Tucson (USA) – Auf der Suche nach potenziellen Biosignaturen hat der NASA-Mars-Rover Perseverance im Marsboden zahlreiche erhaltene Moleküle entdeckt, die zu den Schlüsselbausteinen des Lebens zählen. Die kohlenstoffhaltigen Moleküle könnte das Ergebnis einstigen mikrobischen Lebens auf dem Mars sein, könnten aber zugleich auch auf nicht-bilogische Weise entstehen.
Wie Ashley E. Murphy vom Planetary Science Institute (PSI), Sunanda Sharma vom Jet Propulsion Laboratory der NASA und Ryan D. Roppel von der University of Pittsburgh aktuell im Fachjournal “Nature” (DOI: 10.1038/s41586-023-06143-z) berichten, gelang der Nachweis mit dem SHERLOC-Instrument (Scanning Habitable Environments with Raman & Luminescence for Organics & Chemical), einem kameragestützten Spektrometer, mit dem die mobile Laboreinheit im Mars-Krater Jezero nach potenziellen Biosignaturen fahndet, die einst in wässriger Umgebung von Organismen hinterlassen wurden.
Bei den Molekülen handele es sich um verschiedene Arten aromatischer und polyzyklisch-aromatischer Kohlenwasserstoffe, wie sie schon zuvor im Gale-Krater (…GreWi berichtete) und in Mars-Meteoriten entdeckt wurden.
Hintergrund
Organischer Kohlenstoff ist stets an ein Wasserstoff-Atom gebunden und bildet die Grundlage organischer Moleküle, aus denen heraus alle uns bekannten irdischen Lebensformen entstanden. Allerdings ist das Vorhandensein von organischem Kohlenstoff an sich noch kein Beweis für Leben auf dem Mars. Der Grund: Organischer Kohlenstoff kann auch unbelebte Quellen – Meteorite oder Vulkane – haben und sich alleine durch chemische Reaktionen an der Planetenoberfläche bilden.Organischer Kohlenstoff wurde zwar schon zuvor auf dem Mars entdeckt, doch lagen bislang nur Informationen zu bestimmen Verbindungen vor oder es gab keine Daten über den Gesamtgehalt des Gesteins an organischem Kohlenstoff, wie sie nun durch die neusten Messungen vorliegen.
Zwar gilt die Marsoberfläche heute als lebensfeindlich, doch gibt es Hin- und Beweise dafür, dass vor Milliarden von Jahren das Marsklima ähnlich war, wie das der Erde – der Planet über eine deutlich dichtere Atmosphäre und flüssiges Wasser in Form von Flüssen, Seen und Ozeanen verfügte.
„Der Nachweis dieser potenziellen Biomarker in zwei untersuchten urzeitlichen Seebetten auf dem Mars (in den Kraters Gale und Jezero) ist für ein besseres Verständnis der Diversität von Prozessen an der Marsoberfläche und der mögliche einstigen Lebensfreundlichkeit des Mars von großer Bedeutung“, kommentiert Murphy. „Die Entdeckung dieser Moleküle zeigt, dass es auf dem Mars einst zu komplexer organischer Geochemie gekommen ist, wie sie auf der Erde mit lebensfreundlichen Umgebungen assoziiert werden und zugleich auch geeignet wären, Spuren einstigen Lebens bis heute zu bewahren.“
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Zugleich geben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aber auch zu bedenken, dass die gefundenen organischen Moleküle aber auch auf nicht-biologische Weise entstanden sein könnten. Auf jeden Fall trage der jetzige Nachweis aber zu einem besseren Verständnis der einstigen Mars-Umgebung bei, die sich mehr und mehr als grundsätzlich lebensfreundlich abzeichnet.
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Rechercherquelle: PSI
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