Lebensspuren übersehen? Studie zeigt: Um mikrobisches Leben auf dem Mars zu finden, braucht es viel genauere Instrumente

Zwillinge: Das Bild links zeigt einen Landschaftsausschnitt aus dem Jezero-Krater auf dem Mars, dem aktuellen Einsatzort des NASA-Rovers Perseverance. Das Bild rechts zeigt eine Ansicht aus der Atacama-Wüste in Chile. Copyright: Mars: NASA/JPL-Caltech; Atacama: Armando Azua-Bustos
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Zwillinge: Das Bild links zeigt einen Landschaftsausschnitt aus dem Jezero-Krater auf dem Mars, dem aktuellen Einsatzort des NASA-Rovers Perseverance. Das Bild rechts zeigt eine Ansicht aus der Atacama-Wüste in Chile.Copyright: Mars: NASA/JPL-Caltech; Atacama: Armando Azua-Bustos

Zwillinge: Das Bild links zeigt einen Landschaftsausschnitt aus dem Jezero-Krater auf dem Mars, dem aktuellen Einsatzort des NASA-Rovers Perseverance. Das Bild rechts zeigt eine Ansicht aus der Atacama-Wüste in Chile.
Copyright: Mars: NASA/JPL-Caltech; Atacama: Armando Azua-Bustos

Ithaca (USA) – Derzeit suchen gleich zwei NASA-Rover nach Spuren einstigem (oder sogar heute noch aktivem) Leben auf dem Roten Planeten. Eine aktuelle Studie kommt nun jedoch zu der Einschätzung, dass es wesentlich sensiblere Instrumente als jene der Rover „Curiosity“ und „Perseverance“ braucht, um altes Leben auf dem Mars ausfindig machen zu können. Selbst die Instrumente des nächsten Mars-Rovers müssten für diese Aufgabe wesentlich verbessert werden.

Wie das Team um Armando Azua-Bustos vom Centro de Astrobiologica (CAB) in Madrid und Alberto Fairén ebenfalls vom CAB und derzeit Gastwissenschaftler an der Cornell University aktuell im Fachjournal „Nature Communications“ (DOI: 10.1038/s41467-023-36172-1 https://www.nature.com/articles/s41467-023-36172-1 ) berichtet, sind selbst die derzeitigen hochmodernsten Instrumente, die zum Sammeln und Analysieren von Beweisen für Leben auf dem Mars in Labors genutzt werden könnten oder an Bord der nächsten Rover-Missionen zum Mars geschickt werden, nicht empfindlich genug, um genaue Einschätzungen vorzunehmen.

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Gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen führte Fairén Tests an Sedimentgestein im Red-Stone-Delta in der Atacama-Wüste im Nordwesten Chiles durch, einem seit rund 150 Millionen Jahren ausgetrockneten Flussdelta der ältesten und trockensten Wüste der Erde. Die Wüstenregion gilt als geologisches Gegenstück zum Mars und entstand vermutlich ähnlich wie die Formationen im Mars-Krater, in dem der NASA-Rover „Perseverance“ nach Lebenszeichen sucht. Im Atacama-Sandstein finden sich Tonmineral-Schichten, Gipse und Salze, die einst in Gegenwart von Wasser entstanden sein müssen – ähnlich wie im Jezero auf dem Mars. Zudem fällt auch in der Atacama kein Regen – das spärlich vorhandene Wasser fällt hier lediglich in Form von sich in den Nächten niederschlagender Luftfeuchtigkeit an.

Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vier Instrumente, die derzeit auch auf dem Mars im Einsatz sind oder in Kürze dort eingesetzt werden sollen. Das Ergebnis: Zwar beinhalteten die so untersuchten Atacama-Proben Mikroorganismen, doch war es schwer, diese selbst mit irdischen Laborbedingungen überhaupt nachweisen, geschweige denn genau bestimmen zu können. Die Forschenden sprechen von einem „dunklen Mikrobiom“ und meinen damit eine Mischung aus Biosignaturen von aktuellen und alten Mikroorganismen, deren genaues Alter und Natur jedoch kaum zu bestimmen sei.

Ganz zu schweigen von den bisherigen Rover-Ausstattungen, die auf diese Weise also leicht Vorhandenes übersehen bzw. nicht erkannt haben könnten, so könnten auch die aktuellen und baldigen Instrumente auf dem Mars nicht sensibel genug sein, um ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen: „Insbesondere die Möglichkeit, bei der Suche nach Leben auf dem Mars falsche oder negative Ergebnisse zu erhalten, unterstreicht die Notwendigkeit leistungsfähigerer Werkzeuge“, so Azua-Bustos.

Entweder müssten also komplexere Instrumente zum rund 53 Millionen Kilometer fernen Mars oder Proben vom Roten Planeten zurück zur Erde gebracht werden, um so „schlüssig zu klären, ob jemals Leben auf dem Mars existiert hat“, so die Forschenden.

„Man muss sich also entscheiden, ob es vorteilhafter ist, eine begrenzte Analysefähigkeit auf der Marsoberfläche zu haben, um eine Vielzahl von Proben zu untersuchen oder nur begrenzte Proben zu haben, die mit der großen Vielfalt modernster Technologien hier auf der Erde analysiert werden können.“




Derzeit arbeitet die NASA mit der europäischen Weltraumorganisation ESA und anderen Ländern zusammen, um geologische Proben vom Mars, die vom Perseverance-Rover gesammelt wurden, sicher zur Erde zu transportieren. 2028 soll dann auch der erste europäische Mars-Rover namens Rosalind Franklin zum Mars starten. Dieser Rover wird dann einen Bohrer mit der bislang beispiellosen Fähigkeit tragen, bis in eine Tiefe von 2 Metern vorzudringen und so Sedimente erreichen, die besser vor den rauen Bedingungen auf der Marsoberfläche geschützt sind. „Wenn Biosignaturen in der Tiefe besser erhalten bleiben, was wir erwarten, wird es in diesen tiefen Proben eine größere Fülle und Vielfalt und eine bessere Erhaltung der Biosignaturen geben. Unsere Instrumente im Rover werden daher mehr Chancen haben, sie zu entdecken“, so Fairén. Entsprechend sollte er auch Instrumente mit sich führen, die eindeutige Ergebnisse erbringen können.

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Recherchequelle: Cornell University

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