verändert und beeinflusst worden war.

Anhand einer Bodenanalyse stellten die Forschenden fest, dass sich neben den Überresten des Kindes in dem Grab auch Federn von Wasservögeln und eines Falken befanden – die ältesten bislang in Finnland gefundenen Federnreste überhaupt. Die Archäologen und Archäologinnen um Tuija Kirkinen vermuten, dass das Kind in einem Mantel aus Vogelhaut oder mit einem Ornat aus Federn beigesetzt wurde (s. Abb. o.) und Federn Teile der einstigen Pfeile darstellten, deren Quarzspitzen ebenfalls im Grab gefunden wurde.

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Zusätzlich zu den Vogelfedern fanden sich im Fußbereich des Grabes Reste von Säugetierhaaren. Einige davon konnten die Forschenden als Hunde- oder Wolfshaare identifizieren. Diese könnten auf Schuhe aus entsprechendem Leder oder aber von einem oder mehreren solcher Tiere stammen, die mit dem Kind beigesetzt wurden (s. Abb.)

Die roter Ocker-Verfärbung des Bodens weist das Grab des Steinzeitkindes aus. Copyright: Kirkinen Mannermaa
Die roter Ocker-Verfärbung des Bodens weist das Grab des Steinzeitkindes aus.
Copyright: Kirkinen Mannermaa

„Tatsächlich wurden bereits zuvor in Skandinavien Hunde in Gräbern gefunden, die den Toten beigegeben wurden, so etwa in Skateholm, einer berühmten Grabstätte in Südschweden, die rund 7.000 zurückdatiert“, kommentiert Professor Kristiina Mannermaa, University of Helsinki die aktuelle Deutung der Funde. „Die Entdeckung in Majoonsuo ist sensationell, selbst wenn hier nichts viel mehr als nur noch Fasern von Tieren vorhanden sind“, fügt Kirkinnen hinzu.“ Wir wissen nicht, ob es Wolfs- oder Hundehaare sind. Unsere Methode zeigt aber, dass solche organischen Fasern von Federn und Fell auch dann noch gefunden werden können, wenn ein Grab Jahrtausende ist alt und in saurem Boden gefunden wird. Das alles erlaubt uns wertvolle Einsichten in die Begräbniskultur der Steinzeit und zeigt, wie die Menschen damals auch ihre Kinder in den Tod begleiteten.“

Zum Thema

Bei den Pflanzenfasern im Grab handelt es sich laut den Analysen um Bastfasern, die von Nesseln oder Weiden stammen könnten. „Zur damaligen Zeit wurden solche Fasern vermutlich für Netze zum Fischfang oder als Seile genutzt. Bislang war aus der fraglichen Zeit nur ein Fund von Bastfasern im mesolithischen Finnland bekannt – ein Netz, das bei Antrea gefunden wurde und heute im Nationalmuseum Finnlands zu sehen ist.




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Recherchequelle: University of Helsinki

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Andreas Müller
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(Kornkreisforscher)

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