Haben Wissenschaftler Hinweise für ein früheres Universum entdeckt?
Konzentrische Ringe in der kosmischen Hintergrundstrahlung.
Copyright: Penrose u. Gurzadyan
Oxford (Großbritannien) – Eine von mehreren mit dem Standardmodell konkurrierenden Theorien zur Kosmologie – also über das Entstehen, die Entwicklung und der grundlegenden Struktur unseres Universums – geht davon aus, das der Kosmos aus einem stetigen Kreislauf aus Urknall, Ausdehnung und Zusammenziehen und eben nicht nur aus einem einzigen Urknall entstanden ist und sich seither endlos ausdehnt. Jetzt zeigt sich eine Gruppe internationaler Wissenschaftler erneut zuversichtlich, Hinweise auf ein früheres Universum in der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung gefunden zu haben.
Tatsächlich wurde die Existenz dieser Beweise bereits mehrfach vorhergesagt und jetzt von einem Team um den Oxford-Mathematiker, Physiker und Kosmologen Sir Roger Penrose vorab via ArXiv.org dargelegt: „Wir behaupten, dass das, was wir beschreiben, die letzten Überreste eines Schwarzen Lochs sind, das noch in einem früheren Universum verdampfte“, so der Wissenschaftler gegenüber dem „New Scientist“.
Genauer gesagt soll es sich um sogenannte „Hawking-Punkte“ handeln. Benannt nach ihrem Erstbeschreiber, dem Physiker Stephen Hawking, handelt es sich bei diesen Punkten um jene Orte, an der die ebenfalls nach Hawking benannte und theoretisch von einem Schwarzen Loch ausgehende (bislang aber noch nicht nachgewiesenene) „Hawking-Strahlung“ eines Schwarzen Lochs, aus einem früheren Universum sozusagen in das unsrige hinüberstrahlt.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Während andere Wissenschaftler die ringförmige Muster innerhalb Verteilung der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung 2014 als Folge von durch interstellaren Staub verursachten Gravitationswellen deuteten (…GreWi berichtete), sehen Penrose und Kollegen darin eben jene „Hawking-Punkte“ und berichten weiter, genau einen solchen Punkt auch schon im Rahmen ihres BICEP-2-Projekts nun gefunden zu haben.
„Auch wenn die Existenz derart anomaler Muster in der kosmischen Hintergrundstrahlung ein Problem für die (weithin akzeptierte) Theorie der Kosmischen Ausdehnung mit sich bringen würde, sind sie zugleich aber ein Beleg für die ‚konforme zyklische Kosmologie‘ (conformal cyclic cosmology, CCC).“ Diese widerspricht der Vorstellung des Standardmodells der Kosmologie, wie sie im Rahmen der sog. Urknalltheorie die zeitliche Entwicklung des Universums nach dem Urknall beschreibt und keine Explosion in einem bereits bestehenden Raum, sondern die gemeinsame Entstehung von Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität bezeichnet. Stattdessen sollen laut CCC jeweils neue Universen durch ihren Urknall zyklisch aus dem jeweilig gealterten Vorgängeruniversum entstehen.
Allerdings geht die Vorstellung von einem zyklisch entstehenden, vergehenden und wieder entstehenden Universum mit einigen Schwierigkeiten einher: So deuten viele Beobachtungen und Messungen daraufhin, dass die Ausdehnung des Universums zunimmt und dieses nicht dicht genug ist, um sich wieder auf einen einzelnen Punkt zusammenziehen und von dort aus erneut wieder ausdehnen zu können.
Ihre Theorie hatten die Forscher um Penrose erstmals 2010 beschrieben, als sie schon in den Messdaten der kosmischen Hintergrundstrahlung der NASA-Sonde WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) und dem Ballon-Teleskop „BOOMERanG“ („Balloon Observations Of Millimetric Extragalactic Radiation and Geophysics) konzentrische Ringe mit deutlich niedrigeren Temperaturschwankungen entdeckt hatten. Die konzentrischen Kreisstrukturen halten die Forscher für Spuren Gravitationswellen von einst zusammengestoßenen Schwarzen Löchern in jenem Universum, das unserem Universum vorangegangen war (…GreWi berichtete).
Auch wenn die Autoren um Penrose selbst von starken Übereinstimmungen des entdeckten Punkts mit den Vorhersagen eines „Hawking-Punkts“ entsprechend der CCC sprechen und erklären, es sei „kaum vorstellbar, wie die entdeckten Muster auf natürliche Weise im Rahmen der konventionellen Ausdehnungstheorie erklärt werden sollten“ , dürfte darüber das Letzte Wort noch lange nicht gesprochen sein und die Kontroverse mit dem jetzt vorab veröffentlichten Artikel erst beginnen. Noch steht eine Publikation der Arbeit in einem begutachteten Fachjournal aus.
© grenzwissenschaft-aktuell.de