Knochen im Tropfstein datiert Besiedlung Amerikas um mind. 400 Jahre vor
Fund eines prähistorischen menschlichen Skeletts in der Chan-Hol-Höhle bei Tulúm auf der Halbinsel Yukatan. Das Bild entstand vor der Plünderung der Fundstelle durch unbekannte Höhlentaucher.
Copyright/Quelle: Tom Poole, Liquid Junge Lab / uni-heidelberg.de
Heidelberg (Deutschland) – Ein Tropfstein, der sich auf dem Hüftknochen eines prähistorischen menschlichen Skeletts in der Chan-Hol-Höhle bei Tulúm auf der Halbinsel Yukatan gebildet hat, ermöglicht erstmals die Datierung des Fundes. Wie sich zeigt, sind die Knochen mindestens 13.000 Jahre alt. Damit handelt es sich um den bislang ältesten Knochenfund eines Menschen auf dem amerikanischen Kontinent und belegt zugleich die bislang unerwartet frühe Besiedlung Südmexikos.
Wie das Team um Prof. Dr. Wolfgang Stinnesbeck von der Universität Heidelberg und Arturo González vom mexikanischen Museo del Desierto, aktuell im Fachjournal „PLoS One“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0183345) berichtet, stammt das Skelett damit aller Voraussicht nach aus einer Kaltperiode am Ende der letzten Eiszeit, dem späten Pleistozän.
Bislang gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass eine erste Migration auf den amerikanischen Kontinent vor rund 12.600 Jahren durch einen eisfreien Korridor zwischen den schwindenden nordamerikanischen Gletschern über die eiszeitliche Bering-Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska stattgefunden hat.
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„Diese Theorie wird durch neue Funde aus Nord- und Südamerika zunehmend in Frage gestellt“, erläutert die Pressemitteilung der Heidelberger Universität und führt dazu weiter aus: „Sie deuten auf eine frühere Ankunft des Menschen hin. Allerdings handelt es sich bei diesen Funden zumeist um Artefakte oder Feuerstellen, deren Alter anhand der enthaltenen Sedimente datiert wurde. Knochenfunde des Menschen aus dem gesamten amerikanischen Kontinent, die ein Alter von mehr als 10.000 Jahren aufweisen, sind bisher außerordentlich selten.“
Bislang war eine genaue Datierung der bereits zuvor gemachten zahlreichen menschlichen Skelettfunde in der Höhle mittels der konventionelle Radiokarbon-Altersdatierungen (C-14) schwierig, da das in den Knochen enthaltene organische Kollagen durch die lange Verweildauer im Wasser vollständig ausgewaschen worden war.
Die Datierung eines Tropfsteins, der auf dem Hüftknochen des Skeletts gewachsen war, bot den Wissenschaftlern nun eine einzigartige Chance einer alternativen Altersbestimmung: „Die Analyse der Uranium-Thorium-Isotopen ergab ein Mindestalter des Skelettes von 11.300 Jahren. Ein deutlich höheres Alter zeigen jedoch die im Tropfstein gespeicherten Klima- und Niederschlagsdaten. Sie sind im Verhältnis der Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen messbar und wurden mit den Daten von ‚Umweltarchiven‘ aus anderen Teilen der Erde verglichen.“
Mit einem Alter von mindestens 13.000 Jahren stammt der Chan-Hol-Mensch damit vermutlich aus dem Jüngeren Dryas. „Es handelt sich damit um eines der ältesten menschlichen Skelette aus Amerika. Unsere Daten unterstreichen die große Bedeutung der Höhlenfunde von Tulúm für die Debatte um die Besiedelung des Kontinents“, betont Prof. Stinnesbeck abschließend.
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