Kohlenstoffemissionen auf dem Mond stellen Theorie der Mondentstehung in Zweifel

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Lücken in der Mond-Entstehungstheorie? Künstlerische Darstellung der Kollision zwischen der jungen Erde und Theia (Illu.). Copyright: NASA/JPL-Caltec

Lücken in der Mond-Entstehungstheorie? Künstlerische Darstellung der Kollision zwischen der jungen Erde und Theia (Illu.).
Copyright: NASA/JPL-Caltec

Osaka (Japan) – Wissenschaftler verschiedener japanischer Forschungsinstitutionen haben Hinweise auf uralten, in der Mondoberfläche eingebetteten Kohlenstoff gefunden. Das Vorhandensein dieses Kohlenstoffes legt nahe, dass das bislang mehrheitlich anerkannte Szenario der Entstehung des Erdtrabanten als Folge des Zusammenstoßes der noch jungen Erde mit einem etwa marsgroßen Himmelskörper, so nicht ganz stimmen kann.

Wie die Forscher und Forscherinnen um Shoichiro Yokota von der Osaka University aktuell im Fachjournal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.aba1050) berichten, beruhen ihre Beobachtungen auf neusten Analysen der Kohlenstoffdaten des KAGUYA-Mondorbiters.

Hintergrund
Nachdem die bemannten Apollo-Mondmissionen der 60er und 70er Jahre Proben von Mondgesteinen zurückgebracht hatten, begannen Wissenschaftler damit, eine Theorie zu formulieren, um die Entstehung des Erdtrabanten zu erklären. Laut dieser Theorie besteht der Mond aus Material, das bei einem Zusammenstoße der noch jungen Erde mit dem in etwa marsgroßen Protoplaneten Theia fortgeschleudert wurde und sich auf einer Erdumlaufbahn zum heutigen Mond zusammenfand. Ein Teil dieser Theorie basiert auf Daten aus den Apollo-Mondgesteinen, die darauf hinweisen, dass flüchtiger Kohlenstoff aufgrund der Hitze des gewaltigen Aufpralls vom Mond verdampfte.

Jetzt aber, so berichte die Autoren der aktuellen Studie, scheint es, dass der Mond mehr Kohlenstoff emittiert als bislang angenommen – mehr als durch zudem neue Kohlenstoffzusätze wie durch den Sonnenwind oder Kollisionen mit Mikrometeoroiden erklärt werden kann. Einige Teile des Mondes geben dabei sogar mehr Kohlenstoff ab als andere: Die Basaltebenen beispielsweise emittieren mehr Kohlenstoff als die Hochländer.

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Die Forscher selbst erklären dies durch den Umstand, dass das Oberflächenmaterial in den Ebenen jünger ist als das Material im Hochland und daher weniger Zeit zum Verdampfen hatte.

Die Ergebnisse der Forscher legen nahe, dass der Mond eine große Menge an altem Kohlenstoff unter seiner Oberfläche besitzt, der sich wahrscheinlich seit der Entstehung des Mondes dort befindet. Dies wiederspricht aber der Vorstellung von einem sehr heißen frühen Mond als Folge der Kollision zweier junger Felsplaneten.

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Quelle: ScienceMag.org

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