Künstliches planetares Magnetfeld soll den Mars wieder lebensfreundlich machen
Die Grafik erläutert das neue Prinzip des „umweltfreundlichen Terraformings“ des Mars (Illu.).
Copyright: Green et al. / NASA
Washington (USA) – Während andere Wissenschaftler den heut kalt und vornehmlich trockenen Mars durch radikale Terraforming-Maßnahmen sozusagen auf künstlich erzwungenem Wege seine einst lebensfreundliche Atmosphäre und Umwelt wieder zurückgeben wollen, haben NASA-Wissenschaftler nun eine neue Vision vorgestellt: Mit einem künstlichen planetaren Magnetfeld, soll der Mars-Natur wieder auf die Sprünge geholfen gelassen werden.
Bisherige Konzepte des Terraforming sahen für den Mars von der künstlichen Bewölkung, über den Einsatz von Chemikalien bis hin zur Zündung von Nuklearsprengköpfen vornehmlich radikale Maßnahmen vor (…GreWi berichtete).
Auf dem Planetary Science Vision 2050 Workshop präsentierten NASA-Visionäre um den Direktor der Planetary Science Division der NASA, Jim Green, nun erstmals ein Konzept zur nahezu natürlichen Widerherstellung des einst deutlich wärmeren, feuchteren und damit auch lebensfreundlicheren Marsklimas.
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Das gigantische Magnetfeld, so erläutern die Wissenschaftler die Vision, solle vor dem Planeten platziert werden und diesen in den durch den Sonnenwind erzeugten Magnetschweif einhüllen (s. Abb.o.) und so vor der schädlichen und stark erosiven Kraft eben dieses Sonnenwindes auf die gleiche Weise wie ein natürliches planetarer Schutzschild, die sogenannte Magnetosphäre, wie sie unserer Erde erzeugt und umgibt, schützen.
Planetenwissenschaftler gehen davon aus, dass auch der Mars einst ein eigenes planetaren Magnetfeld besaß, das jedoch vor Milliarden von Jahren kolabierte und seither die Planetenoberfläche ungeschützt dem Sonnenwind aussetzte.
Auf diese Weise wurde die einst deutlich dichtere Atmosphäre des Roten Planeten nach uns nach ins All gerissen, wodurch der Planet austrocknete und auskühlte.
„Die so geschaffene Situation würde dann viele Erosionsprozesse des Sonnenwindes eliminieren, und es der Marsatmosphäre wieder erlauben an Dichte, Druck und Temperatur zu gewinnen“, so die Forscher in ihrem zeitgleich veröffentlichten Artikel.
Simulation des erneut lebensfreundlich gemachten Mars (Illu.)
Copyright: Green et al. / NASA
Zwar klinge das Konzept im ersten Moment vielleicht fantastisch, doch werde schon heute am Miniaturausgaben der angedachten Magnetosphären geforscht, um damit Astronauten und Raumschiffe vor stellarer und kosmischer Strahlung zu schützen. In größerem Maßstab könnte genau diese Technologie auch den Mars umhüllen.
In Simulationen zeigen die Wissenschafter, wie die so erzeugte Magnetosphäre des Atmosphärenverlust des Mars aufhalten und den Atmosphärendruck schon binnen Jahren auf die Hälfte des irdischen Atmosphärendrucks erhöhen könnte. Angesichts einer derart dichteren Atmosphäre würde sich das planetaren Klima um etwa 4 Grad Celsius auf Temperaturen erhöhen, unter denen dann das an der nördlichen Polkappe gefrorenen Kohlendioxideis schmelzen und – in die Atmosphäre freigestezt – in dieser zu einem Treibhauseffekt führen würde. Auf diese Weise würden dann irgendwann einmal auch wieder Temperaturen entstehen, die dann das Wassereis des Mars in flüssiges Wasser, in Flüsse, Bäche, Seen und Meere verwandeln würden.“
Innerhalb weniger Generationen – und vielleicht sogar schon schneller – könnte der Mars auf diese Weise seine einst erdähnliche Lebensfreundlichkeit wieder erlangen ohne, dass es sich dabei um Terrraforming im bisherigen Sinne handeln würde: „Wir würden das Klima nicht künstlich verändern, sondern es der Natur lediglich wieder erlauben, geschützt von einem planetaren Magnetfeld – ihren einstigen Weg zu gehen. Alles das basiert zudem auf der Physik, die wir heute schon verstehen“, so Green abschließend. „Sollte dies innerhalb eines Menschenlebens gelingen, so wäre eine praktikable und erfolgreiche Kolonisation des Mars nicht mehr fern.“
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