Forscher entdecken rätselhafte Löcher im Meeresboden vor Kalifornien
San Francisco (USA) – Bei Vermessungsarbeiten vor der kalifornischen Küste haben Wissenschaftler zahlreiche Löcher und Gruben im Meeresboden entdeckt, für die sie bislang keine Erklärung haben. Tatsächlich ist es nicht die erste Entdeckung dieser Art.
Entdeckt wurden die rätselhaften Löcher und Gruben bei Vermessungsarbeiten für zwei geplante Off-Shore-Windkraftanlagen, berichteten Eve Lundsten und Charles Paull vom „Monterey Bay Aquarium Research Institute“ (MBARI) auf dem Jahrestreffen der „American Geophysical Union” (AGU) in San Francisco.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterscheiden dabei zwei Arten von unterschiedlich großen Löchern und Gruben am Meeresgrund in der Region: „Die größeren Löcher, die wir als ‚Pockmarks‘ (Pockennarben) bezeichnen, sind durchschnittlich fast 175 Meter groß, etwa fünf Meter tief, nahezu kreisrund und in fast gleichmäßigen Abständen zueinander verteilt. Erstmals aufmerksam wurden die MBARI-Forscher auf diese großen Löcher bereits 1999 anhand von Sonaraufnahmen. „Im Lauf der vergangenen Jahre haben wir und andere Vermessungsprojekte dann bei weiteren Scans bislang mehr als 5.200 dieser Löcher auf einer Fläche von mehr als 1.300 Quadratkilometern entdeckt. Damit handelt es sich um das größte bislang bekannte Feld dieser Art in Nordamerika.“
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Bei weiteren Scans in jüngerer Zeit sind die Forscher neben den großen Pockmarks dann auch auf eine zweite Gruppe von deutlich kleineren Löchern und Gruben gestoßen. Diese Gruben, von denen ebenfalls bereits Tausende entdeckt wurden, bezeichnen die Forscher als „Micro-Depressions“, da ihr Durchmesser nur bei etwa 11 Metern und ihre Tiefe bei gerade einmal einem Meter liegt. Sie unterscheiden sich allerdings von den großen „Pockmarks“ durch steiler abfallende Ränder und eine in eine Richtung weisende, elliptische Form.
Tatsächlich sind Pockmarks also kein neues Phänomen und wurden auch schon zuvor an anderen Orten weltweit entdeckt. Meist wurden sie durch Ausgasungen aus dem Meeresboden, etwa von Methangasen, durch den Austritt von Flüssigkeiten, Naturkatastrophen oder menschliche Aktivitäten erklärt. Derartige Austritte von Gasen oder Flüssigkeiten könnten denn auch ein Risiko für die Stabilität von Off-Shore-Bauten darstellen, weshalb die Forscher auch erst auf die Löcher aufmerksam wurden.
Wie die MBARI-Wissenschaftler in ihrer aktuellen Präsentation allerdings unterstreichen, gebe es im beschrieben Pockmark-Feld vor Zentralkalifornien allerdings keine Hinweise etwa auf Methan, das aus dem Meeresboden austritt. Tatsächlich zeige das Sonar in dieser Region sogar Sedimente die nahelegen, dass die Löcher bereits 50.000 Jahre alt und seither inaktiv sind.
Im Gegensatz zu den großen Pockmarks befinden sich die kleineren Mikro-Depressionen allerdings in deutlich jüngeren Sedimenten und beinhalten Objekte wie Steine, Kelpwurzeln, Knochen und Müll. „Zahlreiche dieser Mikro-Depressionen weisen auch eine Art Schweif aus Sedimenten auf, die aus dem Innern der Gruben stammen. An vielen Orten seien diese Sedimentschweife zudem allesamt gleich ausgerichtet.
Auf der Grundlage der beschriebenen Merkmale vermuten die Wissenschaftler, dass die kleinen Gruben vergleichsweise junge Strukturen darstellen, die von Strömungen am Meeresboden erzeugt werden. Da die Sedimente, in denen sich die kleinen Gruben befinden sehr luftig gelagert sind, könnte es sich um die Abdrücke von Tierbewegungen handeln, deren Auswurf dann von der Strömung fortgetragen werden und so die Schweife erzeugen.
„Die Pockmarks und Mikro-Eindrücke in dieser Gegend sind beides Löcher im Meeresgrund, die sich ich leichterem Sediment abzeichnen aber sich morphologisch unterscheiden. Der Grund und die Langlebigkeit der großen Pockmarks ist weiterhin ein Rätsel, da wir keine Hinweise auf Gas- oder Flüssigkeitsautritte in jüngerer als Erklärung finden können“, so Lundsten abschließend. „Die Mikro-Depressionen sind hingegen das Ergebnis jüngerer Erosionsereignisse und deshalb vermutlich auch keine ‚entstehenden Pockmarks‘. Wir brauchen also noch weitere Untersuchungen um besser zu verstehen, wie diese Strukturen entstehen.“
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Quelle: MRBAI
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