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Fortschrittliche Seefahrt in Südostasien schon vor 40.000 Jahren?

Blick auf die Inselwelt Südostasiens von Bord eines rekonstruierten frühgeschichtlichen Bootes.Copyright: Alfred Pawlik
Blick auf die Inselwelt Südostasiens von Bord eines rekonstruierten frühgeschichtlichen Bootes.
Copyright: Alfred Pawlik

Manila (Philippinen) – Neue archäologische Funde deuten darauf hin, dass die frühen Bewohner der Philippinen und Insel-Südostasiens (ISEA) über fortschrittliche Techniken zur Pflanzenverarbeitung verfügten, wie sie zum ausgeklügelter Boote und das Hochseefischen erforderlich waren.

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Frühe Seefahrt in Südostasien

Wie Riczar Fuentes und Alfred Pawlik von der Ateneo de Manila University aktuell im „Journal of Archaeological Science“ (DOI: 10.1016/j.jasrep.2025.105020) berichten, scheinen die alten Völker der Philippinen und von Insel-Südostasien bereits vor Zehntausenden von Jahren komplexe Boote gebaut und die Seefahrt gemeistert haben – lange vor Magellan, Zheng He oder den Polynesiern.

In ihrer Studie stellen die Wissenschaftler die weit verbreitete Annahme infrage, wonach technologische Fortschritte in der Altsteinzeit (Paläolithikum) nur in Europa und Afrika entstanden.

Obwohl ein Großteil von Insel-Südostasien nie durch Landbrücken oder Eisschilde mit dem asiatischen Festland verbunden war, gibt es dort Beweise für eine frühe menschliche Besiedlung. Wie diese Menschen es überhaupt schafften, große Ozeanstrecken zu überqueren, bleibt bis heute ein Rätsel, weil organische Materialien wie Holz und Fasern, die für den Bootsbau verwendet wurden, in archäologischen Funden selten erhalten bleiben.

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Beweise für fortschrittliche Bootsbau-Technologie

„Archäologische Stätten auf den Philippinen, in Indonesien und Timor-Leste liefern nun jedoch starke Hinweise darauf, dass diese frühen Seefahrer über eine technologische Raffinesse verfügten, wie sie eigentlich erst mit viel späteren Zivilisationen vergleichbar ist“, so das Forscherduo.

Demnach zeigen mikroskopische Analysen von bis zu 40.000 Jahre alten Steingeräten, die an diesen Fundorten ausgegraben wurden, deutliche Spuren der Pflanzenverarbeitung – insbesondere die Gewinnung von Fasern, wie sie zur Herstellung von Seilen, Netzen und Befestigungen beim Bootsbau und Hochseefischen unerlässlich sind.

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Fundstätten in Mindoro (Philippinen) und Timor-Leste haben zudem Überreste von Hochseefischen wie Thunfischen und Haien sowie Fischereiwerkzeuge wie Angelhaken, Fischgabeln und Netzgewichte zutage gefördert.

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Hinweise auf fortgeschrittene Seefahrtkenntnisse

„Die Überreste großer räuberischer Hochseefische an diesen Fundorten deuten darauf hin, dass diese Menschen über fortgeschrittene Seefahrtstechniken und Kenntnisse über die saisonalen Wanderungen dieser Fischarten verfügten“, erklären die Forscher. Gleichzeitig würden die gefundenen Fischereiwerkzeuge darauf hindeuten, dass robuste und gut verarbeitete Seile für Fischleinen und Netze benötigt wurden.

„All diese Hinweise legen nahe, dass diese frühen Seefahrer komplexe Boote aus organischen Verbundmaterialien bauten, die mit Pflanzenfasern zusammengehalten wurden, und dass sie dieselbe Seiltechnologie auch für das Hochseefischen nutzten.“

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Hochentwickelte Seefahrt und Navigation

Sollte dies zutreffen, wären die prähistorischen Migrationen in Insel-Südostasien nicht einfach nur das Ergebnis zufälligen Treibens auf primitiven Bambusflößen gewesen, argumentieren Fuentes und Pawlik. „Stattdessen zeigen die Funde, dass diese frühen Menschen hochqualifizierte Navigatoren waren, die das Wissen und die Technologie besaßen, um weite Strecken über tiefe Gewässer zu reisen und entlegene Inseln gezielt zu erreichen.“

Hintergrund
Mehrere Jahre Feldforschung auf der Insel Ilin (Provinz Occidental Mindoro, Philippinen) inspirierten die Forscher dazu, diese Theorie zu untersuchen. Zusammen mit Schiffbauingenieuren der University of Cebu haben sie kürzlich das „First Long-Distance Open-Sea Watercrafts (FLOW) Project“ ins Leben gerufen. Dieses Projekt testet Rohmaterialien, die in der Vergangenheit vermutlich verwendet wurden, und entwickelt sowie erprobt verkleinerte Bootsmodelle.

Einfluss auf die maritime Kultur der Region

Das Vorhandensein einer derart fortschrittlichen maritimen Technologie im prähistorischen Insel-Südostasien unterstreiche die Innovationskraft der frühen Völker der Philippinen und ihrer Nachbarregionen, so die Forscher abschließend. „Ihre Kenntnisse im Bootsbau könnten die Region bereits vor Zehntausenden von Jahren zu einem Zentrum technologischer Entwicklungen gemacht haben und möglicherweise die Grundlage für die maritimen Traditionen gelegt haben, die dort bis heute bestehen.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Studie: Erstmalige Besiedlung Australiens wurde von einer fortgeschrittenen Seefahrerkultur zielgerichtet geplant 25. Juni 2019

Recherchequelle: Ateneo de Manila University

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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