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FRBs: Fachartikel diskutiert Radioblitze als Signale außerirdischer Intelligenzen
Andreas Müller
3 min
Künstlerische Darstellung eines gewaltiges Lichtsegels (Illu). Copyright: Starshot Breakthrough
Cambridge (USA) – Schnelle Radioausbrüche, sogenannte „Fast Radio Burst“ (FRB) stellen Astronomen weiterhin vor ein gewaltiges Rätsel. Neben noch gänzlich unbekannten astrophysikalischen Naturphänomenen, diskutieren einige Forscher auch die Möglichkeit, dass es sich zumindest bei einigen der energiereichen Radioblitze aus den Tiefen des Alls um das Ergebnis technologischer Prozesse handeln könnte. Zwei Astronomen haben nun beschrieben, wie ein FRB vermutlich aussehen würde, wenn es sich um das Signal einer fernen Super-Technologie handeln würde.
Wie Prof. Avi Loeb vom „Center for Astrophysics“ un Harvard gemeinsam mit Manasvi Lingam vorab via ArXiv.org in einer kommenden Ausgabe der „Astrophysical Journal Letters“ berichten, sind FRBs „aufgrund ihrer kurzen Dauer und ihres Ursprungs in großen Entfernungen außerordentlich hell, und wir haben bislang keine mögliche natürliche Quelle“. Vor diesem Hintergrund sei es Wert, „einen künstlichen Ursprung in Betracht“ zu ziehen und diese Hypothese eingehend zu prüfen.
Künstlerische Darstellung eines hereinkommenden FRBs, dessen Frequenzen (hier dargestellt durch unterschiedliche Farben) zeitlich minimal verzögert eintreffen (Illu). Copyright: OzGrav, Swinburne University of Technology
Hintergrund Bei FRBs handelt es sich um hochenergetische Radioblitze von nur wenigen Millisekunden Dauer. Bislang ist noch völlig unbekannt, wovon die ultrakurzen Radioblitze ausgelöst werden. Während selbst einige Astronomen hoffen, dass es sich zumindest bei einigen dieser Radioblitze um absichtlich oder indirekt von außerirdischen Zivilisationen ausgesandte Signale handeln könnte, vermuten andere extreme astrophysikalische Phänomene als Auslöser (…siehe Links u.). Bislang wurden 85 der mysteriösen Signale aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen registriert. Alleine, dass die Signale nicht nur aus einer außerirdischen, sondern auch außergalaktischen Quelle entstammen, ist anhand der bislang vorliegenden Beobachtungdaten bekannt. Zumindest die Quelle eines der wenigen sich wiederholenden Radioblitze, das Signal „FRB121102“ konnte 2017 einer stark magnetisierten Umgebung zugeschrieben werden (…GreWi berichtete). Jüngste Verortungen eines einmaligen FRB zeigten dann jedoch, dass dieser aus einer gänzlich anderen astrophysikalischen Umgebung kam, woraus sich ableiten lässt, dass FRBs nicht zwangsläufig einer einzigen Quelle entstammen müssen (…GreWi berichtete).
In ihrem Paper schlagen die beiden Wissenschaftler vor, dass es sich bei den FRBs um Strahlen handeln könnte, die gigantische mit Lichtsegeln angetriebene Raumschiffe antreiben. „Was wir sehen, wäre dann eine kurze Ansicht eines solchen Strahls, der in Richtung eines solches Segels zielt.“ Die Autoren schätzen, dass ein solches Segel eine Nutzlast von etwa 1 Million Tonnen ziehen könnte. „Das wäre dann groß genug, um lebende Passagiere über interstellare oder sogar intergalaktische Entfernungen zu befördern“, so Lingam.
Tatsächlich sind derartige Lichtsegel nicht nur das Produkt der Science-Fiction-Literatur, sondern bereits Inhalt konkreter Pläne, irdische Miniatursonden auf 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, um so nahe Sternsysteme wie Alpha Centauri und dortige Planeten zu erforsche (…GreWi berichtete, Siehe Links u.).
Doch während hiesige Projekte wie etwa „Starshot“ der „Breakthrough Initiative“ (…GreWi berichtete) sich zunächst auf Kleinstsonden konzentrieren, müsste eine solarbetriebene Sendeanlage, die einen Strahl aussenden kann, wie er bisherige FRBs erklären könnte, nach irdischen Maßstäben doppelt so große sein, wie unsere Erde – und da eine solche Anlage auch gekühlt werden müsste, bräuchte es auch dafür eine ebenso große Anlage.
Die Frage, ob sie selbst an die Existenz solcher Anlagen glauben, beantwortet Loeb gegenüber „IFLScience“ so: „Wissenschaft ist keine Glaubensfrage, sondern eine Beweisfrage. Die Entscheidung, was im Voraus wahrscheinlich ist oder was nicht, schränkt die Möglichkeiten ein. Es lohnt sich, Ideen zu veröffentlichen und die Daten für sich sprechen zulassen.“
Vor diesem Hintergrund betonen die Wissenschaftler in ihrem Aufsatz denn auch, die spekulative Natur ihrer Überlegungen. Die beiden Physiker schätzten, dass auf der Grundlage der statistischen Erwartung von 10.000 FRB pro Tag, die möglicherweise am Himmel sichtbar sind, alle 300 Jahre auch ein solches Ereignis in unserer eigenen Milchstraße stattfinden sollte. Alle bisherigen FRBs, deren Ursprung verortet werden konnte, lagen weit jenseits unserer eigenen Galaxie. Die Beobachtung eines solches Ereignisses sozusagen vor unserer kosmischen Haustüre, könnte uns mit Sicherheit viel mehr über die Herkunft und Natur der Radioausbrüche verraten als bisherige Beobachtungen.
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