Jungsteinzeitliches „Woodhenge“ in Dänemark entdeckt

Aars (Dänemark) – In der dänischen Kommune Vesthimmerland hat ein Archäologie-Team die Reste eines einstigen Kreismonuments aus Holzstämmen, ein sogenanntes Woodhenge, entdeckt.
Wie die Kuratorin des Vesthimmerlands Museums Sidsel Wahlin und Grabungsleiter Andreas Bo Nielsen berichten, handelt es sich um eine bedeutende Entdeckung aus der aus der späten Jungsteinzeit/frühen Bronzezeit (2600–1600 v. Chr.).
Das Holz-Henge, von dem heute nur noch die Löcher übrig sind, in denen die Holzstämme einst aufrecht standen, hatte einen Durchmesser von etwa 30 Metern und bestand aus mindestens 45 Holzpfosten, die in einem Abstand von etwa zwei Metern zueinander angeordnet waren.
Hintergrund
Wie Woodhenge im südwestenglischen Wiltshire, so gehört auch der Holzkreis von Vesthimmerland zu den sogenannten Timber Circles, den Holzpfostenkreisen. Sie bestehen aus in konzentrischen Kreisen angeordneten aufrechten Holzpfählen. Einige Anlagen werden als Henge bezeichnet, obwohl klassische Henges eigentlich Steinkreise mit Ringgräben sind. Der bedeutendste Vertreter im deutschsprachigen Raum stellt die Kreisgrabenanlage von Pömmelte in Sachsen-Anhalt dar.
Besonders spannend sei die Entdeckung aufgrund der Verbindung des Holzpfostenkreises zum Glockenbecher-Phänomen, einer kulturellen Strömung, die sich während der späten Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit über Europa ausbreitete, sowie zur Henge-Kultur auf den britischen Inseln.
„Der Holzring liefert wertvolle Einblicke in die rituellen Praktiken und sozialen Strukturen dieser international vernetzten prähistorischen Gesellschaft“, erläutert Wahlin. „Er ist ein Zeugnis des reichen archäologischen Erbes Dänemarks.“
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +
Der Holzring befindet sich in einer ehemals rituellen Landschaft in Stenild, in der sich auch eines der wenigen bekannten kleinen Holz-Henges Dänemarks – etwa zwei Kilometer entfernt – befindet. Zudem liegt hier eine bedeutende Nekropole aus der späten Jungsteinzeit sowie mehrere Siedlungen aus derselben Epoche. „Dieser Kontext unterstreicht die Bedeutung der Entdeckung und deutet auf eine komplexe und eng miteinander verbundene rituelle und soziale Umgebung hin.“
Weitere Ausgrabungen begannen bereits vergangenen Woche. Das Vesthimmerlands Museum wird diesen bedeutenden Fund weiter untersuchen und sicherstellen, dass er zur Erforschung prähistorischer Gesellschaften beiträgt. In den kommenden Monaten plant das Museum, weitere Details zu den Grabungen und den bisherigen Erkenntnissen zu veröffentlichen. Unter anderem erhoffen sich die Forschenden weitere, innere oder äußere Kreissetzungen nachweisen zu können.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Neue Analysen widersprechen Rujm el-Hiri als bronzezeitliches Observatorium 31. Dezember 2024
Neue Theorie: Stonehenge wurde möglicherweise erbaut, um das alte Britannien zu vereinen 20. Dezember 2024
Archäologen legen altägyptisches Astro-Observatorium frei 31. August 2024
Archäologen präsentieren neue Erkenntnisse zur Sakrallandschaft zwischen den Ringheiligtümern Pömmelte und Schönebeck 15. September 2020
Archäologen untersuchen Gemeinsamkeiten zwischen dem Ringheiligtum von Pömmelte und den Steinkreisen von Stonehenge und Avebury 8. August 2019
Recherchequelle: Vesthimmerlands Museum
© grenzwissenschaft-aktuell.de