Anzeige
Anzeige
Anzeige

Flagstones Enclosure: Der erste Steinkreis Britianiens?

Künstlerische Rekonstruktion der Flagstine Enclosure in Dorset (Illu.)Copyright/Quelle: Jennie Anderson / University of Exeter
Künstlerische Rekonstruktion der Flagstones Enclosure in Dorset (Illu.)
Copyright/Quelle: Jennie Anderson / University of Exeter

Exeter (Großbritannien) – Archäologische Untersuchungen der prähistorischen Begräbnisstätte Flagstones Enclosure in der südenglischen Grafschaft Dorset haben ergeben, dass sie die früheste bekannte große kreisförmige Einfriedung in Großbritannien ist. Damit könnte es sich bei der Anlage um einen Vorläufer späterer Kreismonumente wie Stonehenge gewesen sein.

Wie das Team um Dr. Susan Greaney von der University of Exeter, Dr. Peter Marshall, von „Historic England“, der ETH Zürich und der Universität von Groningen aktuell im Fachjournal „Antiquity“ (DOI: 10.15184/aqy.2025.28) berichtet, wurde die Flagstones Enclsoure nahe Dorset, mithilfe fortschrittlicher Radiokohlenstoffdatierung auf etwa 3.200 v. Chr. datiert – rund zwei Jahrhunderte früher als bisher angenommen. Diese Analysen beruhen auf Funden organischen Materials wie menschliche Überreste, Hirschgeweihen und Holzkohle.

„Flagstones ist ein ungewöhnliches Monument – ein perfekt kreisförmiges Graben-Gehege, das mit Bestattungen und Einäscherungen verbunden ist“, erklärt Greaney, eine Expertin für neolithische und bronzezeitliche Monumente. „In gewisser Weise ähnelt es älteren Monumenten, die wir als ‚causewayed enclosures‘ bezeichnen, in anderer Hinsicht wiederum späteren Strukturen, die als ‚Henges‘ bekannt sind. Bislang wussten wir nicht genau, wo es sich zwischen diesen Denkmaltypen einordnen lässt – die neue Datierung zeigt nun, dass es älter ist, als wir erwartet hatten.“

Hintergrund
Die Anlage von Flagstones wurde in den 1980er-Jahren während des Baus der Dorchester-Umgehungsstraße entdeckt. Ausgrabungen legten, eine 100 Meter großen kreisförmigen Graben frei, der durch sich überschneidende Gruben geformt wurde – vermutlich mit einem Erdwall, auf denen auch aufgerichtete Steine platziert waren. Heute liegt die Hälfte der Stätte unter der Umgehungsstraße, während der Rest unter Max Gate, dem ehemaligen Wohnhaus von Thomas Hardy, verborgen ist. Das Gelände ist als geschütztes Denkmal eingetragen, und die Funde sowie Ausgrabungsdokumentationen sind im Dorset Museum aufbewahrt.

 

Ausgrabungsplan des heute noch freiliegenden Teils der Flagstone Enclosure (Illu.).Copyright: Susane Greaney
Ausgrabungsplan des heute noch freiliegenden Teils der Flagstone Enclosure (Illu.).
Copyright: Susane Greaney

In den Flagstones-Gruben konnten mindestens vier Bestattungen nachgewiesen werden – darunter ein eingeäscherter Erwachsener sowie drei nicht eingeäscherte Kinder. Drei weitere Teil-Einäscherungen von Erwachsenen wurden an anderen Stellen gefunden. Da diese Anlage große Ähnlichkeit mit der ersten Bauphase von Stonehenge aufweist, die auf etwa 2900 v. Chr. datiert wird, nahm man bisher an, dass Flagstones aus einer ähnlichen Zeit stammt.

Die Neudatierung Flagstones zeigt nun, dass bereits um 3650 v. Chr. hier erste neolithische Aktivitäten wie das Anlegen von Gruben stattfanden. Nach einer jahrhundertelangen Unterbrechung wurde die kreisförmige Graben-Einfriedung dann um 3200 v. Chr. errichtet. Kurz darauf fanden die ersten Bestattungen darin statt. Bemerkenswert sei zudem eine spätere Bestattung: Ein junger erwachsener Mann wurde rund 1.000 Jahre nach der ersten Nutzung unter einem großen Sarsenstein im Zentrum der Kreisanlage beigesetzt.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

„Die Chronologie von Flagstones ist entscheidend für das Verständnis der Entwicklung von Zeremonial- und Begräbnisstätten in Großbritannien“, erläutert Dr. Greaney abschließend. „Das ‚Schwesterdenkmal‘ von Flagstones ist Stonehenge, dessen erste Phase fast identisch ist – aber auf etwa 2900 v. Chr. datiert wird. War Stonehenge möglicherweise eine Nachbildung von Flagstones? Oder müssen wir vielleicht unsere Datierung von Stonehenge überdenken?“

Flagstones weist zudem Verbindungen auch zu anderen bedeutenden Fundorten auf, darunter Llandygái Henge A im walisischen Gwynedd und sogar zu Stätten in Irland. Laut den Forschenden unterstreichen die neuen Erkenntnisse die Vernetzung neolithischer Gemeinschaften über Großbritannien hinaus.

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Jungsteinzeitliches „Woodhenge“ in Dänemark entdeckt 4. März 2025
Neue Theorie: Stonehenge wurde möglicherweise erbaut, um das alte Britannien zu vereinen 20. Dezember 2024
Archäologen präsentieren neue Erkenntnisse zur Sakrallandschaft zwischen den Ringheiligtümern Pömmelte und Schönebeck 15. September 2020
Archäologen untersuchen Gemeinsamkeiten zwischen dem Ringheiligtum von Pömmelte und den Steinkreisen von Stonehenge und Avebury 8. August 2019

Recherchequelle: University of Exeter

© grenzwissenschaft-aktuell.de

Anzeige
Artikeln teilen
Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
Unterstützen Sie die tagliche journalistische Arbeit an GreWi

Wenn Sie GreWi unterstützen möchten, so können Sie dies am besten mit einem freiwiliigen GreWi-Unterstützer-Abo tun – und erhalten dafür auch noch themenbezogenen Gegenleistungen und nehmen an allen unseren Buch- und Filmverlosungen teil.

Bücher von GreWi-Hrsg. Andreas Müller

Andreas Müller

Fachjournalist Anomalistik • Sachbuchautor • Publizist

Mehr auf Wikipedia

Deutschlands UFO-Akten: Über den politischen Umgang mit dem UFO-Phänomen in Deutschland …

Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung

Phänomen Kornkreise: Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft

Deutschlands historische UFO-Akten: Schilderungen unidentifizierter Flugobjekte und Phänomene in…

Hol Dir Deine
GreWi-App!
app-store play.google.com
..zeig, dass Du
ein GreWi bist!
Shop