New York (USA) – Mit der Erstausgabe von „Limina – The Journal for UAP Studies“ ist das bislang einzige akademische und expertenbegutachete Fachjournal für UAP/UFO-Forschung an den Start gegangen. Auch zwei Beiträge deutschsprachiger Autoren sind dabei.
Herausgegeben wird „Limina“ von Dr. Michael C. Cifone von der City University of New York, Bronx und Dr. Michael Silberstein vom Elizabethtown College. Auch die Redaktion ist hochrangig besetzt, darunter u.a. Dr. Alexander Wendt, Mershon Prof. of International Security & Political Science an der Ohio State University, Prof. Dr. Hakan Kayal vom Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Dr. Jacob Haqq-Misra vom Blue Marble Space Institute of Science; Dr. Filipe Nascimento, Sir Henry Wellcome Postdoctoral Research Fellow am Department of Neuromuscular Diseases des University College London; Dr. Kevin Knuth, Prof. of Physics State University of New York in Albany und Dr. Jeffrey Kripal, J. Newton Rayzor Chair in Philosophy and Religious Thought an der Rice University.
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In seinem Editorial erläutert und kritisiert Dr. Mike Cifone zugleich, dass UFOs bzw. UAP und deren wissenschaftliche Erforschung lange Zeit und meist noch immer nur dann in anerkannten Wissenschaftskreisen toleriert werden, wie sie „als einer organisierten, substanziellen wissenschaftlichen Forschung unwürdig oder am besten aus rein psychologische oder soziologische Neugier (oder eine Angelegenheit für Religionswissenschaftler) behandelt werden können. Immer wenn Arbeiten zu UAP oder UFOs in der Mainstream-Wissenschaft erschienen, beschränkten diese sich meist auf akzeptable und gut etablierte Publikationen eigener akademischer Disziplinen und die ihnen entsprechenden Zeitschriften. So finden sich beispielsweise spätestens seit den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Studien zu UAP bzw. UFOs in Zeitschriften, die sich der Atmosphärenwissenschaft oder Raumfahrt widmen, oder in solchen der Psychologie, Soziologie oder Religionswissenschaft – sogar der politischen Theorie. (…) Selten oder gar nicht wird es jedoch als ein Problem behandelt, das eine eigene Disziplin oder ein eigenes Fachgebiet erfordert. Tatsächlich spiegelt die Tatsache, dass Forschung und Reflexion zu UAP nur dann für die Veröffentlichung in seriösen, etablierten akademischen Fachzeitschriften akzeptabel sind, wenn diese Arbeit durch bestehende disziplinäre Kanäle abgewickelt werden kann, die etablierten Universitätsabteilungen entsprechen, eine tiefere epistemologische und sogar ontologische Unsicherheit hinsichtlich des eigentlichen Status des Themas wider.“
„Was sind UAP eigentlich, wenn wir sie nicht lediglich als Fallstudien behandeln – beispielsweise in atmosphärischer oder luftfahrttechnischer Physik oder der Psychologie der menschlichen Wahrnehmung? Diese Phänomene gelten oft als Kuriositäten, die bei weiteren physischen oder psychologischen Analysen (das heißt, wissenschaftlichen Analysen) zweifellos gelöst werden können. Dies spiegelt auch eine entsprechende Unbehaglichkeit im Umgang – oder Unwillen, UAP oder UFOs als Phänomene anzuerkennen, deren (objektive) Realität etabliert ist, also weder auf menschliche Wahrnehmungsfehler noch auf Instrumentenartefakte zurückzuführen sind, wie es die Evidenz jedoch mittlerweile klar zu zeigen scheint. Als Folge davon ist das wissenschaftliche Landschaftsbild zu diesem Thema tief problematisch (sogar verwirrend), wobei Veröffentlichungen oft als unzuverlässige Quellen für Wissen oder Informationen zu diesem Thema gelten. Dies lässt Wissenschaftler außerhalb der UAP- oder UFO-Forschungsgemeinschaft in einer Position radikaler Unsicherheit zurück.
Die Forderung, dass die Erforschung von UAP ausschließlich in bereits bestehende akademische Disziplinen gelenkt und diese Arbeit in entsprechenden Fachzeitschriften veröffentlicht wird, ermöglicht es, dass diese Ambivalenz und Unsicherheit fortbestehen. Auf diese Weise kann das Thema immer sicher (und muss tatsächlich) auf ein bloßes Problem in atmosphärischen, der Psychologie der menschlichen Wahrnehmung oder der Soziologie des menschlichen Glaubens reduziert werden – oder es kann als Problem in der Geschichte der menschlichen Religion und religiösen Erfahrung betrachtet werden. Dieser Ansatz vermeidet den weitaus anspruchsvolleren Zugang, der diese Phänomene als „real“ an sich betrachtet und daher ihre eigene Forschungsrichtung bildet, die wiederum eine weitere Verfeinerung der Realität dieser Phänomene jenseits der gängigen Annahmen aktueller wissenschaftlicher Disziplinen sucht.“
Neben den Editorials von Cifone und Dr. Mark Rodeghier vom J. Allen Hynek Center for UFO Studies (CUFOS) finden sich in der ersten Limina-Ausgabe folgende Fachartikel:
Phillipe Ailleris
Exploring Unidentified Aerospace Phenomena through Instrumented Field Studies: Historical Insights, Current Challenges, and Future Directions [Die Erforschung unidentifizierter Luft- und Raumfahrtphänomene durch instrumentierte Feldstudien: Historische Erkenntnisse, aktuelle Herausforderungen und zukünftige Ausrichtungen]
Eine detaillierte Überprüfung früherer Forschung zu UAP mit Reflexionen über die Zukunft der Forschung in einem neuen Umfeld ernsthaften und wissenschaftlichen Interesses anm Thema.
Danny Ammon
Development, Dissemination, and Revision of Good Scientific Practice for Research on UAP [Entwicklung, Verbreitung und Überarbeitung guter wissenschaftlicher Praktiken für die Forschung zu UAP]
Methodologische Überlegungen zu den besten Forschungspraktiken bei der Untersuchung von UAP, unter besonderer Berücksichtigung der Ethik bei der Datenerfassung von Personen, die über ihre Erfahrungen mit UAP berichten.
Massimo Teodorani
Investigating UAP Events Using Astronomical Techniques [Untersuchung von UAP-Ereignissen unter Verwendung astronomischer Techniken]
Eine Präsentation der Ergebnisse von Forschungen zu UAP unter Verwendung astronomischer Techniken, einschließlich einer Diskussion wichtiger methodischer Überlegungen für zukünftige Forschungen.
Zudem gibt es eine Buchrezension von Michael Uhall dem Buch „Contact with Extraterrestrial Intelligence and Human Law: The Applicability of Rules of War and Human Rights (2023)“ von Dr. Michael Bohlander (…GreWi berichtete) und GreWi-Herausgeber und Sachbuchautor Andreas Müller beschreibt in einem “Letter to the Editor” Polymath Prof. Wilhelm Schickard (1592-1635): Inventor of the mechanical calculating machine and the world’s first academic UFO-witness and investigator die UFO-Beobachtung des Universalgelehrten Prof. Wilhelm Schickard im 17. Jahrhundert (von der Müller auch schon für GreWi berichtet hatte).
Limina selbst und damit alle Artikel und Beiträge sind nach dem OpensSource-Konzept veröffentlicht und können somit online kostenfrei abgerufen werden (siehe obige Links).
„Es ist großartig zu sehen, dass die erste Ausgabe von Limina veröffentlicht wurde. Die Publikation präsentiert eine vielfältige Mischung von Artikeln/Berichten über UAPs, die von den technisch/wissenschaftlichen Aspekten der Untersuchung von UAP bis zur Methodik wissenschaftlicher Untersuchungen des Phänomens sowie den historischen Aspekten von UAP reichen. Die Untersuchung nicht identifizierter Luft- oder Raumphänomene erfordert eine sorgfältige Synergie von Ontologie, Epistemologie und philosophischen Perspektiven, und Limina bietet einen ausgezeichneten Start für diesen Ansatz in dem sich ständig weiterentwickelnden Feld von UAP.“
Dr. R. Mark Elowitz
SETI Institue Affiliate, Member of the American Astronomical Society (AAS)
Limina – The Journal of UAP Studies (biannual, peer-reviewed)
erscheint halbjährlich; ISSN: 2995-0384 (Online) | ISSN: 2995-0376 (Print)
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
3.-5. Februar: Gründungssymposium des akademischen Fachjournals für UAP-Forschung „Limina“ 10. Januar 2023
Limina – Akademisches Fachjournal für UFO-UAP-Forschung gegründet 5. August 2022
Schriftenreihe über UAP-Studien am IFEX der Universität Würzburg 19. Mai 2022
Universität Würzburg nimmt UAP/UFOs in den Forschungskanon auf 8. Februar 2022
Recherchequelle: Limina
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