Pasadena (USA) – Der NASA-Rover „Curiosity“ hat eine der vermutlich sonderbarsten Bilderserien vom Mars zur Erde gefunkt. Aus Felsen am Fuße des Mount Sharp im Innern des Mars-Kraters Gale scheinen in regelmäßigen Abständen Stangen und Spitzen herauszuragen. Während optische Täuschungen, die viele vermeintlich künstlicher Mars-Strukturen erklären können, hier als Erklärung wegfallen, scheint es sich grundsätzlich um eine Form von Erosion zu handeln. Was hier jedoch aus dem weichen Sandstein heraus freigelegt wurde, ist derzeit Inhalt kontroverser Überlegungen mit teils faszinierenden Konsequenzen.
Die Aufnahmen selbst wurden von verschiedenen Instrumenten des Rovers, u. a. der sogenannten Mast Camera am 3786. Missionstag (SOL), also am 01.04.2023 und später gemacht.
Derzeit fährt „Curiosity“ durch ein kleines Tal am Fuße des Mount Sharp, dem Zentralberg des Marskraters Gale. Die Hänge zu beiden Seiten sind von stark erodierten Sandsteinfelsen geprägt und einige dieser Felsen zeigen auffallende Strukturen, an denen Einschlüsse im Gestein zu Tage treten.
Während diese Strukturen in den meisten Fällen nur wenig aus der sonstigen Felsoberfläche herausragen, sticht ein Felsen aus der Szenerie heraus. Hier hat es tatsächlich den Anschein, als würden in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Stangen und Spitzen aus dem Fels ragen. Dass diese Strukturen tatsächlich vorhanden sind, zeigt unter anderem der Umstand, dass sie über den Felsrand hinausragen und selbst Schatten auf ihren Unter- und Hintergrund werfen.
Tatsächlich erscheinen die Strukturen auf den ersten Blick derart bizarr, dass man entweder an Knochen, etwa Dornenfortsätze von Wirbelsäulen oder sogar auch an eine künstliche Strukturen, vielleicht an verstärkenden Metallstreben von Betonbauten oder Antennen denken kann.
Die neuen Aufnahmen haben aber nicht nur die Fantasie zahlreicher Betrachter befeuert, sondern sind derzeit auch schon Inhalt wissenschaftlicher Überlegungen. Übereinstimmend vermuten Geologen, dass es sich um eine ungewöhnliche Form der Erosion handelt. Die Stangen selbst wären dabei aus festerem Material wie das umgebenden vergleichsweise leicht verwitternde Sandgestein.
Demnach könnte es sich um die freigelegten mineralisierten Verläufe bzw. Mineraladern handeln, die aufgrund ihrer härteren Zusammensetzung langsamer verwittern als der sie umgebende Sandstein. Damit würde es sich hier um eine Variation von rillenförmig verlaufenden Mineraladern handeln, wie sie sich an anderer Stelle, unter anderem in den bekannten Sandsteinformationen in Utah als Streifen durch den Sandstein ziehen und für spektakuläre Gelände- und Farbverläufe sorgen (s. Abb. l.).
Ebenfalls Teil der aktuellen Diskussion ist eine nicht weniger faszinierender Erklärungsansatz, der die Strukturen als Ergebnis von einstiger biologischer Aktivität im Innern des Sedimentgesteins deutet. Demnach könnte es sich um härtere Strukturen handeln, die das Ergebnis von Kristallisation mit Hilfe von Bakterien bzw. Biomineralisatzion sind. In diesem Falle würde es sich dann also um Spurenfossilien einstiger Mars-Mikroben und damit den Beweis für früheres Leben auf dem Mars handeln.
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So oder so, die Strukturen wäre auf jeden Fall eine genauere Untersuchung durch den Rover wert. Ob die NASA sich dazu entscheiden wird, zu den Strukturen zurückzufahren, ist bislang noch nicht bekannt. Bis zum Redaktionsschluss dieser Meldung lag noch kein Statement dr NASA zu den Strukturen vor.
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Rechercherquelle: NASA, eigene Recherche grenzwissenschaft-aktuell.de
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