Forscher dokumentieren soziale Homophilie bei Delfinen
Florianópolis (Brasilien) – Ein internationales Forscherteam hat erstmals ein Beispiel sog. sozialer Homophilie bei Delfinen dokumentiert, in dem freilebende Delfine, die menschlichen Fischern bei der Arbeit helfen, auch außerhalb der „Arbeitszeiten“ die Nähe ihrer menschlichen Partner suchen.
Wie das Team um A. M. S. Machado von der brasilianischen Universidade Federal de Santa Catarina aktuell im Fachjournal „Biology Letters“ (DOI: 10.1098/rsbl.2018.0909) berichtet, haben sie die Arbeitsgemeinschaft von Fischern und Delfinen an der Küste von Laguna in Brasilien beobachtet und untersucht.
Hier bilden Große Tümmler eine Art Arbeitsgemeinschaft mit lokalen Fischern, die hier vornehmlich Meeräschen fangen. Die Delfine haben offenbar erkannt, dass auch sie sehr viel leichter an die bevorzugte Nahrung gelangen, wenn sie die Fischschwärme in Richtung Strand treiben, wo wiederum die Fischer mit ihren Netzten warten.
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Tatsächlich ist vor Ort denn auch ein faszinierendes Schauspiel zu beobachten, welches damit beginnt, dass die Delfine immer mit ihrem Schwanz auf das Wasser schlagen, wenn die Fische für die Netzfischer nah genug sind, um die zu fangen. Während den Fischern auf diese Weise die Schwärme zugetrieben werden, teilen sich die Schwärme angesichts der Netzte auf, was es wiederum den Delfinen erleichtert, einzelne Fische zu erbeuten.
So interessant dieser Vorgang für sich genommen schon sein mag, es war nicht die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Tier, die die Forscher interessierte, sondern die Frage, ob diese Art der Zusammenarbeit auch zu weiterführenden Verhältnissen zwischen Menschen und Delfinen führt.
Mit Spezialkameras dokumentierten die Wissenschaftler das Verhalten der Delfine sozusagen während der Arbeitsphasen und in der Freizeit. Wie sich zeigte, suchten die Tiere die Nähe zu ihren menschlichen Arbeitskollegen auch dann, wenn sie nicht „im Einsatz“ waren. „Die Tiere schwammen von sich aus gemeinsam mit den Fischern und zeigten deutliche Anzeichen dafür, dass sie die Gesellschaft der Menschen sogar der anderer Delfine bevorzugten. In einigen Fällen wurden die Tiere sogar dabei beobachtet, wie sie gemeinsam mit den Fischern ein Mittagsschläfchen machten. (Anm. GreWi: Wie man sich diesen gemeinsamen Mittagsschlaf vorzustellen hat, geht aus den GreWi vorliegenden Informationen leider nicht hervor. Vermutlich hielten die Fischer ihren Mittagsschlaf am Strand und die Delfine taten es ihnen im seichten Wasser gleich…?)
Zum Thema
Während allgemein hier vermutlich von einer Freundschaft zwischen Tier und Mensch gesprochen werden kann, sehen die Wissenschaftler selbst in dem beobachteten Verhalten ein Beispiel für sog. soziale Homophilie. Die Wikipedia beschreibt dieses Phänomen wie folgt:
„Soziale Homophilie ist die Tendenz von Individuen, andere Menschen zu mögen und mit ihnen in Interaktion zu treten, wenn diese ihnen ähnlich sind. Die Ähnlichkeitsattraktion kann sich dabei auf diverse Kriterien wie Geschlecht, ethnische Herkunft, sozioökonomischen Status oder den Bildungsgrad beziehen.“
Die Forscher vermuten, dass das gemeinsame Fangverhalten der Delfine durch Beobachtung erlernt und weitergegeben wird und somit einen Teil der kulturellen Tradition der Delfine von Laguna darstellt.
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