Funde belegen: Erste Amerikaner kamen auf dem Seeweg
Corvallis (USA) – Funde prähistorischer Steinwerkzeuge in Idaho zeigen, dass die ersten Menschen auf dem Seeweg – und nicht wie bislang angenommen über eine Landbrücke – auf den amerikanischen Kontinent gelangten. Die Funde stützen damit ein sich zunehmend verbreitendes neues Bild davon, wie Menschen zum ersten Mal nach Amerika kamen.
Wie das Team um den Archäologen Loren Davis von der Oregon State University aktuell im Fachjournal „Science“ (DOI: 10.1126/science.aax9830) berichtet, wurden die Steinwerkzeuge – darunter Klingen, Mehrzweckwerkzeugen (sog. Bifaces) und Speerspitzen – gemeinsam mit Resten von Feuerstätten und Knochen an dem als Cooper’s Ferry bezeichneten Grabungsort in Idaho entdeckt und aktuell auf ein Alter von ungefähr 16.000 Jahren datiert.
Damit sind die Funde einige hundert Jahre älter als die bislang als älteste menschliche Funde in Amerika geltenden Artefakte. Die Funde stützen zugleich aber auch ein neues Bild davon, wie Menschen zum ersten Mal in Amerika ankamen, indem sie zeigen, dass die Menschen schon mehr als ein Jahrtausend vor dem Abschmelzen der Gletscher auf Cooper’s Ferry lebten, die dann vor etwa 14.800 Jahren einen eisfreien Korridor durch Kanada eröffneten.
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Diese Erkenntnis legt wiederum nahe, dass die ersten Menschen in Amerika auf dem Seeweg angekommen sein müssen und sich dann schnell die Pazifikküste hinunter und die Flüsse hinauf bewegt haben. Damit passen die Daten von Cooper’s Ferry gut zu dem Küsten-Modell, über das Wissenschaftler anhand von genetischen und archäologischen Studien und Funden zunehmend Konsens erzielen.
Bislang galt die sogenannte Clovis-Kultur, Großwildjäger, die vor etwa 13.000 Jahren charakteristische Steinwerkzeuge herstellten und als erste Menschen, die Amerika über einen eisfreien Korridor erreichten, als erste amerikanische Kultur. Zunehmend sprechen jedoch andere Funde für die Existenz einer Prä-Clovis-Kultur (siehe LINKS u.) und auch die Funde von Cooper’s Ferry sprechen laut den Autoren genau diese Sprache.
Es sei leicht zu sehen und zu verstehen, wie Seeleute Cooper’s Ferry erreicht haben könnten, erläutert Davis: „Obwohl der Standort mehr als 500 Kilometer von der Küste entfernt ist, verbinden ihn die Flüsse Salmon, Snake und Columbia mit dem Meer. Wenn die Menschen die Küste entlangkamen, führte die erste Linkskurve, die südlich des Eises verläuft, zum Columbia River Basin“, sagt Davis. „Es war sozusagen die erste Ausfahrt.“
Das Gebiet wurde aber lange Zeit vom Stamm der Nez Perce bzw. den „Niimíipuu“ bewohnt, die Cooper‘s Ferry als „Nipéhe“ und damit als ein altes Dorf kennen, das von einem jungen Paar gegründet wurde, nachdem eine Flut ihr vorheriges Zuhause zerstört hatte, sagt Nakia Williamson, die Direktorin für kulturelle Ressourcen des Stammes gegenüber „Science.com„. „Unsere Geschichten und Legenden erzählen uns schon von Alters her, wie lange wir hier sind. Die aktuelle Studie bestätigt das erneut“. Er hofft, dass die Ausgrabungen, an denen auch Archäologen und Praktikanten der Nez Perce teilgenommen haben, dabei helfen werden, die tiefe Verbundenheit der Nez Perce mit ihrem angestammten Land zu erkennen. „Das ist nicht nur etwas, was vor 16.000 Jahren passiert ist. Das ist uns auch heute noch wichtig.“
Cooper’s Ferry bietet auch einen Blick auf die Werkzeuge, die von den ersten Ankömmlingen auf dem amerikanischen Kontinent mitgeführt wurden. Viele der dort gefundenen Speerspitzen gehören zur westlichen Speerspitzen-Tradition, sind kleiner – etwa so groß wie ein kleiner Finger – und leichter als die kräftigen Clovis-Spitzen. Solche Werkzeuge wurden an frühen Standorten von British Columbia bis nach Peru und sogar im Landesinneren von Texas gefunden. Ähnliche Speerspitzen sind auch aus Japan vor etwa 16.000 bis 13.000 Jahren bekannt, sagt Davis. Er und andere Wissenschaftler argumentieren, dass westliche Speerspitzen die besten Belege dafür darstellen, dass die ersten Menschen, die Amerika erreichten, aus Asien stammten und ihre Traditionen mit sich brachten.
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Quelle: Science
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