Marsrover entdeckt mögliche Anzeichen für urzeitliches Leben auf dem Mars

Die Felsplatte „Cheyava Falls“ (l.) im Jezero-Krater beinhaltet Merkmale, die Hinterlassenschaften urzeitlicher Marsmikroben sein könnten. Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS
Lesezeit: ca. 4 Minuten
Die Felsplatte „Cheyava Falls“ (l.) im Jezero-Krater beinhaltet Merkmale, die Hinterlassenschaften urzeitlicher Marsmikroben sein könnten.Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Die Felsplatte „Cheyava Falls“ (l.) im Jezero-Krater beinhaltet Merkmale, die Hinterlassenschaften urzeitlicher Marsmikroben sein könnten.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Pasadena (USA) – An seinem aktuellen Arbeitsort im Jezero-Krater auf dem Mars hat der NASA-Rover Perseverance Merkmale in einem Stein entdeckt, bei denen es sich um Reste von urzeitlichen Mikroben handeln könnte.

Wie die NASA aktuell berichtet, legen erste Analysen mittels der Bordinstrumente des Mars-Rovers nahe, dass der als „Cheyava Falls“ bezeichnete 1x0,6 Meter große Felsbrocken Eigenschaften besitzt, die ein möglicher Hinweis für urzeitliches Leben sein könnten: „Der Felsen weist chemische Signaturen und Strukturen auf, die möglicherweise vor Milliarden von Jahren durch Leben entstanden sein könnten, als das vom Rover erkundete Gebiet fließendes Wasser enthielt. Andere Erklärungen für die beobachteten Merkmale werden vom Wissenschaftsteam in Betracht gezogen, und zukünftige Forschungsschritte werden erforderlich sein, um zu bestimmen, ob antikes Leben eine gültige Erklärung ist.“

Entdeckt wurde der Felsen als Gesteinsprobe Nr. 22 am 21. Juli 2024, als der Rover den nördlichen Rand des Neretva Vallis erkundete, einem 400 Meter breiten urzeitlichen Flusstal, das einst von Wasser geformt wurde, das in den Jezero-Krater strömte. „Diese Reise durch das Flussbett von Neretva Vallis hat sich ausgezahlt, da wir etwas gefunden haben, das wir noch nie zuvor gesehen haben, was unseren Wissenschaftlern viel zu untersuchen geben wird“, erläutert Nicola Fox, stellvertretende Administratorin der Science Mission Directorate am NASA-Hauptquartier in Washington.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ HIER können Sie den täglichen kostenlosen GreWi-Newsletter bestellen +

Wie die NASA weiter berichtet, legen mittlerweile mehrere und verschiedene Scans mit dem Bordinstrument SHERLOC (Scanning Habitable Environments with Raman & Luminescence for Organics & Chemicals) nahe, dass das untersuchte Gestein organische Verbindungen beinhaltet, darunter Kohlenstoffbasierte Moleküle, die zwar als „Bausteine des Lebens“ gelten, wie sie allerdings auch auf nicht-biologischem Wegen entstehen können.

Für den Projektwissenschaftler Ken Farley vom Caltech handelt es sich um die erste überzeugende und potenziell bedeutende Entdeckung im Gestein durch Perseverance: „Auf der einen Seite haben wir unsere erste überzeugende Entdeckung von organischem Material, auffällige bunte Flecken, die auf chemische Reaktionen hinweisen, die von mikrobiellen Leben als Energiequelle genutzt werden könnten, sowie klare Beweise dafür, dass Wasser – notwendig für Leben – einst durch den Felsen geflossen ist. Auf der anderen Seite konnten wir jedoch nicht genau bestimmen, wie der Felsen entstanden ist und inwieweit nahe gelegene Felsen Cheyava Falls erhitzt haben könnten und so zu diesen Merkmalen beigetragen haben.“

Panoramablick auf den Fundort von Cheyava Falls im Jezero-Krater. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Panoramablick auf den Fundort von Cheyava Falls im Jezero-Krater. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Wie die NASA-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten, verlaufen entlang des gesamten Felsens große weiße Adern aus Kalziumsulfat. Zwischen diesen Adern befinden sich Bänder aus Material, dessen rötliche Farbe auf das Vorhandensein von Hämatit hindeutet, einem der Mineralien, die dem Mars seine charakteristische rostige Farbe verleihen.

Bei der Untersuchung dieser Bereiche fanden sich Dutzende unregelmäßig geformter, millimetergroßer, weißlicher Flecken, die von schwarzem Material umgeben sind, ähnlich Leopardenflecken. Mit dem PIXL-Instrument (Planetary Instrument for X-ray Lithochemistry) an Bord des Rovers konnten die Forschenden feststellen, dass diese schwarzen Halos sowohl Eisen als auch Phosphat enthalten. „Diese Flecken sind eine große Überraschung“, kommentiert die Astrobiologin David Flannery, Mitglied des Perseverance-Wissenschaftsteams von der Queensland University of Technology in Australien. „Auf der Erde sind solche Merkmale in Gesteinen oft mit fossilen Aufzeichnungen von Mikroben verbunden, die einst im Untergrund lebten.“

Solche Flecken auf sedimentären Gesteinen der Erde können auftreten, wenn chemische Reaktionen mit Hämatit das Gestein von rot nach weiß verfärben. Diese Reaktionen können auch Eisen und Phosphat freisetzen, was möglicherweise zur Bildung der schwarzen Halos führt. Solche Reaktionen können eine Energiequelle für Mikroben sein, was die Verbindung zwischen solchen Merkmalen und Mikroben auf der Erde erklärt.

Detailansicht der Oberfläche von Cheyava-Falls.Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Detailansicht der Oberfläche von Cheyava-Falls.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

In einem Szenario, das das Perseverance-Wissenschaftsteam in Betracht zieht, wurde Cheyava Falls ursprünglich als Schlamm mit organischen Verbindungen abgelagert, die schließlich zu Gestein zementierten. Später durchdrang eine zweite Episode von Flüssigkeitsfluss Risse im Gestein, was zu Mineralablagerungen führte, die die heute sichtbaren großen weißen Kalciumsulfat-Adern bildeten und die Flecken verursachten.

Sowohl das organische Material als auch die Leopardenflecken sind von großem Interesse, aber sie sind nicht die einzigen Aspekte des Cheyava-Falls-Gesteins, die das Wissenschaftsteam vor ein Rätsel stellen. Die Forscher und Forscherinnen waren auch von dem Umstand überrascht, dass diese Adern mit millimetergroßen Kristallen aus Olivin gefüllt sind – einem Mineral, das aus Magma entsteht. „Das Olivin könnte mit Gesteinen in Zusammenhang stehen, die weiter oben am Rand des Flusstals gebildet wurden und möglicherweise durch die Kristallisation von Magma entstanden sind.“ Falls dies zutrifft, hat das Team eine weitere Frage zu beantworten: Könnten das Olivin und das Sulfat dem Gestein bei unbewohnbar hohen Temperaturen zugeführt worden sein, was eine abiotische chemische Reaktion auslöste, die zu den Leopardenflecken führte?

Mikroskopansicht der Probebohrung von Cheyava-Falls. Zu erkennen sind auch die beschriebenen Oberflächenmerkmale.Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Mikroskopansicht der Probebohrung von Cheyava-Falls. Zu erkennen sind auch die beschriebenen Oberflächenmerkmale.
Copyright: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

„Wir haben diesen Felsen mit Lasern und Röntgenstrahlen beschossen und ihn buchstäblich Tag und Nacht aus nahezu jedem denkbaren Winkel abgebildet“, erläutert Farley. „Wissenschaftlich gesehen hat Perseverance nichts mehr zu bieten. Um wirklich zu verstehen, was vor Milliarden von Jahren in diesem Mars-Flusstal im Jezero-Krater passiert ist, möchten wir eine Probe von Cheyava-Falls zur Erde bringen, damit sie mit den leistungsstarken Instrumenten in Laboratorien untersucht werden kann.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Ungewöhnlich hohe Mangan-Konzentration in urzeitlichem Flussbett auf dem Mars 2. Mai 2024
NASA-Rover „Curiosity” erreicht mögliches urzeitliches Flussbett auf dem Mars 5. April 2024
Weitere Studie beschreibt biogene Fossilien auf dem Mars 16. April 2020
GreWi-Interview: Astrobiologe wirft NASA Vertuschung der Entdeckung von Mars-Leben vor 9. März 2018

Recherchequelle: NASA

© grenzwissenschaft-aktuell.de