Marienwunder: Vatikan setzt „Internationales Observatorium für Erscheinungen und mystische Phänomene“ ein
Vatikan – An der päpstlichen Akademie „Pontificia Academia Mariana Internationalis“ (PAMI) hat der Vatikan ein „Internationales Observatorium für Erscheinungen und mystische Phänomene“ eingerichtet, das Marienwunder untersuchen soll.
Wie die Pressemitteilung der PAMI am vergangenen Donnerstag mitteilte, soll das Gremium verschiedene Fälle sogenannter Mariophanien untersuchen, analysieren und deuten. Zu den „mystischen Phänomenen“ von Interesse gehören demnach Marienerscheinungen, weinende Statuen und Abbilder (sog. Lakrimationen), innere Eingebungen, Fälle von Stigmata und andere mystische Phänomene, die sich aktuell zutragen oder bereits stattgefunden haben, aber noch auf eine Erklärung der kirchlichen Autorität bezüglich ihrer Echtheit warten.“
Mit dem „Osservatorio Internazione sulle apparizioni e i fenomeni mistici“ (OIA) will die Akademie „die Untersuchung, Authentifizierung und korrekte Verbreitung solcher Ereignisse (…) in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Lehramt, den zuständigen Behörden und den geltenden Normen des Heiligen Stuhls zu diesem Thema“ fördern.
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Laut dem PAMI-Präsidenten Pater Stefano Cecchin werde die Beobachtungsstelle dafür mit Experten und Forschern sowie hochrangigen Persönlichkeiten aus dem wissenschaftlichen Bereich sowie mit kirchlichen Behörden zusammenarbeiten.
Hintergrund: Auch UFO-Forscher untersuchen Marienerscheinungen
Obwohl die katholische Kirche sogenannte Marienerscheinungen sozusagen für sich und als göttliche Wunder beansprucht, werden die damit bezeichneten Phänomene schon lange auch alternativ gedeutet.
Neben skeptischen oder rein naturwissenschaftlichen Erklärungsansätzen haben auch schon namhafte UFO-Forscher wie etwa Jaques Vallée haben schon früh etwa die berühmten Marienerscheinungen im portugiesischen Fatima im Mai 1917, bei denen neben der weiblichen Erscheinung auch sogenannte „Sonnenwunder“ am Himmel über Zehntausenden Gläubigen eine zentrale Rolle spielten alternativ und im Sinne des UFO-Phänomens und sogar im Kontext eines möglichen Kontakterlebnisses mit Außerirdischen diskutiert.
Schon seit vielen Jahren verfolgt auch der portugiesische Historiker und UFO-Forscher Professor Dr. Joaquim Fernandes von der Universidade Fernando Pessoa in Porto diese Theorie und hat hierzu nicht zuletzt 2022 gemeinsam mit dem UFO-Forscher Francisco Mourao Corrê im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts „Project Stellar“ auch die Ereignisse von Fatima erneut in den Fokus ihrer Untersuchungen gerückt. Wie Prof. Fernandes jüngst auf dem „Inaugural Symposium 2023“ der akademischen UFO-Fachjournals „Liminia“ berichtete, konnten sie anhand der damaligen Augenzeugenberichte und Wunderbeschreibungen bereits physikalische Wechselwirkungen etwa des „Sonnenwunders“ rekonstruieren, die auf Strahlungs- und/oder Hitzephänomene hindeuten, anhand derer nun auch die Flugroute der „tanzenden Sonne“ über die Menschenmenge der Zeugen beschrieben werden konnte. Auch die „Marienerscheinung“ selbst habe schon viel eher einer futuristischen „Raumfahrerin“ als jener klassischen Marienfigur geglichen, zu der die Kirche die Schilderungen der Seher-Kinder später stilisiert habe, so die Forscher (s. Abb.).
Auch in den jüngsten Bemühungen um eine neue Wissenschaftlichkeit im Umgang mit den Phänomenen lassen sich Parallelen erkennen: So dürfte das die neuen Beobachtungsstelle für Marienwunder nicht ganz zufällig zeitlich auf die jüngsten Initiativen der US-Regierung, der NASA und anderer Forschungseinrichtungen zur wissenschaftlichen Untersuchung von unidentifizierten Phänomenen im Luftraum und anderer anomaler Erscheinungen folgen…?
Die Arbeit des OIA sei nicht zuletzt deshalb so wichtig, da „angebliche Botschaften oft Verwirrung stiften und ängstliche apokalyptische Szenarien oder sogar Anschuldigungen gegen den Papst und die Kirche verbreiten“, so Cecchin weiter. Dies allein sei natürlich schon ein grundsätzlicher Widerspruch an sich. Außerdem sei es laut Cecchin wichtig, „Unterstützung bei der Ausbildung zu leisten, da der Umgang mit bestimmten Fällen eine angemessene Vorbereitung erfordere“.
Die Beobachtungsstelle werden zudem „nationale und internationale Kommissionen einsetzen, um Erscheinungen und mystische Phänomene, die in verschiedenen Gebieten der Welt gemeldet werden, zu bewerten und zu untersuchen.“
Zum Thema
Bevor der Vatikan zukünftig also Berichte über Wunder und Erscheinungen anerkennt oder die Menschen selig- bzw. heiligspricht, die von solchen Erlebnissen berichten, wird ihre Gültigkeit mit wissenschaftlichen Kriterien und auf der Grundlage der OIA-Untersuchungen überprüften. Hierzu bestehe die Beobachtungsstelle aus einem Lenkungsausschuss und einem zentralen wissenschaftlichen Ausschuss. Darüber hinaus sollen die lokalen wissenschaftlichen Ausschüsse ein operatives Netzwerk schaffen, das den Aktionsradius immer weiter ausdehnen kann. Das Gremium soll regelmäßig tagen, aber bei Bedarf auch vor Ort arbeiten können. Schlussendlich soll über die Untersuchungsergebnisse dann auch transparent in Form von Veröffentlichungen berichtet werden.
Schon jetzt findet sich auf der OIA-Webseite ein umfangreicher Online-Video-Kurs zum kirchlichen Umgang mit Marienwundern
– Die OIA-Webseite finden die HIER
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Recherchequellen: www.pami.info
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