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Kontroverse um die 3D-Scan-Daten der Nofretete

Frontalansicht des 3D-Scans der Nofrete-Büste im Ägyptischen Museum Berlin Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)
Frontalansicht des 3D-Scans der Nofrete-Büste im Ägyptischen Museum Berlin Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)

Berlin (Deutschland) – Ebenso wie um ihr einst lebendiges Vorbild, so ranken sich auch um die weltberühmte und in Berlin ausgestellte Büste der Nofretete zahlreiche Mythen und Kontroversen – nicht zuletzt darüber, wem und wohin das Kunstwerk tatsächlich gehört. Ein bislang unbekannter Eigentumsstreit der ganz anderen Art wurde jahrelang auch um das Copyright nicht an der Büste selbst, sondern um einen offiziell angefertigten hochauflösenden 3D-Scan des Kunstwerks geführt und erst jüngst und nach einem langwierigen Verfahren beigelegt.

UPDATE 16. Dezember 2019
Rückfrage bei Cosmo Wenman
In Folge der Berichterstattung zum Copyright-Streit zwischen Wenman und der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) kam es zu zahlreichen unterschiedlichen Leserreaktionen – sowohl zum Verhalten der Stiftung wie auch bezüglich der Intensionen von Wenman, der sich in seinem eigenen Artikel als altruistischer Aktivist für ein freies Copyright von Digitaldaten zu grundsätzlich copyrightfreien Kunstwerken präsentiert – zugleich aber unter anderem etwa Gold- und Silberschmuckanhänger der Nofretete-Büste im Internet vertreibt. Nachdem Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) schon die SPK um ein Statement gebeten hatte, hat GreWi-Herausgeber Andreas Müller auch Cosmo Wenman die Aussagen der SPK und kritische Leserzuschriften vorgelegt und um einen Kommentar gebeten. Auch die Antwort hierauf sei im Folgenden in voller Länge, unkommentiert im Original (deutsche Übersetzung durch GreWi) wiedergegeben. Das UPDATE finden Sie am Ende dieser Meldung (siehe unten).

Dass Museen hochwertige 3D-Scans ihrer Schätze und Kunstwerke in der bekannten Museumsqualität anfertigen lassen, ist mittlerweile üblich. Doch mit den so erstellten Daten gehen viele Museen – obwohl viele davon mit öffentlichen Geldern finanziert und getragen werden – eher zurückhaltend um.

Auch am Ägyptischen Museum Berlin ließ man vor rund 10 Jahren einen Vollfarb-3D-Scan der 3.364 Jahre alten Büste anfertigen, die sich seit 1920 im Besitz des Museums befindet und hier zu einem Publikumsmagneten und gar Ikone Berlins wurde. Die Daten dieser Scans waren der Öffentlichkeit allerdings bislang nicht zugänglich.

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Seit 2016 bemühte sich der Künstler und Copyright-Freigabe-Aktivist Cosmo Wenman mit juristischer Hilfe und unter Berufung auf das bundesdeutsche Informationsfreiheitsgesetz – laut dem jeder hat das Recht auf den uneingeschränkten Zugang zu amtlichen Informationen von Bundesbehörden hat – um die Freigabe dieser Daten. Wenmans Begründung: Das Museum selbst ist staatlich und wird von der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) verwaltet. Das Informationsfreiheitsgesetzt berufe sich zudem auf sämtliche (nicht geheime) offiziellen Aufzeichnungen, darunter konventionelle Akten, elektronische Aufzeichnungen aller Art, Zeichnungen, Grafiken, Pläne, Ton- und Videoaufzeichnungen – also auch auf 3D-Scans von Büsten im Besitz eines staatlichen Museums.

Weitere digitale 3D-Scan-Ansicht der Nofrete-Büste im Ägyptischen Museum Berlin Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)
Weitere digitale 3D-Scan-Ansicht der Nofrete-Büste im Ägyptischen Museum Berlin
Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)

In einer ersten Reaktion habe das Museum gegenüber Wenman zwar bestätigt, dass die SPK eigentlich dazu verpflichtet sei, die Daten öffentlich zugänglich zu machen (Anm. GreWi: Tatsächlich besteht denn auch ganz sicher ein bestimmtes öffentliches Interesse an einem der meistkopierten Kunstwerke der Welt), doch stünde der Veröffentlichung dieser Daten nicht zuletzt auch das eigene kommerziellen Interessen des Museums im Wege, das Nachbildungen in Museumsqualität hochpreisig im Museums-Shop verkauft, dessen Einnahmen wiederum dem Museum zu Gute kommen.

Vor diesem Hintergrund habe die SPK dem Künstler nun angeboten, die Daten auf einem Computer in einer Anwaltskanzlei in Los Angeles zu begutachten, hierfür jedoch keinen ausreichend leistungsfähigen Computer zur Verfügung gestellt.

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Da Cosmo Wenman kein persönliches Interesse an den Scan-Daten verfolgte, sondern sich für deren öffentliche Zugänglichkeit einsetzt, beantragte er – erneut unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz – Auskunft über die vom Museum mittels der 3D-Scans erzielten Einnahmen. Diese beliefen sich laut der dann auch entsprechend erteilten Auskunft innerhalb der vergangenen 10 Jahre seit der Erstellung der Scans, auf weniger als 5.000 Euro. Laut Wenman sei die SPK damit also „an dem Vorhaben, die wertvollen Daten kommerziell zu nutzen gescheitert“, weshalb sämtliche Begründungen der Stiftung dafür, warum man die Daten nicht veröffentlichen könne, hinfällig geworden seien, so der Kunst-Aktivist.

Blick auf den digitalen Verweis auf „Creative-Commons-Lizenz“ auf dem Boden der digitalen Nofretete-Büste. Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)
Blick auf den digitalen Verweis auf „Creative-Commons-Lizenz“ auf dem Boden der digitalen Nofretete-Büste.
Quelle/Copyright: Cosmo Wenman / Creative Commons (CC BY-NC-SA) / Stuftung Preußischer Kuturbesitz (SPK)

In der Folge habe er dann von der SPK auch einen USB-Stick mit sämtlichen Scan-Daten zur Büste der Nofrete erhalten. Zu diesem Datenstick erläutert Wenman weiter: „Die SPK bekräftigte mir gegenüber, dass man keine legale Verpflichtung zur Übergabe der Daten in dieser direkten Form sehe, dass man auf diese Weise aber meinen spezifischen Ansprüchen, die Daten effektiv untersuchen zu können, entsprechen wolle. Die Stiftung unterstrich zudem, dass die Daten einzig und allein zu Informationszwecken und nicht zu kommerziellen Zwecken zur Verfügung gestellt würden. Für mich klingt das so, als wollte die SPK mir sagen, “Hier sind die Daten, nun lass uns in Ruhe.“

Nachdem Wenman zunächst auch über diese Entscheidung und Hinweise auf das eingeschränkte Nutzungsrecht nicht glücklich war, da er schließlich die Daten nicht für sich sondern für die Allgemeinheit öffentlich machen wollte, entdeckte er auf der Unterseite der digitalen Nofretete-Büste dann aber eine positive Überraschung: Im Gegensatz zum Original war hier nun ein Verweis auf die „Creative-Commons-Lizenz“ (CC BY-NC-SA) digital eingeprägt (siehe Abb. l.), wie er nicht Teil der ursprünglichen Daten war, die er noch – mehr schlecht als recht – in Los Angeles einsehen konnte, und wie sie ganz sicherlich auch nicht auf dem ägyptischen Original zu finden ist.

Laut dieser darf entsprechend ausgewiesenes Material (in diesem Fall also die Daten der 3D-Scans der Nofretete) „in jedwedem Format oder Medium vervielfältigt und weiterverbreit“, sowie bearbeitet, als „remixt, verändert und darauf aufbauend verändert werden“, solange diese und das Ergebnis nicht kommerziell genutzt und ebenfalls unter gleichen Copyright-Bedingungen weitergegeben werden, die Urheber- und Rechteangaben in angemessener Weise gemacht, ein Link zur Lizenz beigefügt und etwaige Veränderungen angegeben werden.

– Die Daten hat Wenman auf seiner Webseite bzw. via „Thingiverse.com“ veröffentlicht.

Obwohl Wenman sein Ziel also schlussendlich erreicht hat, zeigt er sich über den Umgang der SPK in der Sache und auch über den Umstand, dass man es letztendlich ihm überlassen habe, die Daten öffentlich zugänglich zu machen, statt sie selbst auf einer eigenen Webseite zu veröffentlichen, unzufrieden und geht mit der Stiftung in seinen Veröffentlichungen zur Causa Nofretete (1, 2) hart ins Gericht.

Der Herausgeber von Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi), Andreas Müller, hat die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) um ein Statement in der Sache und zu den Vorwürfen von Cosmo Wenman gebeten. Das ausführliche Antwortschreiben der Pressestelle der SPK finden sie im Folgenden im ungekürzten und unkommentierten Original:

Sehr geehrter Herr Müller,
die SPK hat nicht versucht, das Ergebnis der Scans der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Herr Wenman hat bereits in seiner ersten Anfrage das Informationsfreiheitsgesetz angeführt, wie er schreibt, um Druck aufzubauen. Eine Antwort hätte er auch ohne die Berufung auf dieses erhalten.

Der 3D-Scan, um den es geht, war explizit als Hybridvorlage eines neuen, im Anschluss manuell überarbeiteten Gipsabgusses der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin angefertigt worden, also als Arbeitsschritt im Workflow dieser Einrichtung der Staatlichen Museen zu Berlin, und nicht mit dem Ziel der digitalen Veröffentlichung.

Nicht nur vor diesem Hintergrund ist der betreffende Scan derzeit noch nicht öffentlich frei verfügbar online gestellt. Wie in dem Briefverkehr mit Herrn Wenman nachzulesen, sind die deutschen Kultureinrichtungen staatliche Einrichtungen, die überwiegend aus Steuergeldern finanziert werden (im Gegensatz zu den amerikanischen Kultur- und insbesondere Museumseinrichtungen, die Herrn Wenman sicher besser bekannt sind und die zu großen Teilen privat sind). Mithin sind diese Einrichtungen nicht nur an gesetzliche Rahmenbedingungen gebunden, sondern auch den staatlichen Zuwendungsgebern rechenschaftspflichtig. Dies gilt auch für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

In § 5 Abs. 4 Informationsweiterverwendungsgesetz ist ausdrücklich festgelegt, dass Kultureinrichtungen, die Informationen zur Weiterverwendung zur Verfügung stellen, in die Entgelte auch eine „angemessene Gewinnspanne“ einberechnen dürfen. Dies ist nicht nur ein Recht der Kultureinrichtungen (die ja ohnehin nicht über Rechte im eigentlichen Sinne verfügen), sondern dem liegt auch die Erwartung zu Grunde, dass die Kultureinrichtungen dieses Potential nutzen, um damit den deutschen Steuerzahler zu entlasten. Insofern erfüllt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Auftrag der Zuwendungsgeber, wenn sie sich bemüht, durch die Erzielung von Umsätzen Einnahmen zu erwirtschaften, die der öffentlichen Aufgabenerfüllung zu Gute kommen und den Zuwendungsbedarf senken. Grundsätzlich strebt die SPK umfassenden open access an, aber solche Einnahmen sind noch ein wichtiger Teil der Eigenmittel. Bei seiner Anfrage wollte sich Herr Wenman übrigens ausdrücklich nicht dazu verpflichten, die Daten nur nichtkommerziell zu nutzen und bei kommerzieller Nutzung eine Gebühr abzuführen.

Wie Ihnen wahrscheinlich bekannt ist, gibt es zu dem Thema auch in Deutschland eine rege Debatte und es ist durchaus möglich, dass sich die grundsätzliche Haltung hierzu in der Zukunft ändert. Dies ist aber eine Frage, die nicht die Stiftung allein entscheidet, sondern die einer ausführlichen Debatte der in Deutschland maßgeblichen Stakeholder und letztlich einer politischen Entscheidung bedarf.

Mehr zum Thema Digitalisierung bei der SPK finden Sie unter folgendem Link: http://www.preussischer-kulturbesitz.de/schwerpunkte/digitalisierung/

Informationen zur Digitalisierung in der Gipsformerei hier: http://www.preussischer-kulturbesitz.de/newsroom/dossiers-und-nachrichten/dossiers/dossier-digitalisierung/perfektes-zusammenspiel-digitalisierung-in-der-gipsformerei.html.

Hinweisen möchte ich Sie auch auf die Informationen, die wir 2016 angesichts des sogenannten „Nefertiti Hack“ veröffentlicht haben: http://www.preussischer-kulturbesitz.de/news-detail/article/2016/03/09/nefertiti-hack-ein-schwindel.html.

UPDATE 16. Dezember 2019
Rückfrage bei Cosmo Wenman
In Folge der Berichterstattung zum Copyright-Streit zwischen Wenman und der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) kam es zu zahlreichen unterschiedlichen Leserreaktionen – sowohl zum Verhalten der Stiftung wie auch bezüglich der Intensionen von Wenman, der sich in seinem eigenen Artikel als altruistischer Aktivist für ein freies Copyright von Digitaldaten zu grundsätzlich copyrightfreien Kunstwerken präsentiert – zugleich aber unter anderem etwa Gold- und Silberschmuckanhänger der Nofretete-Büste im Internet vertreibt.

Nachdem Grenzwissenschaft-Aktuell.de (GreWi) schon die SPK um ein Statement gebeten hatte, hat GreWi-Herausgeber Andreas Müller auch Cosmo Wenman die Aussagen der SPK und kritische Leserzuschriften vorgelegt und um einen Kommentar gebeten. Auch die Antwort hierauf sei im Folgenden in voller Länge, unkommentiert im Original (deutsche Übersetzung durch GreWi) wiedergegeben.

– Bitte beachten: Hierbei handelt es sich um eine von GreWi erstellte Übersetzung. Sollten Sie aus Wenmans Antwort zitieren wollen, bemühen Sie bitte das folgende englischsprachige Original.

Hallo und besten Dank für Ihre Rückfrage.
Ich habe Ihre Meldung Anfang dieser Woche gesehen: Sie waren die erste Person, die SPK um einen Kommentar gebeten hat, dafür vielen Dank.

Ich verstehe Ihre Frage und schätze die Skepsis Ihrer Leser. Gerne erläutere ich dazu meinen Standpunkt.

Mein Ziel war es immer, die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ (SPK) davon zu überzeugen, die Daten frei und ohne Nutzungseinschränkungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da das ursprüngliche Artefakt gemeinfrei ist, ist es besonders wichtig, einen möglichst breiten Zugriffsweg einzuräumen. Dies beinhaltet auch die Freigabe einer Nutzung für kommerzielle Zwecke. Ein Museum, das einem an sich gemeinfreien Werk oder Arbeit Nutzungsbeschränkungen auferlegt, einschließlich des Verbots der kommerziellen Nutzung, wirkt dadurch auch „abschreckend“ auf die rechtmäßige Wiederverwendung dieser Arbeit durch die Öffentlichkeit. Das ist falsch und muss bekämpft werden.

Es ist schon ein wenig traurig, dass die Leute (automatisch) misstrauisch sind, wenn es um kommerzielle kreative Verwendungen von gemeinfreier Kunst geht. Aber ich verstehe, dass diese Meinung weit verbreitet ist. Leider stärkt eine solche Stimmung die Zugangsverhinderungspolitik der Institute. Aus diesem Grund kämpfe ich bei meinen derzeitigen Bemühungen um den Zugang zu entsprechenden Werken im Rodin-Museum ausdrücklich für den Zugang zu deren Scans – auch für kommerzielle Zwecke. Ich möchte alle Beschränkungen reduzieren, die öffentliche Institutionen für diese Art von Daten erheben. Und ich entschuldige mich nicht dafür.

Cosmo Wenman Copyright: Cosmo Wenman
Cosmo Wenman
Copyright: Cosmo Wenman

Wie ich in meinem Artikel erkläre, interessierte mich nicht persönlich für die (auf der Grundlage meiner Anfrage mit Berufung auf das bundesdeutsche Informationfreiheitsgesetz, IFG) für mich in Los Angeles arrangierte persönliche, kontrollierte Inspektion der SPK-Daten. Aber ich fand es wichtig, das von der SPK praktizierte Konzept eines „Zugangs“ zu diesen Daten selbst mitzuerleben.

Mir ging es dabei um zwei Fragen: Was hält SPK für eine angemessene Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen für IFG-Zwecke und was hält SPK für einen „angemessenen Zugang“ im Hinblick auf ihren allgemeinen öffentlich-rechtlichen Auftrag als Museum?

Angesichts dieser letzteren Idee versuchte ich, mir während der Inspektion vorzustellen, wie jemand, der sich konkret für das Artefakt interessiert (etwa ein Student, Forscher, Wissenschaftler, Archäologe, Ägyptologe, Kunststudent oder Kunstliebhaber), von dieser eingeschränkten Art der Einsichtnahme der SPK-Daten durch SPK profitieren könnte. Das wollte ich mit meiner Bemerkung darüber, dass ich alles nur Mögliche über das Artefakt lernen wolle, ausdrücken. Meiner Meinung nach ist die SPK in beiden Punkten gescheitert:  Es gab (zunächst) lediglich einen vor dem Hintergrund der IFG-Zwecke unzureichenden Zugang und gleiches gilt für den öffentlichen Zugang (zu den Daten).

Es war nicht der richtige Ton für meine Geschichte, aber ich will Ihnen hier sagen, dass ich die Inspektionsvereinbarungen durch die SPK als absolut inkompetent Empfunden habe, und es ist schwer vorstellbar, dass die SPK darum zu diesem Zeitpunkt über die inadäquate Situation nicht im Klaren war.

Desweiteren erlauben Sie mir auch folgende Ausführungen zu meinen Online-Shops und meinen – altruistischen – Absichten:

Es ist mir wirklich ein Anliegen, dass diese Art von Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Sehen Sie hierzu meine Kommentare, wie ich die Chancen sehe, die dieser technologische Moment bietet:

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Mein Nofretete-Schmuck basiert sämtlich auf den Daten des „Hack-Scans“ von 2016, dessen Quelle SPK bislang selbst nicht ermittelt hat.

Hierfür habe die offiziellen SPK-Scandaten in keinster Weise genutzt. Ich habe diese Daten lediglich begutachtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aufgrund der Rolle, die ich beim Abrufen der realen SPK-Daten gespielt habe, würde SPK wahrscheinlich davon Kenntnis nehmen, wenn ich den echten Scan kommerziell nutzen würde. Aber: Jeder andere, der die Daten durch meine (legale) Veröffentlichungsarbeit erhält, ist durch die Anonymität geschützt (und kann die Daten nutzen).

Obwohl ich der Meinung bin, dass die nichtkommerziellen Beschränkungen von SPK rechtswidrig sind, bin ich wahrscheinlich die einzige Person auf der Welt, die die Daten nicht (frei) nutzen kann, ohne das Risiko einer rechtlichen Beanstandung durch die SPK einzugehen. Das bloße Vorhandensein der Daten birgt das Risiko, dass die SPK mich fälschlicherweise beschuldigt, sie kommerziell zu nutzen und gegen mich vorzugehen. Das ist ein echtes Risiko für mich, dem ich niemals entgehen kann. Aber ich dachte, dass es sich gelohnt hat, die Daten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Ich selbst bin freiberuflicher Designer und Berater, der sich auf digitale Design- und Fertigungstechniken spezialisiert hat. Ich werde dafür bezahlt, kreativ zu arbeiten. Es ist unwahrscheinlich, dass ich mit den echten Nofretete-Daten (um die es hier geht) jemals etwas Kreatives, Ausdrucksvolles oder Kommerzielles anfangen kann. Ich empfinde das als Verlust.

Ich bin zugleich aber stolz zuzugeben, dass meine Anstrengungen um den öffentlichen Zugang zu diesen (und anderen) Kunst-Daten dazu beitragen, meinen Ruf zu fördern, und hoffe, dass dies mir hilft, neue Kunden mit interessanten kreativen Herausforderungen zu finden. Wenn einer Ihrer skeptischen Leser weiterhin an meinem Altruismus zweifelt und sich dadurch besser fühlt, kann ich ihm gerne eine höhere Rate für meine Dienste in Rechnung stellen und ihm Recht geben 🙂

Hinzu habe ich die Antwort und Kommentare der SPK auf Ihre Anfrage gelesen, und muss sagen, dass ich sie für Unsinn halte.

Bei meiner Anfrage an die SPK habe ich mich sehr darum bemüht, keine Hinweise auf meine Absichten für die Daten zu geben. Die SPK hatte also absolut keine Ahnung, ob ich die Daten für kommerzielle oder wissenschaftliche Zwecke haben wollte – und sie haben auch nicht danach gefragt. Sie haben sich zunächst trotzdem geweigert, mir die Daten zu geben. Hier können interessierte Leser die vollständigen Kommunikation zwischen mir und der SPK nachlesen:

https://cosmowenman.files.wordpress.com/2019/10/20191029-cosmo-wenman-nefertiti-3d-scan-foia-effort.pdf

Die SPK gibt an, dass mein IFG-Aufruf unnötig gewesen sei, und hat sich dennoch zunächst geweigert, mir die Daten trotz meiner Berufung auf das IFG die Daten direkt zu übermitteln. Erst nachdem ich erneut die IFG benutzt hatte, um ihre Ausreden weiter in Frage zu stellen, gaben sie nach.

Die SPK erklärt auch, man hätte die Öffentlichkeit niemals vom Zugriff auf die Daten abhalten wollen. Aber genau das haben sie (zunächst) versucht! Und im nächsten Atemzug bestätigen sie, dass die Daten nie zur Veröffentlichung bestimmt waren!

Die SPK wiederholt also den Unsinn über die Einnahmen, die sie schützen müssen, obwohl diese nicht existieren und unterstellen zugleich, dass meine imaginären (weil auch der SPK gegenüber gar nicht geäußerten) angeblich kommerziellen Absichten verdächtig sind!

Ich möchte auch an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die (obig bereits angesprochene) Anti-Kommerz-Stimmung in der Öffentlichkeit eine Stimmung gegen die Absicht und Ziele der Open-Access-Politik – sozusagen eine Anti-Access-Politik – fördert.

Schlussendlich vermeidet die SPK Verantwortung für ihre eigene unsinnige Politik zu übernehmen, indem man sagt, es handele sich um eine „politische Entscheidung“, die andere getroffen und zu lösen haben und tun damit gerade so, als ob sie auch sonst lediglich Weisungen vom Gesetzgeber entgegennehmen und ausführen würden, wenn es etwa um eine Entscheidung darüber geht, welche Fotos für die Öffentlichkeit online gestellt werden sollen.

Ich hoffe, jene gegenüber meiner Position skeptischen GreWi-Leser werden einen Teil ihrer Skepsis auch gegen die SPK richten und darüber nachdenken, wie schwach und eigennützig die Position dieser riesigen Institution in dieser Sache ist.

Cosmo Wenman
cosmowenman.com

+ + + English original:

Hi and Thanks for writing.
I saw your story earlier this week: you were the first person to ask for a comment from SPK, so thank you for that.

I understand your question, and appreciate your readers‘ skepticism, and I am happy to clarify.

My goal was always to convince SPK to make the data freely available to the public, without any usage restrictions. Because the original artifact is in the public domain, it is particularly important to clear as wide a path to access as possible. That includes clearing a path for commercial uses. A museum that places any usage restrictions on a public domain work, including prohibitions against commercial uses, creates a „chilling effect“ on the public’s rightful reuse of that work. That’s wrong, and needs to be fought.

As I explained in my story, I was not directly interested in the in-person, controlled IFG inspection SPK arranged for me in Los Angeles. But I thought it was important to witness SPK’s concept of „access“. I wanted to witness two things: what does SPK consider to be adequate legal compliance for IFG purposes, and what does SPK consider to be adequate access in light of their overall public service mission as a museum. With this latter idea in mind, during the inspection I tried to imagine how anyone with an interest in the artifact–a scholar, archaeologist, Egyptologist, art student, art lover–could possibly benefit from viewing the data in the limited way SPK arranged. That is what I intended to express with my comment about learning anything about the artifact. In my view SPK failed on both counts–inadequate access for IFG purposes, and for public service purposes. It was not the right tone for my story, but I will tell you that I found SPK’s inspection arrangements to be utterly incompetent, and it is difficult to imagine they did not know it at the time.

About my Online-shops, and my altruistic intentions:

I genuinely want this kind of data to be available to the public. See my comments here on how I view the opportunities this technological moment presents: https://youtu.be/IZCoDV_TzVI

My Nefertiti jewelry is all derived from the 2016 „hack“ scan, the source of which SPK has made no effort to identify.

I’ve done absolutely nothing with the official SPK scan data other than look at it and share it with the public. Because of my role in obtaining the real SPK data, SPK would probably take notice if I made any commercial uses of the real scan. But everyone else who gets the data from me is protected by anonymity.

While I think SPK’s non-commercial restrictions are illegitimate, I am probably the only person in the world that cannot make use of the data without risking legal harassment from SPK. Merely having the data puts me at risk of SPK falsely accusing me of using it commercially and taking action against me. That is a real risk to me that I can never escape, but I thought it was worth it to make the data available to the public.

I am a freelance designer and consultant specializing in digital design and fabrication techniques. I’m paid to do creative work for a living. I am unlikely to ever do anything creative, expressive, or commercially viable with the real Nefertiti data, and I consider that a loss.

I’m proud to admit that my access efforts help raise my profile, and hope they help me meet new customers with interesting creative challenges. If any of your skeptical readers doubt my altruism, if it will make them feel better, I can give them a higher rate for my services and prove them right 🙂

I read SPK’s comments to you, and they are nonsense.

In my request to SPK, I was extremely careful to not give them any indication of my intentions for the data. SPK had absolutely no idea if I wanted it for commercial or scholarly purposes, and they did not ask. They refused to give me the data nonetheless. You can read it all for yourself:

https://cosmowenman.files.wordpress.com/2019/10/20191029-cosmo-wenman-nefertiti-3d-scan-foia-effort.pdf

SPK indicates that my IFG invocation was unnecessary, but they still initially refused to directly give me the data despite IFG. It was only after I used IFG again to further question their IFG-related excuses that they relented.

SPK also says they never intended to prevent the public from accessing the data, but that is exactly what they tried to do! And in the next breath they confirm that the data was never intended for publication!

They repeat their nonsense about the non-existent revenue they need to protect, while insinuating that my imaginary commercial intentions are suspect! (Demonstrating my point that anti-commercial sentiment benefits anti-access policies.)

Finally, they avoid responsibility for their stupid policies by saying it’s a political decision for others to solve. As though they take direction from the legislature on which individual photos to put online for the public to access.

I hope your readers will direct some of their skepticism toward SPK and consider how weak and self-serving that giant institution’s position is.

Cosmo Wenman
cosmowenman.com

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Quellen: C. Wenman, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Grenzwissenschaft-Aktuell.de

© grenzwissenschaft-aktuel.de

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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