Cambridge (USA) – Bereits im vergangenen März bestätigten sich erste Berechnungen aus dem Jahr 2019, die nahe legten, dass ein Meteor, der im Januar 2014 als Feuerspur in der Atmosphäre über Papua-Neuguinea verglüht war, nicht aus unserem eigenen Sonnensystem stammte, sondern interstellarer Herkunft war – und das fast 4 Jahre vor der Entdeckung des bislang offiziell ersten interstellaren Objekts im Sonnensystem – dem Objekt mit der Bezeichnung `Oumuamua. Neuste Daten von Regierungssensoren bestätigen die interstellare Herkunft nun weiterhin. Was bleibt, ist die Frage, ob Fragmente dieses interstellaren Objekts den Ritt durch die Erdatmosphäre überdauert haben und somit heute am Ozeanboden gefunden werden könnten? Mehr noch: Könnte es sich vielleicht sogar um Reste einer außerirdischen Technologie handeln?
Letztere Frage wurde nicht von irgendeinem Science-Fiction-Autoren aufgeworfen, sondern von dem Harvard-Astronomie-Professor Dr. Avi Loeb. Loeb ist für seine unkonventionelle Theorie bekannt, die astrophysikalischen Erklärungen für das Objekt `Oumuamua widerspricht und stattdessen in diesem Reste eines außerirdischen Artefakts vermutet (…GreWi berichtete). Seit 2021 verfolgen Loeb und Kollegen mit dem „Galileo Project“ an der Harvard University die Suche nach Beweisen für außerirdische Technologien auf der Erde und im Sonnensystem (…GreWi berichtete) und haben hierzu auch schon auf dem Dach des Harvard College Observatory ein KI-Beobachtungssystem für unidentifizierte Phänomene im Luftraum (UAP) bzw. UFOs installiert (…GreWi berichtete).
Hintergrund
Bereits 2019 hatten Amir Siraj und Professor Avi Loeb von der Harvard University via ArXiv.org dargelget, dass ein Meteor, der im Januar 2014 als Feuerspur in der Atmosphäre über Papua Neuguinea verglüht war. Während es sich bei ʻOumuamua um ein sehr großes Objekt handelte, war dieser „interstellare Besucher“ mit einem Durchmesser von wenigen Metern vergleichsweise klein – so klein, dass er vermutlich gänzlich in der Erdatmosphäre – als Meteor – verglühte (…Grei berichtete).
Das bisherige „Problem“ der Berechnungen der beiden Wissenschaftler: Ihre Arbeit basierte auf Informationen und Daten von Sensorik aus Regierungs- und Militärkreisen, die in teilweise als geheim klassifiziert waren und somit für den üblichen wissenschaftlichen Prozess nicht transparent vorlagen. Nicht zuletzt aus diesem Grund blieb es bislang auch nur bei einer Vorab-Publikation des Fachartikels via ArXiv.org und eine ordentliche Fachpublikation und damit einhergehend die Anerkennung der wissenschaftlichen Gemeinde stand noch aus.
Am 6. April 2022 veröffentlichte dann aber das US-amerikanische Space Command via Twitter eine formelle Bestätigung der Daten im CNEOS-Katalog, darin die von Loeb und Siraj ermittelte Geschwindigkeit und damit auch die interstellare Herkunft des Meteors.
6/ “I had the pleasure of signing a memo with @ussfspoc’s Chief Scientist, Dr. Mozer, to confirm that a previously-detected interstellar object was indeed an interstellar object, a confirmation that assisted the broader astronomical community.” pic.twitter.com/PGlIOnCSrW
— U.S. Space Command (@US_SpaceCom) April 7, 2022
„Diese Veröffentlichung stellt einen Wendepunkt dar, an dem die US-Regierung (mit klassifizierten Daten) den wissenschaftlichen Prozess unterstützt und die interstellare Herkunft des als ‚CNEOS-2014-01-08‘ bezeichneten Meteors mit einer Sicherheit von 99,999% bestätigt“, erklärt Loeb in einem eigenen Beitrag auf „TheDebrief.org“.
Auf diese Weise markiere diese Entdeckung eine neue Erkenntnis und Möglichkeit für die Forschung, da die Erde von nun als eine Art „Fischernetz für feste, interstellare Objekte“ betrachtet werden könne, so Loeb weiter. „Dadurch werden solche Objekte interstellarer Herkunft aber auch für unsere Beobachtungssysteme – Satelliten und bodengestützte Teleskope – sichtbar. CNEOS-2014-01-08 selbst zeigt, dass dies sogar auf relative kleine Objekte zutrifft, war der Meteor doch kaum mehr als ein Meter groß und entfachte beim Aufprall und Feuerritt durch die Atmosphäre gerade einmal ein bis zwei Prozent der Hiroshima-Bombe. Er war also hundert Mal kleiner als `Oumuamua.” Meteore interstellarer Herkunft können zudem anhand ihrer deutlich höheren Geschwindigkeit von der Mehrheit an Meteoriten, die aus dem Sonnensystem stammen, unterschieden werden.
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Mehr noch: Anhand der nun vorliegenden Daten des US-Space Commands konnten die beiden Wissenschaftler auch auf die Materialstärke des Objekts schließen: „Zu unserer eigenen Überraschung ist dieser Wert für CNEOS-2014–01–08 zwanzig Mal größer als die höchste bislang gemessene Stärke von felsigen Gesteinsmeteoriten und doppelt so groß wie die der robustesten Eisenmeteoriten.“ In einem vorab via ArXiv.org veröffentlichten Artikel zu diesen Berechnungen und auf Medium.com fast Loeb diese Beobachtungen wie folgt zusammen: “Der erste interstellare Meteor kann also kein Gesteinsmeteorit gewesen sein und glich somit nicht der Mehrheit der meisten Asteroiden im Sonnensystem.“
Die beschrieben Materialstärke lege demnach eine Zusammensetzung des Objekts dar, die auch größer ist als die von Eisenmeteoriten. Allerdings bedeute dieser Umstand aber noch nicht, dass der erste interstellare Meteor von einer technologischen Zivilisation hergestellt wurde: „Eisenmeteoriten machen etwa ein Zwanzigstel aller Meteoriten aus, die auf die Erde fallen. Ihre Zusammensetzung besteht zu 90-95 Prozent aus Eisen mit einem Rest aus Nickellegierungen, darunter Spuren von Iridium, Gallium und manchmal auch Gold. Grundsätzlich könnte ein interstellarer Meteor bzw. Meteorit aber auch exotische Materialien – etwa schwere Element – zur Erde bringen, dann etwa, wenn der Mutterkörper aus einer fernen Supernova oder dem Verschmelzen zweiter Neutronensterne hervorging”, so Loeb. „Alles in allem scheint es sich bei CNEOS-2014–01–08 um einen eher seltenen Meteor gehandelt zu haben, dessen mögliche Fragmente deshalb umso interessanter wären. (…) Wenn es sich um einen Meteor natürlich Ursprungs gehandelt hat, so wäre zu vermuten, dass es sich um einen Teil eines Merkur-ähnlichen Planeten handelt, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist.“
Für Loeb selbst ist der Nachweise eines interstellaren Meteors umso interessanter, da schlussendlich auch die Chance besteht, dass Teile des Meteorkörpers den Ritt durch die Atmosphäre doch überstanden haben und in den Ozean eingeschlagen sind. „Während Missionen, die etwa `Oumuamua hinterher fliegen sollen oder, wie die Mission OSIRIS-Rex auf einem Asteroiden landen, um von dort Proben zur Erde zu senden, Milliarden von Dollar kosten, könnte eine sehr viel günstigere Mission den Ozeanboden nach Fragmenten dieses oder andrer potenziell interstellarer Meteore (es wären dann Meteoriten) suchen, um diese dann im Labor untersuchen zu können.“ Tatsächlich gab es bereits solche Missionen: Etwa 2018 als das Forschungstauchboot „Natulius“ erfolgreich nach zuvor identifizierten möglichen Meteoritenkratern und entsprechenden Fragmenten vor der Küste von Washington suchte.
Tatsächlich ist Loeb gerade gemeinsam mit Kollegen dabei, eine solche Mission für die Suche nach Fragmenten des interstellaren Meteors zu konzipieren. Nicht zuletzt verbindet auch hier Loeb die Suche nach einem Objekt interstellarer Herkunft mit der Frage, ob es sich dabei vielleicht auch um ein künstliches Objekt, vielleicht ein Fragment einer außerirdischen Sonde, handeln könnte. „Alternativ könnte es sich um ein technologisches Objekt handeln, dass auf technologische Weise auf seine Reise geschickt wurde. (…) Es ist mein Traum, eines Tages die Bedienknöpfe eines Teils einer Technologie bedienen zu können, die außerhalb unserer Erde hergestellt wurde.“
– Dass diese Hoffnung sehr viel mehr mit historischen und wissenschaftlichen Fakten als mit Science-Fiction zu tun hat, legt Professor Avi Loeb selbst in einem Essay auf Medium.com dar: Darin dreht er die Perspektive um und läßt die irdische Sonde „New Horizons“ in einem Gedankenspiel auf einem fernen, erdähnlichen und von einer technologisch entwickelten Zivilisation bewohnten Planeten als Meteor bzw. Fragmente davon in einem dortigen Ozean abstürtzen. Dieses Essay im englischen Original finden Sie HIER
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Recherchequellen: eigene Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de, ArXiv.org, Medium.com, TheDebrief.org
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