GfA – Studie des Monats: Abgrenzungswünsche – Abgrenzungsprobleme in Parapsychologie und Anomalistik
In Kooperation mit der Gesellschaft für Anomalistik e.V (GfA) stellt Grenzwissenschaft-Aktuell.de deren Rubrik “Studie des Monats” vor. In diesem Monat geht es um „Abgrenzungswünsche – Abgrenzungsprobleme“ in der Parapsychologie und Anomalistik.
Wenn die Identität und der Status einer Gruppe bzw. eines (Wissens-)Feldes nicht gesichert sind – vor allem in (gesellschaftlichen) Randbereichen – lassen sich oft starke Abgrenzungsbemühungen beobachten. Eine solche „Grenzarbeit“ (boundary-work) wird dann als wichtig erachtet, da scharfe Konturen fehlen oder nicht als bekannt vorausgesetzt werden können.
Sehr auffällig wird dies im Bereich esoterisch orientierter Gruppen, weil der Begriff „Esoterik“ oft negativ konnotiert ist, weswegen das „Wir sind aber anders“ und „Wir gehören nicht dazu“ eine wichtige Rolle spielt. Für die Anomalistik ist das Problem ebenso virulent. Als ein multidisziplinäres und sehr heterogenes Forschungsfeld ist es geradezu prädestiniert für solche Abgrenzungswünsche, denn zur inhaltlichen Vielfalt kommt noch eine unterschiedliche Distanz einzelner zu den Mainstream-Wissenschaften sowie ein unterschiedlicher Grad der Professionalisierung hinzu. Dass diese Auseinandersetzungen bis in die Anfangszeit des Wissenschaftsunternehmens „Parapsychologie“ zurückgehen, zeigt der Historiker Andreas Sommer in seinem Aufsatz „From Dessoir to Rhine“, der jüngst in dem von ihm herausgegebenen Themenheft „The Boundary-Work Issue“ von Mindfield erschienen ist.
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In seinem historischen Rückblick werden wir über die Prägung des Begriffs „Parapsychologie“ durch Max Dessoir informiert und erfahren über die näheren Umstände von Dessoirs ambivalenter Haltung zu dem Themenfeld. Diese mündete darin, dass er sozusagen boundary-work in seiner eigenen Person betrieb, indem er in eine kritische Debatte mit sich selbst unter seinem Pseudonym Ludwig Brunn eintrat. Schon früh lassen sich unterschiedliche Zugänge zur Parapsychologie in Deutschland und in den USA aufzeigen, wo J.B. Rhine die einflussreichste und prägendste Figur war. Demgegenüber stand Hans Bender in Deutschland, der andere Schwerpunkte setzte und sich dem Bereich der Anomalistik mit einem weitaus breiteren Themenspektrum zuwandte. Sommer rekonstruiert in seinem lesenswerten Aufsatz diese wohl stark an die involvierten Persönlichkeiten gebundenen Unterschiede.
Die Studie finden Sie unter folgendem Link: Sommer, A. (2020). From Dessoir to Rhine. Mindfield, 12(2), 66-75.
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