GreWi EXKLUSIV: Deutsche Luftwaffe betätigt sich offiziell nicht an UAP-Untersuchungen des Pentagon
Saarbrücken/Berlin (Deutschland) – Seit das US-Verteidigungsministerium wieder ganz offiziell und mit eigenen Untersuchungseinrichtungen unidentifizierte Flugobjekte und Phänomene im Luftraum – also UFOs bzw. UAP – untersucht, ist auch immer wieder von einer Zusammenarbeit mit „internationalen Partner und Alliierten“ die Rede. Ob auch bundesdeutsche Stellen an den UFO-Untersuchungen beteiligt sind, war bislang nicht bekannt. Aus einer Antwort auf eine Anfrage geht nun hervor, dass zumindest die deutsche Luftwaffe bislang nicht zu diesen Partnern gehört.
Vorgeschichte
Schon im Text, der dem Gesetz für den US-Verteidigungshaushalt 2022 (National Defense Authorization Act, NDAA) zugrunde lag, lautete eine der darin gemachten Vorgaben für das neue UAP-Untersuchungsbüro (die zunächst als Unidentified Aerial Phenomena Tas Force = UAPTF, dann als Airborne Object Identification and Management Group = AOIMSG bezeichnet wurde und mittlerweile als All-domain Anomaly Resolution Office = AARO fungiert) dass „die Behörde für die Koordination mit anderen Bundesbehörden, einschließlich der zivilen US-Flugaufsicht (FAA) und der Raumfahrtbehörde NASA, sowie mit internationalen Verbündeten und Partnern bei der Untersuchung von UAP verantwortlich sein“ soll. (…GreWi berichtete)
Am 17. Mai 2025 erläuterte dann der Staatssekretär für Verteidigung, Aufklärung und Sicherheit (under secretary of defense for intelligence and security) Ronald S. Moultrie einführend zu seinen Ausführungen und Antworten im Rahmen der offiziellen Kongressanhörung zur Arbeit und den Ergebnissen der bisherigen UFO/UAP-Untersuchungen unter anderem:
„Diese Anstrengungen werden die Zusammenarbeit auf der Grundlage bereits existierender Verbindungen mit dem Büro der Direktorin der nationalen Geheimdienste (Office of the Director of National Intelligence, ODNI), der (Flugaufsichtsbehörde) FAA, dem (Department of Homeland Security) DHS und dem FBI maximieren. Wir sind unseren starken Partnerschaften mit dem Ministerium für Energie (Department of Energy), der (Wetter- und Ozeanografiebehörde) NOAA, der (Drogenaufsichtsbehörde) DEA, der (US-Raumfahrtbehörde) NASA und den nationalen Labors ebenso verpflichtet wie unseren nationalen und internationalen Partnern und Verbündeten.“
Auch sein Kollege, der stellvertretende Direktor des US-Geheimdienstes der Navy (deputy director of naval intelligence) Scott W. Bray, der für die von der Navy geführten UAP-Untersuchungen verantwortlich zeichnet, erklärte während der Kongressanhörung:
„Wir haben auch abgestimmte Anstrengungen in der Zusammenstellung von Experten auf verschiedenen Gebieten quer durch das Verteidigungsministerium, die Geheimdienste, US-Regierungsbehörden und Ministerien hindurch gemacht. Wir haben Partnerschaften innerhalb der Forschungsentwicklung und -Beschaffung geschmiedet, Partnerschaften mit Partnern in Industrie und akademischen Forschungslaboren. Hinzu haben wir viele Verbündete und internationale Partner in die Diskussion über UAP ebenso miteinbezogen wie Experten aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen wie Physik, Optik, Metallurgie und Meteorologie, um nur einige der Felder zu nennen, die wir eingebracht haben, um unser Wissen auf jenen Gebieten zu erweitern, in denen wir selbst keine gewachsenen Expertisen hatten.“ (…GreWi berichtete)
Seit dem 15. Juli 2022 dient nun die „All-domain Anomaly Resolution Office“ (AARO) als offizielle UFO/UAP-Untersuchungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums und ist damit auch den obig beschriebenen gesetzlichen Vorgaben des US-Kongresses zur Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Alliierten verpflichtet (…GreWi berichtete).
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Da bislang aber keine dieser „internationalen Partner und Alliierten“ namentlich genannt wurden, ist auch heute noch unklar, welche Länder und welchen Institutionen konkret damit gemeint sind.
Vor diesem Hintergrund hat der Wissenschaftsjournalist, GreWi-Herausgeber und Sachbuchautor („Deutschlands UFO-Akten“, GreWi/BoD 2021) zunächst bei der (mittlerweile neuen) Bundesregierung unter anderem auch nach einer möglichen Beteiligung bundesdeutscher Ministerien, Stellen und Einrichtungen an den UFO-Untersuchungen des Pentagons nachgefragt und hierzu u.a. am 20. April 2021 von einem Sprecher des Bundesministeriums für Verteidigung der BRD (BMVg) lediglich folgende (von der eigentlichen Frage aus- bzw. abweichende) Antwort erhalten:
„Wir nehmen auch nicht zu Aktivitäten anderer befreundeter Streitkräfte Stellung. Unsere Sprechverantwortung umfasst ausschließlich den Bereich der Bundeswehr! Ich bitte um Ihr Verständnis. Zum Hintergrund der Etablierung einer US Task Force bitte ich Sie höflich, sich an die zuständige Pressestelle des US-Militärs zu wenden.“ (…GreWi berichtete)
Dieser Aufforderung folgend bemühte sich Müller dann darum, besagte Informationen vom US-Verteidigungsministerium zu erhalten. Eine Antwort auf eine Anfrage Müllers bei Pentagonsprecherin Susan Gough, wurde wochenlang immer wieder mit dem Hinweis verschoben, man „bemühe sich um eine Antwort“. Am 12. Oktober 2022 erhielt Müller dann folgende Antwort:
Andreas,
I refer you to the government of Germany. I’m not going to comment on the specifics regarding the participation of any particular foreign government.Regards,
Sue Gough
Defense Press Operations
Diese Antwort aufgreifend und mit dem Hinweis auf Goughs Bitte, sich doch an die eigene Regierung zu wenden, bat Müller am 13. Oktober 2022 erneut seinen Kontakt beim Bundesverteidigungsministerium um eine Antwort auf die Frage, „ob die Bundesrepublik an den internationalen Untersuchungen von UAP/UFO-Phänomenen durch das US-Verteidigungsministerium beteiligt ist? Zum anderen um eine Antwort auf die Frage, welche Institutionen in einem solchen Fall beteiligt sind?“
Obwohl der Journalist ausdrücklich darauf verwies, dass er lediglich um eine Antwort auf die Frage und ausdrücklich nicht um einen Kommentar zu den Entwicklungen und Entscheidungen anderer Nationen bat, erhielt er vom Sprecher des Verteidigungsministeriums erneut eine Antworte, die sich auf frühere Antworten im Austausch mit Müller berief, in denen es hieß: „Entwicklungen und Entscheidungen anderer Nationen kommentieren wir grundsätzlich nicht.“
Für mehr luftwaffenspezifische Fragen wurde Müller dann auf das Presse-/Informationszentrum der Luftwaffe (PIZ Lw) verwiesen, die Müller dann zur gleichlautenden Frage am 17. Oktober 2022 kontaktierte und am 20. Oktober 2022 von dort auch folgende Antwort erhielt:
Sehr geehrter Herr Müller,
Ihre Anfrage vom 17.10.2022 möchte ich gern wie folgt beantworten:Uns liegen keine Erkenntnisse vor, nach denen Dienststellen der Luftwaffe an den internationalen Untersuchungen von UAP/UFO-Phänomenen durch das US-Verteidigungsministerium beteiligt sind.
Zur Frage, wer sich innerhalb der Bundesregierung mit diesen Phänomenen beschäftigt, kann ich Ihnen nicht direkt weiterhelfen. Thematisch passende Anfragen an die Bundesregierung wurden in der Vergangenheit vom BMI, dem BMWi und dem BMBF beantwortet (Bundestagsdrucksachen 16/9554, 16/13570 und 16/13332 der 16. Legislaturperiode).
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Zu den zitierten Vorgängen und genannten Bundesdrucksachen erläutert Müller:
In der „Bundestagsdrucksache 16/9554“ (S. 8) geht es um Anfrage des damaligen FDP-Abgeordneten Hartfried Wolff über die Anzahl der von der Bundesregierung seit dem Jahre 2000 registrierten UFO-Sichtungen und nach der Absicht der Bundesregierung, eigene UFO-Akten zu veröffentlichen. Im Auftrag der Bundesregierung antwortete der damalige Parlamentarische Staatssekretär und spätere Bundesminister für Wirtschaft und Energie (bis 2021), Peter Altmeier (CDU): „Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über Sichtungen sogenannter Ufos bzw. Außerirdischer in Deutschland vor. Demgemäß sind auch keine Akten über UFO-Sichtungen vorhanden, die für eine Veröffentlichung in Betracht kämen.“
Die „Bundesdrucksache 16/13570“ (S. 18-19) beinhaltet parlamentarische Anfragen an den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie durch den Grünen-Abgeordneten Peter Hettlich nach der Einschätzung der Bundesregierung der Wahrscheinlichkeit für die Existenz intelligenter Außerirdischer und einer Landung solcher intelligenten extraterrestrischen Lebewesen auf dem Territorium der BRD.
Staatssekretär Jochen Homann antwortete damals, dass der Bundesregierung „keine Erkenntnisse vorliegen, die eine zuverlässige Einschätzung der Wahrscheinlichkeit extraterrestrischer Lebensformenerlauben würden“ und das man „eine Landung Außerirdischer auf dem Territorium der BRD nach heutigem Wissensstand für ausgeschlossen“ halte.
Entsprechend erübrige sich denn auch eine Antwort auf die anschließende Nachfrage Hettlichs, ob und mit welchen Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen, Leitlinien, Bestimmungen und Verhaltensanweisungen die Bundesregierung auf eine Landung einschließlich Kontaktaufnahme zu reagieren gedenke.
Auch die „Bundesdrucksache 16/13332“ (S. 62-63) beinhaltet eine ähnliche Anfrage Hettlichs, nun jedoch mit einer Erweiterung auf die Nachfrage, ob sich auch Deutschland an der Suche nach intelligenten, außerirdischen Leben beteiligt. Nach Ausführung zu einigen Weltraum-Missionen mit bundesdeutscher Beteiligung erklärte hierauf die Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen am 5. Juni 2009: „Im Raumfahrtbereich gibt es keine Förderung von Forschungsinstituten für Programme oder Projekte, die der Auffindung intelligenter extraterrestrischer Lebensformen dienen.“
In und mit seinem Buch „Deutschlands UFO-Akten“ widerspricht Andreas Müller der Aussagen Altmeiers und belegt auf 452 Seiten, dass es auch in Deutschland zahlreiche und teils interessante UFO-Akten gab und gibt. Ausführlich zitiert und zeigt der Autor darin erstmals in zusammengetragener Buchform die historischen deutschen UFO-Akten, die offiziellen UFO-Akten der Alliierten, der Stasi, jene von Polizei und Behörden, Akten der Bundeswehr, der Bundesministerien für Verkehr und Verteidigung, des Auswärtigen Amts, der UN-Vertretung der BRD, des Bundesnachrichtendienstes (BND), und des Deutschen Bundestages. Zudem beschriebt und zitiert Müller historische und aktuellste Positionen von Politikern, Ministerien und Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
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