Archivbild: Rübenkopf.
Copyright: Kolling/Public Domain
Saarbrücken (Deutschland) – Zuerst hauptsächlich in den USA und Kanada gefeiert, hat sich vor allem die kommerzialisierte Form des Halloween-Festes in der Nacht des 31. Oktober in den vergangenen Jahren auch in Europa und Deutschland etabliert – sehr zur Freude des Handels und der Medien. Während besonders die Kirchen das angeblich „neue Fest“ als importierten Tribut an Kommerz und Aberglaube verteufeln und gar Konkurrenz für Allerheiligen und den Reformationstag befürchten, sind die wahren Hintergründe von Halloween – wie bei vielen Jahresfesten – nur wenigen bekannt und tief im europäischen Brauchtum verwurzelt.
Schon seinen Namen hat „Hallow’een“ aus dem anglo-irischen Sprachraum, wo der Vorabend von Allerheiligen am 1. November als „All Hallows Eve“, also „Allerheiligenabend“ begangen wurde und wird. Auswanderer brachten den Brauch dann nach Amerika, wo er sich schnell etablieren und verbreiten konnte.
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Wahrscheinlich gehen die Wurzeln des Festes auch auf das keltische Jahresfest Samhain, dem keltischen „Ende des Sommers“ (Winteranfang), zurück. Zu dieser Zeit, so glaubten die Kelten, stünden die Grenzen zwischen den Welten offen, weswegen an Samhain auch die Seelen der Ahnen die Welt der Lebenden heimsuchen sollen und man mit ihnen Kontakt aufnehmen konnte. Eine direkte Verbindung zu dem heutigen Hochfest Allerheiligen und dem unmittelbar darauffolgenden Allerseelen, an dem katholische Gläubige den Seelen der Verstorbenen gedenken und in der Vorstellung des Volksglaubens die Toten ihre alte Heimat aufsuchen und ihnen Essen und Lichter bereitgestellt werden, scheint zunächst also naheliegend. Die Tatsache, dass Allerheiligen und Allerseelen jedoch erst im 8. Jahrhundert n. Chr. auf diesen Termin festgelegt, und zuvor zu teilweise zu sehr unterschiedlichen Daten begangen wurden, sorgt unter Brauchtumsforschern für kontroverse Standpunkte über eine Verbindung zwischen dem modernen Halloween, Allerheiligen und dem keltischen Jahresfest.
Selbst Halloween-Brauchtümer, die wir gerne der US-amerikanisierten Variante zuschreiben, finden ihre historischen Gegenstücke und Wurzeln im Alten Europa: So ist etwa das Aushöhlen, Schnitzen, Verziehen und Beleuchten von Rübenköpfen gerade in der dunklen Jahreszeit besonders Regionen des südlichen Deutschlands und der Schweiz schon seit Jahrhunderten bekannt, wenn beispielsweise im Saarland mit den „Rummelbooze“ oder im thüringischen der „Rubebötz“, Rübengeister geschnitzt und beleuchtet werden und im alemannischen das Einbringen der letzten Feldfrüchte mit dem geschnitzten „Räbenlicht“ (Rübenlicht, s. Abb.o.) gefeiert wird.
Vielerorts hat der Kürbis- den Rübenkopf (s.Abb.o.) abgelöst.
Copyright: Jonathan Jakob, grewi.de
Selbst das Süßigkeiten-Sammeln (Trick or Treat) findet seine Wurzeln in altem mitteleuropäischen Brauchtum. So weiß das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“ zu berichten, dass die Kinder an Allerheiligen von ihren Paten mit Brot und Kuchen beschenkt werden. Sie „ziehen aber auch – wie die Armen – von Haus zu Haus, singen und empfangen ‚um der armen Seelen willen‘ Gaben an Äpfeln, Getreide, Mehl, Schmalz, Geld , vor allem aber an Brot. In Ehingen a. D. suchen sie auf den Gräbern kleine Münzen, die Mutter oder Geschwister dorthin gelegt haben, und kaufen sich dafür ‚Seelenbirnen‘ oder Gebäcke.“
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Auch der oft gerade von kirchlicher Seite erbrachte Vorwurf, das moderne Halloween bediene okkulte und abergläubische Vorstellungen (…GreWi berichtete 1, 2), scheint angesichts der christlichen Brauchtümer zu Allerseelen nur bedingt angebracht. Auch hier weiß das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens“ Interessantes aus alter Zeit zu berichten.
So sollen die Seelen der Verstorbenen in den Nächten um die Monatswende von Oktober auf November als „kleine Lichter“ umhergehen und gerade auf Friedhöfen, aber auch in und um ihre einstiges Zuhause sichtbar werden. Zu Spuk kann es laut Volksglauben selbst in der Kirche kommen, „gehen die Seelen dann doch während des Gottesdienstes mit zum und um den Altar und zum Opfer und sitzen auf der Totenbahre.“
Weit verbreitet sind auch die Sagen von der sogenannten Geistermesse in der Kirche, deren Besuch für die Lebenden gefährlich werden kann: „Jeder Schmuck muss dabei von den Altären und Bildern entfernt werden, sonst würden die Toten alles in kleine Stücke zerreißen.“ Wer sich zudem nachts auf einen alten (vorchristlichen) Grabhügel stellt, der soll all jene sehen können, die als nächstes sterben – so zumindest die alte Vorstellung.
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