„Kosmischer Gorilla“ könnte die Entdeckung von außerirdischer Intelligenz behindern

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Symbolbild: Gorilla.
Copyright: Alexas Fotos / CC0

Cádiz (Spanien) – Sie kennen das Gorilla-Experiment? Als Betrachter soll man die Anzahl der Pässe zählen, mit denen sich mehrere Spieler einen Ball zu werfen. Tun wir dies, übersehen wir vielfach einen weiteren Spieler im Gorilla-Kostüm, der die Szene eigentlich mehr als deutlich durchläuft. Dieses, von Psychologen als „Unaufmerksamkeitsblindheit“ bezeichnete Phänomen könnte uns auch von der Entdeckung außerirdischer Intelligenz abhalten, obwohl deren Anzeichen direkt vor uns liegen.

 

„Etwas ganz Ähnliches könnte uns passieren, wenn wir nach Spuren und Zeichen intelligenter Außerirdischer oder deren Signalen suchen“, geben die Neuropsychologen Gabriel de la Torre und Manuel García von der Universidad de Cádiz aktuell im Fachjournal „Acta Astronautica“ (DOI: 10.1016/j.actaastro.2018.02.036) zu bedenken. „Diese könnten sich in Dimensionen manifestieren, die (bislang) unserer Wahrnehmung entgangen sind, beispielsweise die kontrovers diskutierte Dunklen Materie oder Energie.“

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Tatsächlich ist die Frage, wie man außerirdische Signale überhaupt erkennen soll und kann schon lange ein von Experten kontrovers diskutiertes Problem: „Suchen wir auch wirklich am richtigen Ort und übersehen wir nicht vielleicht sogar selbst das Offensichtliche, weil wir es einfach nicht in Betracht ziehen?“

„Wenn wir Menschen uns andere intelligente Wesen vorstellen, so tendieren wir dazu, diese durch das Raster unserer eigenen Wahrnehmung zu sehen. Dennoch werden wir gerade von unserer eigenen Weltsicht und Vorstellung von uns selbst, in einer freien Betrachtung dieser Frage eingeschränkt und es fällt uns schwer, dies einzugestehen“, so De la Torre.

Statt dessen fordern die Wissenschaftler, dass wir uns von eben dieser Einschränkung befreien und auch bislang ungedachte Möglichkeiten, wie etwa überdimensionale Wesen, deren Existenz wir gar nicht fassen können; oder Intelligenzen, die aus Dunkler Materie oder Energieformen bestehen (…) in Betracht zu ziehen „Es besteht sogar die nicht zuletzt von Stephen Hawking beschriebene Möglichkeit, das weitere Universen neben dem unsrigen existieren.“

Die beiden Wissenschaftler beschreiben weiter, dass unsere eigenen Neurophysiologie, Psychologie und unser Bewusstsein eine wichtige Rolle bei der Suche nach außerirdischen Zivilisationen spielen können und mahnen, dass gerade dieser Aspekt bislang jedoch vernachlässigt wurde.

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In einem GreWi-Spezial untersucht GreWi-Herausgeber und Kornkreisforscher Andreas Müller das Für und Wider rund um die Frage, ob wir bereits „Kontakt“ in Form zweier Kornkreise am Radioteleskop von Chilbolton (s. Abb. l., Copyright: Steve Alexander, temporarytemples.co.uk) hatten. Der Artikel beleuchtet auch den Umgang von SETI-Astronomen angesichts des die Arecibo-SETI-Botschfaft von 1979 aufgreifenden Kornkreismusters und führt so auch anschaulich zur Fragestellung der heutigen GreWi-Meldung um den Artikel von Gabriel de la Torre und Manuel García zurück.

In einem Experiment baten die Wissenschaftler dann 137 Personen anhand von Luftbildern künstliche Strukturen wie Gebäude, Häuser und Straßen von natürlichen wie Bergen und Flüssen zu unterscheiden – und versteckten in einem der Bilder, in Anspielung an das eingangs erwähnte Experiment, die Abbildung eines Gorillas – mit ähnlichem Ergebnis.

Zuvor hatten die Wissenschaftler die Probanden anhand eines Fragekatalogs in eher intuitiv oder rational und methodisch denkende Typen eingeteilt. „Wir waren selbst von dem Ergebnis überrascht, denn es zeigte sich, dass gerade die eher intuitiv veranlagten Probanden den Gorilla deutlich öfter bemerkten als die Rationalisten.“

„Übertragen wir dieses Ergebnis nun auf die Suche nach außerirdischen Intelligenzen, so stellt sich die Frage, ob unsere derzeitige Strategie bei dieser Suche nicht vielleicht auch dazu verleitet, den ‚Gorilla‘ schlicht und einfach zu übersehen? Schließlich wird unsere traditionelle Vorstellung von Raum von unserem eigenen Gehirn eingeschränkt und es könnte sein, dass die Zeichen direkt vor uns liegen, wir aber nicht dazu in der Lage sind, sie (als solche) zu erkennen. Vielleicht auch, weil wir einfach nicht in die richtige Richtung schauen.“

Ein weiteres Beispiel, das das Forscherduo in seinem Artikel beschreibt, ist eine vermeintlich geometrische Struktur, die auf den Aufnahmen des Occator-Kraters auf dem Zwergplaneten Ceres zu erkennen ist: „Unser strukturierter Verstand sagt uns, dass diese Struktur wie ein Dreieck mit einem darin eingeschriebenen Quadrat, also wie etwas aussieht, dass es theoretisch auf Ceres nicht geben sollte. Dennoch stellt sich die Frage, ob wir hier nicht eine Bedeutung in etwas hineininterpretieren, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. In der Psychologie nennen wir dieses Phänomen ‚Pareidolie‘“ (Anm.Grewi: Pareidolie beschreibt jenes Phänomen, wenn wir in eigentlich chaotischen Strukturen wie Felsen oder Wolken, uns bekannte Objekte zu erkennen glauben.)


Im Innern des Occator-Kraters ist tatsächlich eine Struktur zu sehen, die wie ein Dreieck mit eingeschriebenen Quadrat erscheint. (Das Originalbild finden Sie HIER).

Copyright: NASA / JPL-Caltech / erw. Bearb.: grewi.de

„Aus neuropsychologischer Sicht gibt es da aber auch noch eine andere Option: Das Gegenteil könnte der Fall sein. Wir können also bereits ein Signal empfangen, ein Anzeichen gefunden haben, aber dennoch nicht in der Lage sein, es zu identifizieren. Das wäre dann tatsächlich das kosmische Gegenstück zum beschriebenen Gorilla-Effekt. Genau so etwas könnte also in der Vergangenheit bereits passiert sein oder uns jetzt gerade passieren.“

Anm. GreWi: Doch selbst, wenn wir den Gorilla erwarten, könnte genau das uns wiederum davon ablenken, andere und nicht weniger offensichtliche Hinweise zu erkennen…

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