Johannesburg (Südafrika) – Wissenschaftler haben erstmals auch in Südafrika Belege für die Hypothese entdeckt, laut der die Erde vor 12.800 Jahren von einem großen Meteoriten, Asteroiden oder Kometen getroffen wurde, was zu globalen Konsequenzen einschließlich des Klimawandels und zum Aussterben vieler Großtierarten beitrug.
Wie das Team unter der Leitung von Prof. Francis Thackeray vom Institut für Evolutionsstudien an der University of the Witwatersrand aktuell im Fachjournal „Palaeontologia Africana“ berichtet, entdeckten sie Hinweise auf einenAnsteig von Plantin-Werten (eine sog. Platinspitze) an einem Standort namens Wonderkrater in der Provinz Limpopo, nördlich von Pretoria in Südafrika. In Zusammenarbeit mit dem Forscher Philip Pieterse von der University of Johannesburg und Prof. Louis Scott von der Free State University entdeckte Thackeray diese Belege anhand eines Bohrkerns aus einer Torflagerstätte, die auf ein Alter von etwa 12.800 Jahren datiert werden konnte.
Auf den Umstand verweisend, dass Meteoriten reich an Platin sind, erläutert Thackeray hierzu: „Unsere Entdeckung stützt zumindest teilweise die umstrittene Theorie von einem solchen Einschlag während der Jüngeren Dryas, also die sog. Younger Dryas Impact Hypothese (YDIH). Wir müssen ernsthaft die Vorstellung untersuchen, dass ein Einschlag irgendwo auf der Erde den damaligen Klimawandel auf globaler Ebene verursacht haben könnte und so in gewissem Maße zum Aussterben der großen Tiere am Ende des Pleistozäns nach der letzten Eiszeit beigetragen hatte.“
Hintergrund
Auch grenzwissenschaftlich interessierten Lesern dürfte die Einschlagstheorie zur Jüngeren Dryaszeit ein Begriff sein, ist sie doch das zentrale Element der Theorien des populären Journalisten und Sachbuchautors Graham Hancock. In seinem 2015 erschienenen Buch „Magicans oft he Gods“ beschreibt er nicht nur die klimatischen Auswirkungen der Einschlagereignisse vor rund 13.000 Jahren, sondern auch, wie dieses Ereignis Beweise einer bis dahin angeblich existierenden und heute vergessenen globalen Hochzivilisation ausgelöscht habe:„Das Ergebnis (dieses Einschlages) war ein weltweites Desaster, das 1.300 Jahre andauerte. Dieses Ereignis ist, so glaube ich, der Beleg dafür, dass nicht nur nahezu alle Spuren sondern auch die Erinnerungen unserer Spezies an eine urzeitliche Hochzivilisation verloren gingen. Aber es gab Überlebende, die zumindest Teile des Wissens dieser zerstörten Zivilisation bewahrt haben, um es an zukünftige Generationen weiter zu geben. Es ist also kein Zufall, dass die ersten Spuren des Wieder-Erscheinens von Zivilisation in Form der frühesten bekannten megalithischen Architektur und der Wieder-Verbreitung landwirtschaftlicher Fähigkeiten rund um Gobekli Tepe in der Türkei vor rund 11.500 Jahren passierte. Denn diese Datierung stimmt mit dem Ende der Jungen Dryas-Periode überein, als sich die weltweite Umwelt wieder erholte. Alles, was wir bislang über unsere Kultur zu wissen glauben, ist jünger als dieses Datum – mit anderen Worten, nach dem radikalen Schlag der Jungen Dryaszeit. Das aber, was davor passierte, sollten wir dringend wiederentdecken.
Neben Nordamerika, Südamerika und Europa starben zur Zeit der Jüngeren Dryas auch in Südafrika einige außergewöhnliche Großtierarten aus. Zwar nicht unbedingt vor genau 12.800 Jahren, aber zeitlicher Nähe dazu. Zu dieser afrikanischen Megafauna gehören u.a. ein riesiger afrikanischer Büffel und im Vergleich zu heute ungewöhnlich große Zebras und Gnus.
Zum fraglichen Zeitpunkt war möglicherweise auch die menschliche Bevölkerung indirekt betroffen. In Nordamerika gibt es eine dramatische Beendigung der Steinwerkzeugtechnologie der sog. Clovis-Kultur. Bemerkenswerterweise haben Archäologen in Südafrika festgestellt, dass die Robberg-Artefaktherstellung in einigen Teilen des Landes, einschließlich der Region um Boomplaas in der Nähe der Cango-Höhlen am südlichen Kap nahe der Stadt Oudshoorn, fast zeitgleich eingestellt wurde.
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
„Ohne zwangsläufig für einen einzigen Kausalfaktor im globalen Maßstab zu argumentieren, weisen wir vorsichtig darauf hin, dass diese technologischen Veränderungen in Nordamerika und auf dem afrikanischen Subkontinent ungefähr zur gleichen Zeit indirekt mit einem Asteroideneinfluss mit schwerwiegenden globalen Konsequenzen verbunden gewesen sein könnten „, sagt Thackeray und führt dazu weiter aus: „Wir können nicht sicher sein, aber ein solcher kosmischer Einschlag könnte den Menschen infolge lokaler Veränderungen in der Umwelt und damit der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, wie sie mit einem plötzlichen Klimawandel verbunden sind, schwer getroffen haben.“
In Wonderkrater hat das Team nun zudem Pollen nachgewiesen, die zeigen, dass es vor etwa 12.800 Jahren zu einer vorübergehenden Abkühlung gekommen war, die mit dem auf der Nordhalbkugel und jetzt auch in Südafrika gut dokumentierten Temperaturabfall in der Jüngeren Dryas in Verbindung gebracht wird. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler könnte diese Abkühlung mit der globalen Verbreitung von platinreichem Luftstaub in Verbindung stehen.
So wurde unter dem Hiawatha-Gletscher in Nordgrönland ein großer Krater mit einem Durchmesser von 31 Kilometern entdeckt (…GreWi berichtete). „Es gibt Beweise, die die Ansicht stützen, dass genau dies der Ort war, an dem vor 12.800 Jahren ein großer Meteorit die Erde getroffen hat“, so Thackeray. „Wenn dies tatsächlich der Fall war, muss das globale Konsequenzen gehabt haben.“
Thackerays Team glaubt, dass die Entdeckung der hohen Plantinspitze vor etwa 12.800 Jahren in Wonderkrater nun ein Teilbeleg für die Hypothese ist, dass zu diesem Zeitpunkt möglicherweise ein Asteroiden- oder Kometeneinschlag stattgefunden hat.
Damit handelt es sich um den ersten Beweis in Afrika für einen Anstieg der Platinwerte vor dem historischen Klimawandel. Jüngere-Dryas-Platinanstiege wurden zuvor schon in Grönland, Eurasien, Nordamerika, Mexiko und kürzlich auch bei Pilauco in Chile gefunden. Der Wonderkrater ist nun der 30. Fundort weltweit (s. Karte o.). „Damit stimmt unsere Entdeckung voll und ganz mit der YDIH überein“, so Thackeray.
Zwar scheine die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Asteroid in Zukunft auf die Erde trifft, derzeit gering, gibt der Wissenschaftler abschließend zu bedenken, doch gebe es weiterhin Tausende großer Felsbrocken, die hauptsächlich zwischen Jupiter und Mars verteilt sind. „Einer davon – Apophis 99942 – wird als potenziell gefährlicher Asteroid bezeichnet, ist 340 Meter große und wird in 10 Jahren, genau am Freitag, den 13. April 2029, der Erde außergewöhnlich nahekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Apophis 99942 die Erde dann trifft, liegt zwar bei nur 1:100.000, aber die Wahrscheinlichkeit eines Aufpralls kann irgendwann Zukunft durchaus höher sein, da der Asteroid die Erde alle 10 Jahre passiert.“
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Jüngere Dryas: Belege für Einschlagskatastrophe vor 12.800 Jahren nun auch auf der Südhalbkugel 25. März 2019
NASA findet Spuren eines weiteren Einschlagskraters unter Grönlandeis 13. Februar 2019
Neu entdeckter Einschlagskrater in Grönland befeuert Diskussion über Auslöser der Jungen Dryaszeit 15. November 2018
Quelle: University of the Witwatersrand
© grenzwissenschaft-aktuell.de