Kanadas Regierung veröffentlicht eigenen UFO-Report und fordert staatlichen UFO-Untersuchungsdienst
Ottawa (Kanada) – 2022 in Auftrag gegeben, hat die kanadische Regierung nun eine Vorabversion ihrer eigenen UFO/UAP-Studie mit dem Titel „Sky Canada Project“ veröffentlicht. Darin fordert das Büro des kanadischen Wissenschaftsberaters der Regierung unter anderem die Einrichtung einer eigenen staatlichen UFO-Untersuchungsstelle.
Inhalt
Schon im November 2022 hatte das “Office of the Chief Science Advisor of Canada” die Sky-Canada-Studie angeregt, wie sie die Grundlage zukünftiger Untersuchungen unidentifizierter Flugobjekte im kanadischen Luftraum bilden sollte (…GreWi berichtete)
Vorab-Bericht der Wissenschaftsberaterin
Aktuell berichtet erneut der kanadische Nachrichtensender “CTV News” exklusiv über die Veröffentlichung der Vorabversion der Ergebnisse des „Sky Canada Projects“. Der Bericht mit dem Titel „Management of Public Reporting of UnidentifiedAerial Phenomenain Canada“ ist die erste bekannte kanadische Regierungsinitiative zur UFO-Forschung seit fast 30 Jahren.
„Der erste Bericht seiner Art in Kanada seit Jahrzehnten, macht der mit Spannung erwartete Bericht mehrere mutige Empfehlungen, einschließlich der offiziellen Untersuchung von Fällen. Kanada, so der Bericht, sollte dem Beispiel von Ländern wie den USA folgen und einen ‚dedizierten Dienst‘ schaffen, um Sichtungen unidentifizierter Objekte und Lichter am Himmel zu untersuchen.“
„Meine Aufgabe ist es, der kanadischen Regierung unabhängige Ratschläge zu geben“, sagte Mona Nemer, die wissenschaftliche Beraterin der kanadischen Regierung, in einer schriftlichen Erklärung an CTVNews.ca. „Ich bin überzeugt, dass meine Empfehlungen von unseren Führern ernst genommen werden.“
Zugleich veröffentlichte der Sende eine Vorabkopie eines 16-seitigen „Vorschau-Berichts“, der am Mittwoch, zwei Jahre nach Projektstart, veröffentlicht wurde. Weiter heißt es, eine längere, vollständige Version des Berichts werde im Laufe des Jahres veröffentlicht.
„Die Empfehlungen des Sky Canada Project bieten einen Rahmen für das konsistente und effiziente Management von UAP-Sichtungen in Kanada“, so Nemer gegenüber dem Sender. „Dies bietet mehrere Vorteile wie die Verbesserung der nordamerikanischen Koordination mit unseren Partnern, die Unterstützung der Weltraumwissenschaft, die Stärkung des öffentlichen Vertrauens und die Bekämpfung von Desinformation. Dies sind alles vorrangige Themen für Kanada.“
„Unser Ziel war es, die aktuellen Ressourcen und Prozesse zur Handhabung und Nachverfolgung von UAP-Berichten zu finden, sie mit den besten Praktiken in anderen Ländern zu vergleichen und Empfehlungen für potenzielle Verbesserungen auszusprechen“, erklärt Nemer in der Einleitung des Berichts selbst. Die Vorbereitung dieses Berichts habe „mehr öffentliche Erwartungen geweckt als jedes Projekt in der Geschichte dieses Büros.“
Bericht fordert Einrichtung eines „dedizierten Dienstes zur Untersuchung von UAP“
Die wichtigste Empfehlung des Berichts ist jene, nach der die kanadische Regierung einen „dedizierten Dienst“ einrichten solle, um UAP-Daten zu verwalten und zu analysieren. Geleitet werden solle dieser Dienst von einer föderalen Einrichtung wie etwa der kanadischen Raumfahrtbehörde „Canadian Space Agency“ (CSA). Ziele sollen das Sammeln von Zeugenaussagen und die Untersuchung von Sichtungsfälle sein. Hinzu sollten die Ergebnisse dieser Arbeit und Analysen öffentlich zugänglich gemacht werden. Der „UFO-Dienst“ solle auch die Führung bei der Information der Kanadier über UAP übernehmen und mit anderen Regierungsstellen sowie die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern koordinieren.
„Ein strukturierterer Ansatz für das Management von UAP-Berichten in Kanada wäre in vielerlei Hinsicht vorteilhaft“, argumentiert der Bericht. „Er würde die Transparenz verbessern und Desinformationen bekämpfen; er würde auch Kanadas Engagement für wissenschaftliche Strenge und Untersuchung demonstrieren. (…) Daten zu UAPs sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um Transparenz zu gewährleisten und die Forschung zu unterstützen. (…) Die Annahme eines wissenschaftlich fundierten, kollaborativen Ansatzes wird dazu beitragen, öffentliche Bedenken auszuräumen, UAPs zu entmystifizieren und möglicherweise wertvolle Einblicke in derzeit unerklärliche Luftphänomene zu gewinnen. (…) Daten zu UAPs sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um Transparenz zu gewährleisten und die Forschung zu unterstützen. (…) Die Annahme eines wissenschaftlich fundierten, kollaborativen Ansatzes wird dazu beitragen, öffentliche Bedenken auszuräumen, UAPs zu entmystifizieren und möglicherweise wertvolle Einblicke in derzeit unerklärliche Luftphänomene zu gewinnen.“
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Ob und wie die kanadische Regierung die Empfehlungen des Sky Canada Projekts umsetzen wird, ist derzeit nicht bekannt. In einer früheren Erklärung hatte ein CSA-Sprecher gegenüber CTVNews erklärt, dass „die Untersuchung von UAPs nicht in den Zuständigkeitsbereich der CSA fällt und es derzeit keine Pläne gibt, das Thema in Zukunft zu erkunden“. Bis zum Redaktionsschuss dieser Meldung lag noch keine Stellungnahme der CSA zum veröffentlichten Bericht und dessen Vorschlägen vor.
Hintergrund
In zahlreichen Ländern wurden und werden UFO/UAP von staatlichen Stellen untersucht. Während in den USA erst vor wenigen Jahren UFOs und UAP vom „All-doamin Anomaly Resolution Office“ (AARO) und dessen Vorgängerorganisationen (u.a. AATIP/AWSAP, UAPTF, AOIMSG) untersucht werden, erforscht in Frankreich die „Groupe d’études et d’informations sur les phénomènes aérospatiaux non identifiés“ (GEIPAN) seit 1977 UFO-Sichtungen und -Phänomene unter dem Dach der staatlichen französischen Raumfahrtagentur CNES. Auch der kanadische „National Research Council of Canada“ sammelte viele Jahre lang UAP-Berichte, bis sie 1995 diese Untersuchungen einstellte. Trotz existierender offizieller UFO-Akten und Sichtungen von Soldaten und Behörden, gab es in Deutschland noch nie eine offizielle UFO-Forschungsstelle. Allerdings gibt es hierzulande seit einigen Jahren mit dem „Interdisziplinären Forschungszentrum für Extratetrrestrik“ (IFEX) an der Universität Würzburg das weltweit einzige universitäre Forschungszentrum, dass sich ganz offiziell im Rahmen des Forschungskanons einer Universität auch mit der Untersuchung von UFOs/UAP beschäftigt.
Stigmatisierung und Fehlinformationen bekämpfen
Weitere Empfehlungen des Sky Canada Project konzentrieren sich auf die Unterstützung des öffentlichen Engagements, die Bekämpfung von Fehlinformationen, die Entwicklung digitaler Werkzeuge wie Apps zur Datenerfassung und die Verbesserung der Luftfahrtberichterstattung.
„Transport Canada sollte Piloten, Kabinencrews und Fluglotsen ermutigen, UAP-Sichtungen ohne Angst vor Stigmatisierung zu melden“, fügt der Bericht hinzu und bezieht sich dabei auf das föderale Verkehrsministerium. In Zusammenarbeit mit zivilen Fluglotsen solle Transport Canada auch Berichte analysieren und Piloten Erklärungen liefern, um „Ablenkungen während des Flugs zu reduzieren“.
Frühere Untersuchungen von CTVNews.ca haben gezeigt, wie UAP-Sichtungen in Kanada durch ein Flickwerk von Verfahren von Transport Canada, der Royal Canadian Air Force und anderen Regierungsbehörden und -agenturen erfasst werden, die seit Jahrzehnten Berichte von glaubwürdigen Zeugen wie Soldaten, Polizisten, Fluglotsen und Piloten auf medizinischen, militärischen, Fracht-, Passagier- und Regionalflügen erhalten (…GreWi berichtete).
„UAP-Berichte werden von verschiedenen Abteilungen in unterschiedlichen Formen empfangen, mit wenig Koordination oder Aufsicht, was zu inkonsistenter Datenerfassung führt, die wissenschaftliche Untersuchungen behindert“, heißt es im aktuellen Sky Canada Project-Bericht. „Es gibt keine offizielle zugängliche Plattform für Kanadier, um UAP-Sichtungen zu melden, potenzielle Erklärungen zu erhalten oder zuverlässige Informationen über UAPs zu überprüfen. Diese Situation trägt zur Verbreitung von Fehlinformationen und Desinformationen bei.“
Könnten UFOs außerirdische Technologie sein?
Die Website des „Sky Canada Project“ stellt ebenfalls klar, dass ihre Arbeit „nicht dazu dient, die Existenz außerirdischen Lebens oder außerirdischer Besucher zu beweisen oder zu widerlegen. „Entsprechend konzentriere sich dieser Bericht auf die Dienste, die der kanadischen Öffentlichkeit für die Meldung von UAPs zur Verfügung stehen, und nicht auf die UAPs selbst“, stellte Nemer in der Einleitung des Berichts klar. Im „Sky Canada Project“ gehe es jedoch nicht darum, zu untersuchen, was UAPs sind. Entsprechend würden Berichte über UAP-Sichtungen in dieser Frage nicht weiter analysiert, es sei denn, sie werden als Sicherheits- oder Sicherheitsrisiken eingestuft, erläutert auch der Bericht.
– HIER finden Sie den Vorab-Bericht des Sky Canada Projekt
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Recherchequelle: CTVNews.ca
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