GreWi nachgefragt: Was sind die Aufgaben des Weltraumkommandos der Bundeswehr?
Saarbrücken (Deutschland) – Im jüngsten Strategiepapier der Bundeswehr spielt auch das relativ neue „Weltraumkommando“ eine tragende Rolle. Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) hat beim Verteidigungsministerium nachgefragt, welche Ziele dieses Kommando haben soll und ob auch unidentifizierter Phänomene im Luftraum (Unidentified Aerial Phenomena, UAPs) bzw. UFOs dabei eine Rolle spielen.
Neben den bereits aus dem Strategiepapier, das von der Bundesverteidigungsministerium Annegret Kramp-Karrenbauer und dem Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn unter der Überschrift „Dimension Luft- und Weltraum“ dargelegten Positionen (…GreWi berichtete), hat GreWi-Herausgeber Andreas Müller beim Verteidigungsministerium nachgefragt. Hier die Fragen und dazugehörigen, unkommentierten Antworten des dortigen Pressesprechers:
Sehr geehrter Herr Müller,
wir bedanken uns für Ihre Fragen, die ich Ihnen wie folgt beantworte:
1) Soll und will sich das neue „Weltraumkommando“ auch langfristig für direkte Einsätze im Weltraum ausrichten – wird es also (derzeit zumindest in Planspielen) Soldaten der Bundeswehr in Einsätzen geben, wie sie bislang nur klassischen Astronauten vorbehalten sein werden? Oder ist das Weltraumkommando zunächst auf eine bodengestützte Überwachung und Sicherung des Weltraums angewiesen?
Das Weltraumkommando der Bundeswehr wird den Schutz und, wenn notwendig, die Verteidigung der nationalen weltraumgestützten Fähigkeiten verantworten. Dies geschieht durch die Planung und Führung sogenannter Weltraumoperationen vom Boden aus.
2) Gegen welche potenziellen Gegner bzw. Zielen und Gefahren bzw. für welche Aufgaben soll sich ein Weltraumkommando sozusagen wappnen?
Der freie Zugang zum Weltraum und die verlässliche Nutzung von Weltraumsystemen und -anwendungen sind für Deutschland in nahezu allen Lebensbereichen essentiell. Auch die Bundeswehr ist in vielfacher Weise abhängig von der Weltraumnutzung und uneingeschränkten Verfügbarkeit weltraumgestützter Dienste und Produkte wie Kommunikation, Aufklärung sowie Positionsbestimmung, Navigation und Zeitsignalgebung.
Weltraumsysteme sind durch das Verhalten anderer Weltraumnutzer zunehmend Risiken und Bedrohungen ausgesetzt, wie bereits in der Vergangenheit gegen Satelliten gerichtete Aktionen zeigen, die in Friedenszeiten durchgeführt wurden.
…2a) Erwartet man potenzielle Angriffe irdischer Gegner „über“ den Weltraum, die es (etwa in Form von Raketenangriffen oder via Satelllit) abzuwehren gilt?
Die Abwehr von ballistischen oder auch hypersonischen Flugkörpern, die den erdnahen Weltraum durchqueren, ist eine Aufgabe im Rahmen der territorialen Flugkörperabwehr. Das Weltraumkommando der Bundeswehr wird mit seinen künftigen Fähigkeiten diese Aufgabe unterstützen.
…2b) Angriffe „aus“ dem Weltraum durch eine externe/extraterrestrische Quelle?
Dem Verteidigungsministerium liegen keinerlei Erkenntnisse zu derartigen Bedrohungen vor.
…2c) Oder bezieht man auch astronomische Bedrohungen wie Asteroiden, Kometen, Weltraumschrott usw. In den Aufgabenbereich mit ein?
Im Rahmen des Auftrags des ressortgemeinsam betriebenen Weltraumlagezentrums wird bereits heute schon vor Gefahren gewarnt, die durch Weltraumschrott oder auch durch Asteroiden/Meteoriten entstehen. Der militärische Anteil des ressortgemeinsamen Weltraumlagezentrums wird Bestandteil des Weltraumkommandos der Bundeswehr werden und damit auch weiterhin diese Warnfunktion ausüben.
3) Vor dem Hintergrund der Einrichtung einer „Unidentified Serial Phänomenon Task Force“ (UAPTF), also einer Einrichtung des US-Pentagons zur Untersuchung dessen, was man früher wohl als „UFO-Phänomene“ bezeichnet hätte (Eine Pressemitteilung des Pentagon hierzu finden Sie HIER.) stellt sich mir zudem abschließend die Frage, ob auch bei der Bundeswehr derartige Bemühungen anstehen? Nicht zuletzt scheint das Thema in den USA und damit bei unserem größten und stärksten Bündnispartner(!) derzeit hohe Bedeutung erlangt zu haben (Pentagon und Geheimdienste werden bis Ende Juni dem Kongress einen „UAP-Bericht“ vorlegen müssen, und der Generalinspekteur des Pentagons untersucht das bisherige Handling des Militärs angesichts der von diesen UAPs ausgehenden potenziellen Bedrohung.
4) Sollte die Antwort auf 3 „nein“ sein, wäre meine daran anschließende Frage…
…ob es sich die BRD leisten kann, eine Situation wie jene der über den US-Militärschiffen und Basen detektierten UAPs, also unbekannten Flugobjekten über militärischem Sperrgebiet, die offenbar nicht zum Inventar des US-Verteidigungsapparates gehören und die von den USA mit derartigen Nachdruck im Hinblick auf ein potenzielles Risiko für die nationale und militärische Sicherheit nun untersucht werden, selbst nicht ebenfalls zu beobachten und zu untersuchen?
…oder sind derartige Vorkommnisse über bundesdeutschen Einrichtungen, Militärstützpunkten, Einsätzen wirklich völlig unbekannt und nie vorgekommen?
Die Fragen 3, 4 und 5 werden aufgrund des inhaltlichen Zusammenhangs gemeinsam beantwortet:
Dem Verteidigungsministerium liegen keinerlei Erkenntnisse zur Existenz von UFOs/UAPs vor.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
J. S.
Oberstleutnant i.G.
Sprecher Luftwaffe
Bundesministerium der Verteidigung
Leitungsstab Presse
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