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Irdische Quelle: Studien bestätigen Vermutungen zu SETI-Signal-Kandidat von Proxima Centauri

Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten, schmale Spalten). Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy
Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten, schmale Spalten).
Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy

San Francisco (USA) – Die Nachricht selbst ist nicht ganz neu. Zwei Studien, die frühere Vermutungen nun bestätigen, schon: Ein vermeintlich von unserem Nachbarstern stammendes technologisches Radiosignal ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht außerirdischer Herkunft, sondern wurde vermutlich von einer irdischen Technologie erzeugt. Dennoch sehen die Astronomen in der Analyse einen Erfolg für die Suche nach außerirdischen Signalen.

Entdeckt wurde das Signal während einer 30-stündigen Beobachtung der SETI-Initiative „Breakthrough-Listen“ mit dem australischen Parkes-Radioteleskop im April und Mai 2019 und erweckte zunächst den Anschein, dass es aus Richtung des der Sonne nächstgelegenen Sterns Proxima Centauri stammt.

Wie ein an den Analysen beteiligter Breakthrough-Astronom damals bestätigte, handelte es sich um den ersten ernsthaften Kandidaten für ein intelligentes Signal seit der Ortung des bis heute kontrovers diskutierten sogenannten „WOW!“-Signal im Jahre 1977 (…GreWi berichtete).

Nachdem die Nachricht über das Signal selbst schnell hohe Wellen schlug, deuteten schon erste weitere Analysen darauf hin, dass der Signalkandidat „BLC1“ (Breakthrough Listen Candidate 1) „sehr wahrscheinlich nicht aus dem All, sondern von der Erde selbst stammt“, also einer irdischen Technologie entstammte (…GreWi berichtete bereits im vergangenen Januar).

Die Einschätzung der untersuchenden Astronomen und Astronominnen hat sich nun bestätigt und wurde in gleich zwei Artikeln im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-021-01479-w und 10.1038/s41550-021-01508-8) beschrieben. Zwar zeigten die Analysen, dass BLC1 kein intelligentes Alien-Signal sei, zugleich belege die Analyse aber, dass mittlerweile gute Analyse-Instrumente für die Suche nach außerirdischen Signalen und deren Bewertung zur Verfügung stünden, um sogenannte „falsche positive Signale“ von echten zu unterscheiden.

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„Die Bedeutung dieser Ergebnisse liegt darin, dass sie zeigen, dass die Suche nach Zivilisationen jenseits unseres eigenen Planeten mittlerweile zu einem ausgereiften wissenschaftlich-experimentellen Forschungsfeld geworden ist“, kommentiert der Gründer der Breakthrough-Initiativen Yuri Milner.

Hintergrund
Während ihrer Beobachtungen scannten die Breakthrough-Astronomen neben zahlreichen anderen Zielen auch den nur vier Lichtjahre von der Erde entfernten Stern Proxima Centauri mit dem Parkes Telescope im australischen New South Wales in einem Frequenzbereich von 700 MHz bis 4 GHz und die somit einer Auflösung von 3.81 Hz. Zu vergleichen wäre diese mit der simultanen Suche in mehr als 800 Millionen irdischen Radiosendern.

Hier entdeckten die Breakthrough-Astronomen und -Astronominnen zunächst 4 Millionen erste “Treffer”, also Radiosignalen, deren absolute Mehrzahl den Emissionen menschlicher Technologie zugeordnet werden konnte. Nach der Anwendung unterschiedlicher Filter, mit deren Hilfe bekannte menschliche Quellen automatisch aussortiert werden, wurden die verbleibenden Signale dann auf zwei Hauptkriterien überprüft:

„Zum einen fragten wir, ob sich die Frequenz mit der Zeit stets verändert? Schließlich würde man von einem Sender auf einem fernen Planeten erwarten, dass er sich bezüglich des Teleskops mit diesem fortbewegt und es so zu einer Doppler-Verschiebung der Signalfrequenz kommt, ähnlich wie wir sie von einer vorbeifahrenden Krankenwagen-Sirene kennen“, erläutern die Breakthrough-Forscher. Nachdem dann auch alle Signale ohne diesen Doppler-Effekt aussortiert wurden, blieben von ursprünglich vier Millionen nur noch eine Million potenziell interessanter Signale übrig.

Detailansicht: Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten). Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy
Detailansicht: Plott des SETISignal-Kandidaten “BLC1“ während der Ausrichtung des Teleskops auf Proxima Centauri (Prox Cen) und davon weggerichtet (Koordinaten).
Copyright: Breakthrough Listen / Nature Astronomy

„Eine weitere Frage untersucht dann, ob ein Signal auch tatsächlich aus Richtung des angepeilten Ziels (in diesem Fall Proxima Centauri) stammt. “Um dies zu überprüfen wird das Teleskop zunächst direkt auf das Ziel aus- und dann von ihm weggerichtet und dieses ‚An-Aus-Muster‘ mehrmals wiederholt. Signalquellen aus der unmittelbaren Umgebung des Teleskops sollten sowohl im ‚Aus‘-, als auch im ‚An‘-Modus erhalten bleiben, während die dadurch verbleibenden Signal-Kandidaten aus Richtung des anvisierten Ziels nur in der ‚An‘-Stellung des Teleskops, also ausgerichtet auf Proxima Centauri, erhalten bleiben.“

Am Ende dieses Prozederes blieb tatsächlich nur noch ein schmalbandiges Signal übrig, das sowohl den Doppler-Effekt aufwies, nur in der auf das Ziel ausgerichteten „An“-Position des Teleskops detektiert werden konnte und auch sonst einige jener Merkmale aufwies, die die Forschenden von einem potenziellen technologischen Signal erwarten würden.

Dr. Sofia Sheikh von der University of California in Berkeley suchte dann in Datensammlungen nach früheren, ähnlichen Detektionen, die jedoch ebenfalls in der „Aus“-Position des Teleskops detektiert werden konnten. Bei dieser Suche stieß die Astronomin auf 60 Signale, die viele Merkmale des Signal-Kandidaten BLC1 aufwiesen, aber eben auch dann geortet werden konnten, wenn das Teleskop von Proxima Centauri weg gerichtet war: „Aus diesem Grund können wir nun guten Gewissens davon ausgehen, dass diese anderen Signale aus Quellen in der Nähe des Teleskops stammen, also von Menschen erschaffen wurden“, so Sheikh. „Diese Signale finden sich zudem in Frequenzbereichen, die von ganz unterschiedlichen elektronischen Geräten abgegeben werden. Zusammengenommen legen diese Beweise nun nahe, dass es sich auch bei BLC1 um eine Interferenz einer menschlichen Technologie handelt – auch wenn wir bislang nicht ganz genau bestimmen konnten, aus welcher Quelle, aus welchem Gerät das Signal konkret stammte.“

Obwohl das entdeckte Signal (BLC1) tatsächlich nur dann gefunden werden konnte, wenn das Teleskop auf Proxima Centauri ausgerichtet war, bleibe angesichts der buchstäblich unzähligen potenziellen menschlichen Signalquellen zwischen dem irdischen teleskop und dem fernen Stern und Ähnlichkeiten zu bekannten menschlichen Quellen eine menschliche Transmission die wahrscheinlichste, wenn auch bislang noch nicht eindeutig zugeordnete Erklärung für BLC1, so Breakthrough.

Dr. S. Pete Worden, Executive Director der Breakthrough Initiatives, bemerkt abschließend: “Während wir bislang zwar auf keine echte technologische Signatur schlussfolgern konnten, sind wir angesichts unserer Analysen dennoch zuversichtlich, dass wir mittlerweile über die richtigen Werkzeuge verfügen, um echte Signaturen validieren zu können, wenn wir sie eines Tages einmal finden werden.“




WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
BLC1: ‚Proxima-Centauri-Signal‘ ist sehr wahrscheinlich irdischen Ursprungs 26. Januar 2021
SETI-Signal-Kandidat “BLC1”: Kopernikanisches Prinzip spricht gegen Ursprung des Signals um Proxima Centauri 14. Januar 2021
Ein Signal von Proxima Centauri? – Ein GreWi-Gastbeitrag von Seth Shostak 22. Dezember 2020
Weitere Informationen zum möglichen SETI-Signal von Proxima Centauri 19. Dezember 2020
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Recherchequellen: Breakthrough Initiatives, eigene Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

© grenzwissenschaft-aktuell.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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