Fehler in der Drake-Gleichung? Korrektur legt noch mehr außerirdische Zivilisationen nahe
Die Drake-Gleichung zur Berechnung der Anzahl technologisch entwickelter Zivilisationen in der Milchstraße.
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Copyright/Quelle: University of Rochester
Washington (USA) – Mit Hilfe der sogenannten Drake-Gleichung sind Wissenschaftler darum bemüht, zumindest statistisch nicht nur eine Antwort auf die Frage zu liefern, ob wir alleine im Universum sind, sondern auch darauf, wie viele technologisch entwickelte außerirdische Zivilisationen es geben könnte. Der US-Raumfahrtingenieur und Wissenschaftsautor Robert Zubrin glaubt in der bisherigen Auslegung einiger Faktoren der Drake-Gleichung grundlegende Fehler gefunden zu haben, deren Behebung die bisherigen eher entmutigenden Ergebnisse der Drake-Gleichung korrigieren.
Erst kürzlich noch sorgte der SETI-Astronom Seth Shostak mit einer erneuten Erläuterung der Drake-Gleichung international für mediales Interesse und kam dabei zu dem etwas entmutigenden Ergebnis, dass gerade einmal eines unter 100 Millionen Planetensystemen eine technologisch entwickelte Zivilisation hervorbringt. Eine Wahrscheinlichkeit also ähnlich wie die, des vielzitierten Sechsers im Lotto. Immerhin kommt Shostak mit seiner Rechnung auf 10.000 solcher Zivilisationen in unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße: „Ja, es gibt mit Sicherheit Aliens in unserer eigenen und anderen Galaxien. Wenn auch nicht in unserer näheren Umgebung, so könnten wir sie dennoch zumindest entdecken. Und das ist auch der Grund, warum wir weiterhin nach ihren Radiosignalen suchen.“
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Während eine konservative Auslegung der Faktoren der Drake-Gleichung immerhin noch auf 400 technologisch entwickelte Zivilisationen in der Milchstraße kommt, was dann angesichts geschätzt vier Milliarden Sterne einer geradezu niederschmetternden Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000.000.000 gleich käme. Die uns nächstgelegene außerirdische Zivilisation wäre dann – laut Drake-Gleichung – 4.300 Lichtjahre entfernt.
In seinem ausführlichen Artikel auf Centauri-Dreams.org weist Robert Zubrin (s. Abb. l.) nun jedoch auf Fehler in der bisherigen Les- und Rechenart der Drake-Gleichung hin:
„Obwohl ein Klassiker, so ist die Drake-Gleichung (bzw. deren bisherige Auslegung) dennoch vielfach offenkundig falsch. So geht die Gleichung beispielsweise davon aus, dass Leben, Intelligenz und Zivilisation nur einmal pro Sonnen- bzw. Planetensystem entstehen kann. Das ist eindeutig falsch, denn Sterne entwickeln sich schließlich über einen Zeitraum von Milliarden von Jahren, Arten von Lebensformen über Millionen von Jahren und Zivilisationen über mehrere Tausende von Jahren.
Alleine unsere derzeitige menschliche Zivilisation könnte sich zwar selbst auslöschen, aber es bräuchte nur wenige Überlebende einer thermonuklearen Selbstzerstörung unserer Zivilisation, um nur knapp 1.000 Jahre später erneut eine vermutlich globale Zivilisation (wieder-)erstehen zu lassen. Selbst nach jenem Asteroideneinschlag von der Reich- und Tragweite jenes Ereignisses, das die Dinosaurier ausgerottet hat, führte schon 5 Millionen Jahre später wieder zu einer von hochentwickelten Säugetieren bewohnten Erde. Die Vorfahren des Menschen waren vor 30 Millionen Jahren nicht intelligenter als die anderen Lebewesen ihrer Zeit. Es ist also unwahrscheinlich, dass alleine die irdische Biosphäre wesentlich länger benötigen würde, um erneut eine neue Art mit unseren Fähig- und Fertigkeiten entstehen zu lassen. Das alles dauert also wesentlich kürzer als jene rund vier Milliarden Jahre, die es dauern würde, um eine völlig neue Biosphäre in einem völlig neuen Sonnensystem entstehen zu lassen.
Zudem ignoriert die Drake-Gleichung die Möglichkeit, dass sich sowohl das Leben als auch eine Zivilisation interstellar ausbreiten kann.“
In seinem Artikel korrigiert Zubrin nun die von ihm bemängelten Fehler. Bei einer angenommenen Lebenszeit einer durchschnittlichen technologischen Zivilisation von 50.000 Jahren kommt er so schon auf rund fünf Millionen technologisch entwickelter Zivilisationen alleine in unserer Milchstraße und das zum jetzigen Zeitpunkt: Tatsächlich bedeutet das, dass schon einer von 80.000 Sternen die Heimat einer technologischen Zivilisation wäre. (…) Die Entfernung zwischen uns und der nächsten solcher Zivilisationen würde so auf „nur“ noch etwa 185 Lichtjahre schrumpfen.
In weiteren Ausführungen reduziert sich dieser Wert dann sogar nochmals auf rund 122 Lichtjahre.
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Als Hauptvariable macht auch Zubrin den Faktor „L“, also die Lebensdauer einer Zivilisation aus und zeigt anhand einer ausführlichen Tabelle, wie dieser Wert (L) unser Bild von unserer Galaxie in dieser Frage dominiert:
„Ist L also kurz (10.000 Jahre oder weniger), so liegt die Anzahl interstellarer Zivilisationen bei einigen wenigen und ein direkter Kontakt wäre geradezu unmöglich.
Ist L aber mittelgroß (~50.000 Jahre) so wird der Radius schon geringer und ein Kontakt zumindest hier und da möglich.
Liegt L jedoch bei >200.000, so liegen Zivilisationen in unserem Bereich der Milchstraße schon relativ dicht beieinander und es sollte regelmäßig zu Kontakten zwischen ihnen kommen.“
Abschließend kommt Zubrin also zu einem etwas anderen Ergebnis der Drake-Gleichung als Shostak: „Wie auch immer man es drehen will, eines scheint ziemlich sicher: Es gibt wirklich viele (Zivilisationen) dort draußen. Aber was sind das für Zivilisationen und was haben sie bereits erreicht? Es wäre gut, wenn wir auf diese Fragen eine Antwort hätten.“
– Bei weiterführendem Interesse an Zubrins astro-mathematischen Ausführungen zur Drake-Gleichung lesen Sie bitte HIER seinen ausführlichen Artikel im vollständigen, englischsprachigen Original.
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