GreWi-Faktencheck: Kadaver-Fund in Georgia – Verwest so ein Hai?
Der Kadaver von Georgia.
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Copyright/Quelle: Jeff Warren / savannahnow.com
Saint Simons Island (USA) – Schon seit Jahrzehnten sorgen immer wieder merkwürdige Kadaver für Rätselraten, wenn diese an Strände gespült und hier dann von Spaziergängern gefunden werden. Eine Form, die tatsächlich stark an einen Plesiosaurier – und damit gerne auch schnell an verbreitete Vorstellungen vom „Ungeheuer von Loch Ness“ – erinnert, taucht dabei besonders häufig auf. Sind diese Kadaver ein Beweis für bis heute überlebende Meeressaurier oder steckt ein ganz normaler Fisch dahinter? Was ist von der Expertenmeinung zum einem aktuellen Fund in Georgia (USA) zu halten? Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) den Faktencheck.
Aktuell beschäftigen sich vor allem lokale US-Medien und in deren Folge natürlich auch das weltweite Netz mit einem Fund an einem Strand am Wolf Island National Wildlife Refuge im US-Bundesstaat Georgia. Laut lokalen Medienberichten entdeckte Jeff Warren den merkwürdigen Kadaver und vermutete zunächst, es mit dem Kadaver eines Seehundes zu tun zu haben. Dann aber habe er bemerkt, „dass das kein Seehund war“.
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Tatsächlich zeigen Warrens Aufnahmen einen zunächst wirklich bizarr wirkenden Körper mit einer Flossen und einem vermeintlich langen Hals, der in einen kleinen Kopf mündet und tatsächlich zunächst am meisten einem jungen Plesiosaurier (s. Abb. l.) gleicht, als irgendeinem anderen bekannten Meerestier.
Plesiosaurier (Illu.).
Copyright: Dmitry Bogdanov (via WikimediaCommons) / CC BY 3.0
Viel eher erinnert der Kadaver unmittelbar an Darstellung von „Altamaha-ha“ (kurz: Alti) und damit an ein mysteriöses, angeblich meeressaurierartiges Wesen, das in den unzähligen Zuflüssen an der Mündung des namensgebenden Altamaha-Rivers leben soll und dessen Sichtung schon in lokalen Indianerlegenden beschrieben werden.
Auf Anfrage kamen unterschiedliche Meeresbiologen beim Anblick der Aufnahmen zu dem Schluss, dass es sich um den Kadaver eines Hais handelt (Quellen: 1, 2).
Riesenhai mit geöffnetem Maul.
Copyright: Gemeinfrei
Was dem Laien zunächst vielleicht unverständlich sein mag, erklärt sich anhand der nebenstehenden Grafik hingegen anschaulich: Gerade Riesenhaie (s. Abb. l.; Copyright/Quelle: cryptidz.wikia.com) verwesen recht schnell zu einer der aktuell gefundenen Form von Kadaver, wenn der große Unterkiefer als einer der mobilsten und größten Körperteile auch am schnellsten abfällt oder weggefressen wird. Auch die Flossen dienen Aasfressern schnell als willkommener erster Angriffspunkt.
Was zunächst stimmig klingt, lässt sich angesichts des aktuellen Kadavers jedoch kaum halten: Zum einen sehen wir nur eine Flosse und keine weiteren Hinweise auf einstige Flossen, deren Überbleibsel oder Fressspuren. Auch scheint die „Haut“ des Tieres – mit Ausnahme der Wunde am Bauch – unversehrt und es gibt keine Hinweise darauf, dass der vermeintliche „Hals“ nur der Überrest der Wirbelsäule ist, da es auch keine Anzeichen für den Ansatz des einstigen Unterkiefers gibt. Auch zeigt der Kadaver keine Spuren von Kiemen und – noch wichtiger – eben keinerlei Verwesungsspuren.
Schlussendlich sagen aber auch hier Bilder mehr als tausend Worte: Hier Beispiele tatsächlich zur „Nessie-Form“ verwester Haikadaver:
Mit dem Kadaver von Georgia hat der Zustand dieser Körper nichts gemein.
Vielmehr fällt auf, wie stark der aktuelle Kadaver-Fund den neuzeitlichen Darstellungen von Alti – dem Seeungeheuer Georgias – gleicht, wie sie selbst im entsprechenden Wikipedia-Eintrag zu finden sind (s. Abb. l.).
Copyright: Carnby (via WikimediaCommons), CC BY-SA 4.0
Eine weitere Auswahl der angeblichen Anatomie von Altamaha-ha finden Sie HIER
Während das „Ungeheuer von Loch Ness“ als überlebender Plesiosaurier vier Flossen haben soll (s. Abb. o.), sind es bei Alti auffallenderweise nur zwei – und genau diese sonderbare Eigenschaft weist auch der aktuelle Kadaverfund auf. Könnte es sich also doch um ein Jungtier des Kryptiden handeln?
Betrachtet man sich den Körper dann erneut in der Vergrößerung, so fällt auf, dass dessen Oberflächenstruktur an vielen Stellen der einer Pappmaschee-Figur entspricht, was wiederum ehr untypisch für Wasserkadaver ist.
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Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen kommt zumindest GreWi-Herausgeber Andreas Müller zu dem Schluss, dass es sich hier nicht um einen verwesten Hai-Kadaver handelt. „Vielmehr deutet vieles auf einen Schwindel hin. Das wesentlich faszinierendere Gegenteil – denn auch so ließe sich bestenfalls die Übereinstimmung mit den Zeugenbeschreibungen zu Alti erklären – hätte der Entdeckter lediglich dadurch belegen können, wenn er den Kadaver sichergestellt und Biologen zur Untersuchung übergeben hätte. Doch genau das hat er leider nicht getan…“
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