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Kritik an Behauptung von Colossal über „wiederbelebte Schreckenswölfe“

Austin (USA) – Unmittelbar, nachdem das Biogenetik-Labor „Colossal Biosciences“ vor wenigen Tagen erklärte, man habe mit dem „Schreckenswolf“ erstmals eine ausgestorbene Tierart durch Cloning wieder zum Leben erweckt, sorgt die Meldung unter Wissenschaftler für Kritik und wissenschaftliche Korrekturen.

Einer von drei durch Colossal Biosciences erschaffenen „Schreckenswölfen“ im Altre von nun 5 Monaten.Copyright: www.colossal.com
Einer von drei durch Colossal Biosciences erschaffenen „Schreckenswölfen“ im Altre von nun 5 Monaten.
Copyright: www.colossal.com

Colossal selbst erklärte zunächst, bei den beiden Welpen Romulus und Remus und einem Weibchen namens Khaleesi handele es sich um geklonte „Schreckenswölfe“ (Aenocyon dirus) und damit um die ersten Exemplare einer einst (vor rund 10.000 Jahren) ausgestorbenen Art, die mithilfe genetischer Verfahren,  u. a. durch Klonen, wieder zum Leben erweckt wurde (…GreWi berichtete). Mittlerweile liegen jedoch ausführliche Informationen von Colossal selbst und Einordnungen verschiedener Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu dem vermeintlichen Forschungserfolg auf dem Weg des Genetik-Unternehmens zur Wiederbelebung von Thylacin (Beutelwolf), Dodo und Wollhaarmammut vor.

Colossal selbst behauptet, man habe das vollständige Genom des im Englischen als „Dire Wolf“ bezeichneten Tieres rekonstruiert. Dabei habe sich gezeigt, dass die „schrecklichen Hunde“ zu 99,5 Prozent genetisch mit Grauwölfen identisch sind. Da das bekannte Genom des Grauwolfs etwa 2,4 Milliarden Basenpaare umfasst, bleibt dennoch weiterhin Raum für Millionen von Unterschieden. Das entzifferte Genom des Schreckenwolfs will Colossal demnächst publizieren.

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Wie die Evolutionsbiologin und wissenschaftliche Leiterin von Colossal, Beth Shapiro, gegenüber dem „The New Scientist“ erläuterte, sei es nun gelungen, heutige Grauwölfe mit nur 20 Genveränderungen in Schreckenswölfe zu verwandeln. Zudem sollen fünf dieser 20 Veränderungen auf Mutationen beruhen, die bei Grauwölfen beispielsweise für ein helles Fell sorgen. „Nur 15 der Änderungen basieren direkt auf dem Genom des Schreckenswolfs und sollen Größe, Muskelbau und Ohrenform der Tiere beeinflussen.“ Es werde etwa ein Jahr dauern, bis klar ist, ob diese Veränderungen bei den genetisch modifizierten Tieren die gewünschten Effekte zeigen, sagt Shapiro dem „New Scientist“.

„Um eine ausgestorbene Art wirklich wieder zurückzubringen (de-extinktieren), müsste man sie klonen“, erläutert hingegen der Paläogenetiker Professor Nic Rawlence, Direktor Otago Palaeogenetics Laboratory an der University of Otago gegenüber „ScienceMediaCentre.co.nz“ und führt dazu weiter aus: „Das Problem ist: Wir können ausgestorbene Tiere nicht klonen, weil deren DNA nicht gut genug erhalten ist. Selbst wenn man das Genom sequenziert, kann man aus ausgestorbenen Tieren keine DNA in langen genug Fragmenten gewinnen, wie man es bei lebenden Tieren kann. Der einzige Weg also, ein Tier ‚zurückzubringen‘, besteht darin, neue Technologien der synthetischen Biologie wie CRISPR-Cas9 zu nutzen. Dabei handelt es sich um eine Art molekulare Schere, mit der man kleine Stücke DNA herausschneiden und neue DNA-Stücke einsetzen kann, was effektiv zu einer genetischen Veränderung führt.

Was Colossal also erzeugt hat, ist ein Grauwolf mit merkmalenähnlichen Eigenschaften des Schreckenswolfs. Das ist aber kein wiedererweckter Schreckenswolf, sondern vielmehr ein Hybrid. Und entscheidend ist: Es sind die Merkmale, die sie für typisch für den Schreckenswolf halten. Schreckenswölfe und Grauwölfe trennten sich vor etwa 2,5 bis 6 Millionen Jahren – sie gehören sogar zu völlig unterschiedlichen Gattungen. Colossal hat also die Genome des Schreckenswolfs und des Grauwolfs verglichen und aus rund 19.000 Genen abgeleitet, dass 20 Änderungen in 14 Genen ihnen einen Schreckenswolf ergeben würden.“

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Der Wissenschaftler wirft zudem eine weitere wichtige Frage auf: „Wie soll dieses Tier lernen, ein Schreckenswolf zu sein? Im Moment ist es einfach ein Wolf, der auf einer Koppel herumläuft. Und existiert das Ökosystem überhaupt noch, in dem es einst lebte? Es ist genau wie in dem ersten Jurassic-Park-Film, in dem die Triceratopse krank werden, weil sie Pflanzen fressen, die zur damaligen Zeit vor zig Millionen Jahren noch gar nicht existierten. Und kann man überhaupt genug Tiere zurückbringen, damit die Population nicht genetisch verarmt? Dafür braucht es mindestens etwa 500 Individuen, um die negativen Folgen von Inzucht zu vermeiden (man denke an die Habsburger).“ Abschließend gibt Rawlence zu bedenken: „Persönlich bin ich der Meinung: Entwickelt die De-Extinktions-Technologie – aber nutzt sie, um das zu bewahren, was wir noch haben. Holt keine Arten aus dem Aussterben zurück.“

– Weitere ausführliche kritische Experten-Kommentare von Rawlence und Kollegen finden Sie HIER

Ob man nun die derart erzeugten Welpen als wirkliche Schreckenswölfe anerkenne, ist selbst laut Shapiro also eine Frage dessen, wie man eine Art definiert: „Artenkonzepte sind menschliche Klassifikationssysteme, bei denen alle uneinig sein können und trotzdem alle recht haben. Man kann das phylogenetische [evolutionäre] Artenkonzept verwenden, um zu bestimmen, was man als Art bezeichnet. Wir verwenden das morphologische Artenkonzept und sagen: Wenn ein Tier wie eine bestimmte Tierart aussieht, dann ist es dieses Tier.“

Auch zur Zukunft der drei Welpen hat sich Shapiro geäußert. Diese würden auf einem 800 Hektar großen Reservat aufgezogen, wo sie beobachtet und betreut werden.
„Sie können sich keinen Splitter holen, ohne dass wir es wissen“, sagt sie. Es gebe keine Pläne, sie sich fortpflanzen zu lassen.“

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Recherchequellen: Colossal.com, ScienceMediaCentre.co.nz, NewScientist.com

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Andreas Müller
Fachjournalist Anomalistik | Autor | Publizist
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